"Um aufzurütteln": Fränkisches Café streicht bestimmte Produkte von seiner Karte

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Erlanger Café "Brazil" streicht Produkte von Karte - "um aufzurütteln"
Das Erlanger Café Brazil reagiert mit einer Protest-Aktion auf die Politik der amerikanischen Regierung.
Erlanger Café "Brazil" streicht Produkte von Karte - "um aufzurütteln"
Café Brazil

In einem Erlanger Café hat es auf der Speisekarte vor Kurzem eine Veränderung gegeben. Mit der Protest-Aktion will die Betreiberin "ein Zeichen setzen".

Das Erlanger Café "Brazil" hat jüngst mit einer Protest-Aktion auf sich aufmerksam gemacht. Die Betreiberin will damit "ein Zeichen setzen" - gegen die Regierung der USA. "Die Situation ist, wie sie ist, aber sie gefällt uns nicht", erklärt die Café-Chefin Katja Helbig im Gespräch mit inFranken.de. "Also haben wir uns überlegt, was wir machen können." Es sollte etwas sein, was im Laden umsetzbar ist, aber womit man trotzdem auch die Öffentlichkeit erreicht. Die Idee also: alle amerikanischen Waren aus dem Sortiment nehmen.

Gesagt, getan: Helbig und ihr Team haben sämtliche amerikanischen Produkte von ihrer Speisekarte gestrichen und ersetzt. Darunter die Getränkemarken Coca-Cola, Schweppes sowie amerikanische Whiskeys. "Beim Essen waren es vor allem Marken wie Heinz oder amerikanische Erdnussbutter", erklärt die Chefin. Zuletzt wurde sogar noch ein Name für ein Frühstück auf der Speisekarte ersetzt: "Unsere Frühstücke sind nach Städten benannt, eines davon hieß bislang New York", sagt Helbig. Das Frühstück kann man nun unter dem Namen Montreal bestellen.

Protest-Aktion des Erlanger Cafés "Brazil" kommt gut an - "kritisch damit auseinandergesetzt"

"Wir haben uns durchaus kritisch damit auseinandergesetzt, was wir hier machen", erklärt die Pächterin weiter. Beispielsweise beim Frühstück mit dem Namen New York: "Die Stadt selbst hat ja eigentlich demokratisch gewählt", so Helbig. Trotzdem sei sie ein Teil der USA, "und wir machen das einfach, um die Menschen mal aufzurütteln. Gleichzeitig zeigen wir uns solidarisch mit Kanada, weswegen das Frühstück jetzt Montreal heißt."

Die Reaktionen seien bislang durchweg positiv ausgefallen. "Uns hat lediglich eine kritische Mail erreicht, in der eine Person angemerkt hat, dass Coca-Cola in Deutschland produziert wird und da ja auch Arbeitsplätze dran hängen", sagt die Café-Chefin. Auch darüber habe sich Helbig gemeinsam mit ihrem Team Gedanken gemacht. "Wir sind jedoch der Meinung: Coca-Cola ist und bleibt ein amerikanisches Produkt. Wenn beispielsweise Tesla boykottiert wird, hängen da auch Arbeitsplätze dran. Wir haben uns also trotzdem dafür entschieden, die Produkte rauszunehmen."

Ansonsten hätten bislang alle Gäste vollstes Verständnis für die Protest-Aktion gehabt, "wir haben nur Zuspruch erhalten", freut sich die Betreiberin des Cafés. "Man muss zwar dazu sagen, dass unsere Klientel im Allgemeinen auch sehr liberal, tolerant und weltoffen ist und wir eigentlich wussten, dass wir damit kaum anecken - allerdings wäre uns das auch egal gewesen."

US-Boykott hat sich zum Trend entwickelt - Produkte in Supermärkten auf dem Kopf

Helbig hätte nach eigener Aussage nicht gedacht, dass ihre Protest-Aktion derartige Wellen schlägt. "Die Aktion wird von ganz vielen Seiten wahrgenommen. Das freut uns natürlich sehr." Von Kanada ist kürzlich ein Trend nach Europa gekommen: In Supermärkten stellen Menschen US-Produkte auf den Kopf, um sie zu kennzeichnen

Wie die Deutsche Presseagentur Ende März berichtete, gaben in einer Umfrage über 2000 Teilnehmer an, dass sie in Anbetracht des Zollstreits wahrscheinlich keine Produkte mehr aus den USA kaufen würden. 53 Prozent antworteten explizit mit "Nein, bestimmt nicht" oder "Nein, wahrscheinlich nicht". Mehr Nachrichten aus Erlangen-Höchstadt und der Region findest du in unserem Lokalressort.