Freie Wähler nominieren Kandidaten

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Irene Häusler und Axel Rogner bei der Nominierungsveranstaltung in Röttenbach. Fotos: Christian Bauriedel
Irene Häusler und Axel Rogner bei der Nominierungsveranstaltung in Röttenbach.  Fotos: Christian Bauriedel
Der 28-jährige Patrick Prell ist der frisch gekürte Kandidat für die Landtagswahl.
Der 28-jährige Patrick Prell ist der frisch gekürte Kandidat für die Landtagswahl.
 
Karin Knorr kandidiert erneut für den Bezirkstag.
Karin Knorr kandidiert erneut für den Bezirkstag.
 

In der Vorrunde zur ZDF-Sendung "Ich kann Kanzler" ist er ausgeschieden. In der politischen Wirklichkeit möchte Patrick Prell Landtagsabgeordneter werden. Mit Axel Rogner wurde zum ersten Mal auch ein Kandidat für den Bundestag nominiert.

Um zu verdeutlichen, was ihn antreibt, für die Freien Wähler (FW) in den Landtagswahlkampf zu ziehen, braucht Patrick Prell zwei Blätter Papier. DIN A4, einseitig bedruckt. Zwei Blätter, mit denen er die Bedeutung seiner Partei für die Politik in Bayern darstellen will. Es sind zwei Gesetzentwürfe. Einer der CSU-Fraktion im Landtag, einer der FW. Prell hebt sie mit beiden Händen in die Höhe: "Das geht in München dauernd so. Erst bringen wir einen Gesetzentwurf ein. Kurz danach wird er von der CSU quasi eins zu eins kopiert. Und dann auch noch mit Rechtschreibfehlern." Für den 28-jährigen Röttenbacher ein klares Indiz dafür, dass die FW eigentlich schon an der Macht sind. Thematisch.

Dafür, dass sich das auch faktisch ändert, ist er am Donnerstagabend im Hotel Krebs in Röttenbach bei der FW-Nominierungsveranstaltung als Kandidat angetreten.
Einstimmig wurde er von den 26 Stimmberechtigten aus dem Landkreis in das Rennen um das Landtagsmandat für den Wahlkreis Erlangen-Höchstadt geschickt.
Wenn man Prell richtig versteht, sind die FW also eine Art CSU ohne Rechtschreibfehler. Im Lokalen erfolgreich, nur in manchen Ländern stark vertreten, im Bund noch nahezu gesichtslos, sind die Freien Wähler aber vor allem ein typisches Phänomen des deutschen Föderalismus.

Die Partei mit der kommunalen Herkunft hat es bisher nur in Bayern in den Landtag geschafft. Bei der Bayern-Wahl 2008 holten sie über zehn Prozent der Stimmen. In anderen Bundesländern scheiterte die Partei mit der Sonne im Logo bisher immer an der Fünf-Prozent-Hürde. Mit der Entscheidung, im nächsten Jahr auch bei der Bundestagswahl anzutreten, stehen nun die Parteimitglieder in den Wahlkreisen vor der Aufgabe, Kandidaten aufzustellen. So auch in Röttenbach.

Freie Wähler treten im Bund an

"Heute ist ein historischer Abend für die Freien Wähler", kündigt Kreisvorsitzende Irene Häusler den Tagesordnungspunkt Bundestagskandidat an. Bei fünf Regionaltreffen habe sich bei den Parteimitgliedern ein Kandidat herauskristallisiert. "Und Axel Rogner hat sich bereit erklärt, dies auch zu tun", sagt Häusler. Es klingt fast ein wenig wie eine Bürde. Rogner geht realistisch an seine Kandidatur heran. Als er Freunden davon erzählte, hätten diese nur gesagt: "Mensch, warum tust du dir das an?"

Rogner sieht sich als Pionier

Er selbst sehe sich als Pionier, wisse aber, dass es im Bund für die FW nicht einfach werden wird, die Fünf-Prozent-Hürde zu reißen. Einstimmig mit allen 30 Stimmen aus Stadt und Kreis schicken die Freien Wähler also den ehemaligen Präsidenten des Höchstadter EC in das Neuland Bundestagswahlkampf. "Abgewirtschaftet, abgehoben und ein Regieren vorbei an den Bürgern", lautet Rogners Beschreibung der "sogenannten etablierten Parteien".

Eine kritische Sicht auf die Konkurrenz lässt auch Prell anklingen: "Die Karrieristen von der CSU haben schon lange keinen Lohnzettel mehr in der Hand gehabt. Da geht´s ja gleich nach dem Studium auf die Posten." Der Röttenbacher Gemeinderat ist hauptberuflich Fachkraft für Abwassertechnik bei der Stadt Nürnberg. Nebenbei führt er von Röttenbach aus die Landesgeschäftsstelle der Jungen Freien Wähler Bayerns. Momentan steckt er mitten in den Vorbereitungen zur Meisterprüfung. Aus seiner Sicht besteht bei der Ausbildung junger Menschen Nachholbedarf. "Die Regierung spielt Studenten und Meister gegeneinander aus. Aus meiner Sicht gehören Meisterprüflinge im selben Maß gefördert wie Studierende." Für das Volksbegehren der Freien Wähler zur Abschaffung der Studiengebühren sieht Prell gute Chancen.

Auch seine Kandidatur sieht der Newcomer chancenreich, da die Amtsinhaberin der CSU, Christa Matschl, nicht mehr antritt. Ein bisschen Übung auf dem Parkett der Medien hatte Prell bisher schon: Als er sich auf die ZDF-Sendung "Ich kann Kanzler" beworben hatte, wurde er in die Vorauswahl genommen. Wegen seines Dialekts sei er jedoch nicht fernsehtauglich gewesen. Ob ihm der fränkische Akzent in München weiter helfen würde, bleibt abzuwarten. Zunächst müssen die Wähler entscheiden.

Für den Kreis Erlangen-Höchstadt und die Stadt Erlangen nominierten die Freien Wähler folgende Kandidaten:

Karin Knorr aus Marloffstein und Joachim Wersal aus Hemhofen für den Bezirkstag.

Patrick Prell aus Röttenbach und Steffen Schmidt aus Kleinseebach für den Landtag.

Axel Rogner aus Höchstadt für den Bundestag.