Galstervilla in Denkmalliste?

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Die Höchstadter Galster-Villa, das 1908 erbaute Domizil eines Krankenhaus-Chefarztes, soll die mittelfränkische Denkmalliste auf genommen werden. Doch der Eigentümer - der Landkreis - hat keine Nutzung für das Haus und pflegte es deshalb nur wenig.

Galstervilla nennt der Volksmund das Fachwerk-Gebäude mit Jugendstilelementen am Beginn des Treibwegs. Benannt ist sie nach dem Schuhfabrikanten Josef Galster, Ende der 30er Jahre erwarb. Gebaut hat das herrschaftliche Anwesen 1908 der damalige Bezirksarzt Dr. Günther, der Chefarzt am städtischen Krankenhaus war.

Dieser Dr. Günther ließ sogar Ansichtskarten von seinem neuen Domizil herstellen. Eine, die am 8. Juni 1909 versandt wurde, hat die Zeiten überdauert. Das Gebäude auch. Nur sein Zustand ist nicht mehr der beste. Und das wahrscheinlich, weil der Landkreis, der heutige Eigentümer, keine besondere Verwendung dafür hat. Der Garten ist zum Teil der Parkplatz für Krankenhausmitarbeiter: Im zweistöckigen Haus ist das Archiv des St-Anna-Krankenhauses untergebracht.

"Ich bin ganz angetan", sagt Rembrant Fiedler, der die Denkmalliste für Mittelfranken führt, über das Gebäude.
Er hat auch das Fachgutachten dafür erstellt und es der Stadt Höchstadt zugeleitet, um das so genannte Benehmen nach dem bayerischen Denkmalschutzgesetz herzustellen. Der Stadtrat hat diese Entscheidung zurückgestellt, bis Ende April der Kreis-Krankenhausausschuss getagt hat. Seit 2008 besteht aber eine Veränderungssperre für das Areal.

Fiedler beschreibt die Arztvilla als Bauwerk des Reformstils, das sich in seinem authentischen Baubestand erhalten hat. Das kann auch ein Passant von der Straße aus erkennen. Die schwere Haustür ist mit aufwändig geschnitzten Ornamenten versehen. In ihrer Mitte befindet sich ein geschmiedeter Türklopfer - reinster Jugendstil.

Jugendstil und Historismus
Das ist die eine kunsthistorische Quelle, aus der der Reformstil schöpft. Die andere ist ein reduzierter Historismus. Eine Bewegung um 1900, die sich Heimatschutz nannte, aber nichts mit der Verwendung des Wortes zu NS-Zeiten zu tun hat, verknüpfte regional überlieferte Bauformen und Baumaterialien - wie hier in Franken das Fachwerk - mit den damals zeitgemäßen Bauformen.

Als besondere Merkmal hebt der Fachmann beispielsweise den polygonalen Erker an der Südwestecke hervor oder die wintergartenartige Verglasung an der Südostecke des ersten Obergeschosses. Fiedler bezeichnet diesen Raum mit erhaltenen Buntglasfenstern als Übereck-Laube. Das Augenmerk lenkt er auch auf das Treppenhaus. Von außen ist es erkennbar durch ein aufwändig gestaltetes Rundfenster mit Stuckumrahmung. Im Inneren hat sich das Originaltreppengeländer erhalten.

"Die Villa zeigt eine insgesamt mit sparsamen Mitteln erreichte hohe repräsentative Wirkung im Äußeren wie im Inneren und ist in dieser Gestaltung in selten gewordener Vollständigkeit überliefert", fasst Fiedler zusammen.
Moderate Umänderungen kann sich der Fachmann vorstellen, um die wandfeste Ausstattung zu erhalten und gleichzeitig das Gebäude nach heutigem Bedarf zu nutzen.

Stadtrat Andreas Hänjes (SPD) sieht ganz persönlich in der Villa kein Denkmal. Jedenfalls möchte er keine Einschränkungen durch die nachträgliche Eintragung in die Denkmalliste. Das sehen die meisten seiner Ratskollgen wohl anders. Michael Schwägerl von der CSU signalisierte "volle Rückendeckung" für das Ansinnen des Denkmalamtes. Ihm stimmte Michael Ulbrich(JL) bei, der ein "klares Signal des Stadtrats" forderte. Und Ulrich Wustmann (CSU) verstand nicht, "warum der Landkreis so rumeiert".

Eingeschlagene Fensterscheiben
Mit dieser Aussage kritisiert er offenbar, dass der Landkreis seit etlichen Jahren die für Hauseigentümer üblichen Reparaturen unterlässt. Vom Parkplatz sieht man beispielsweise einige eingeschlagene Fensterscheiben, vor die von innen einfach Möbelstücke geschoben wurden. Vermutlich Archivregale. Georg Schockel (CSU) erweiterte die Thematik noch um den Erhalt des am Krankenhausgeländes Reststücks der Höchstadter Stadtmauer. Zu ihrer endgültigen Sicherung müsste bald was getan werden.