Horst Seehofer soll gehen. Das sagen zumindest einige Abgeordnete aus dem Nürnberger Raum. Und sie finden Anhänger - auch im Raum Erlangen-Höchstadt?
Der Chef des CSU-Kreisverbands Nürnberg West, Jochen Kohler, forderte Seehofers Rücktritt. Auf seiner Facebook-Seite schrieb Kohler: "Auch wenn Herr Seehofer selber gesagt hat, dass er keine Sekunde an einen Rücktritt denke, wir tun dies! Für einen personellen Neuanfang!" Auch der Oberfranke und Landtagsabgeordneter Alexander König will seinen Parteichef in neuer Rolle sehen.
Für den Restbayerns wird schnell klar: "Die Franken wieder einmal. Das rebellische Volk." Erinnerungen werden wohl wach an Gabriele Pauli, die ihrerseits Edmund Stoiber vom Ministerpräsidentenstuhl gestoßen hatte. Pauli, die Fürther Landrätin, hatte es damals geschafft. Nicht zuletzt auch durch den Rückhalt einer entsprechenden Anzahl von Parteifreunden. Doch wie sieht es aktuell aus? Wie sieht es im Landkreis Erlangen-Höchstadt aus? Rebellen und damit Königsmörder oder treue Parteisoldaten, die ihrem Chef die Stange halten?
Einer, der nahe am Geschehen dran ist, ist Walter Nussel. Der Burgstaller ist Landtagsabgeordneter und damit in München aktiv. Er ist aber auch noch Fraktionschef der CSU im Kreistag und somit der Basis verhaftet. Der Politprofi mahnt zur Ruhe: "Es ist der völlig falsche Weg, denn einige CSU-Parteifreunde nun gehen wollen. Wir müssen das ganze Thema, die Aufarbeitung der Wahl und die Rollen, die Personen dabei gespielt haben, erst einmal in Ruhe angehen." Er glaubt, dass sich einige wenige im Zusammenhang dieser Diskussion einen Namen machen wollen. "Doch das nutzt nicht der Partei", betont der Wahlmünchner. Es sei erst einmal zu sortieren, was der Auslöser für diesen schlechten Wahlausgang war. Dann müsse beantwortet werden wie die CSU damit, der neuen Situation, aber auch mit der AfD in Zukunft umgehen werde. Wenn das dann geschehen sei, erklärt Nussel: "Dann kann ich über die Personalfrage nachdenken und entsprechend entscheiden." Am Mittwoch gebe es die Aussprache in der Fraktion, "da gibt es viele Facetten, die es zu beleuchten gilt".
Nussel ist aber auch davon überzeugt, dass leddiglich ein Namensaustausch nicht funktioniere. "Es sind schnell andere Namen genannt, aber es zählt doch auch die Erfahrungen des Einzelnen." Gerasde in Hinsicht auf die Zusammenarbeit mit der Bundeskanzlerin Angela Merkel und den kommenden Koalitionsverhandlungen sei das eben auch wichtig.
Ins gleiche Horn stößt der CSU-Chef im Herzogenauracher Rathaus, Bernhard Schwab.
"Nein, wir begehren nicht auf", beantwortet er die Frage, ob der in Nürnberg gestartete Versuch einer Rebellion in
Herzogenaurach mitgetragen werde. Es gibt ein klares Bekenntnis: "Horst Seehofer ist unser Ministerpräsident und das ist er bis zur nächsten Wahl." Wie dann die Zusammensetzung des CSU-Vorstandes in Bayern aussehe und wer dann Ministerpräsident werde, "ist eine andere Geschichte".
Ebenso werden sich die Herzogenauracher Christdemokraten zunächst einmal in ihrem Gremium, im eigenen Vorstand mit der Wahl, aber auch der Ausrichtung für die Zukunft beschäftigen. Sicher ist Schwab, dass es zu Gesprächen kommen werde: "Die Personaldiskussion wird kommen und sie muss auch kommen." Aber es sei verfrüht, diese jetzt zu führen.
Mit Nussel eint ihn die Meinung, dass "wir erst einmal in Ruhe überlegen müssen". Die Wahlanalyse werde für alle zukünftigen Entscheidungen eine wichtige Rolle spielen. Nussel erklärte, dass sicher die "Flüchtlingspolitik" eine Rolle gespielt habe, "das zeigen die Ergebnisse in Niederbayern und den entsprechenden Grenzgebieten".