Fränkische Bauern wollen Artenvielfalt erhalten

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Links der Roggen, rechts die Wildkräuter: Landwirt Gerhard Kerschbaum auf der Ackerschutzfläche bei Hemhofen.
Links der Roggen, rechts die Wildkräuter: Landwirt Gerhard Kerschbaum auf der Ackerschutzfläche bei Hemhofen.
Die Bürgermeister Joachim Wersal (links) und Ludwig Wahl freuen sich über die Ackerschutz-Urkunden.
Die Bürgermeister Joachim Wersal (links) und Ludwig Wahl freuen sich über die  Ackerschutz-Urkunden.
 

Die Landwirte Gerhard Kerschbaum und Clemens Seeberger nehmen am Naturschutzprojekt "100 Äcker für die Vielfalt" in den Gemeinden Röttenbach und Hemhofen teil.

Oft trügt ja der erste Blick. Für das ungeschulte Auge sieht die Ackerfläche bei Hemhofen aus wie eine normale Brachfläche, ein unbewirtschaftetes Feld zwischen Straßenrand und Wald. Doch es handelt sich dabei um ein Refugium für verschwindende Pflanzen, um ein Schatzkästchen für Botaniker. Das Feld beherbergt selten gewordene, wilde Ackerkräuter. Es ist Teil des bundesweiten Naturschutz-Projektes "100 Äcker für die Vielfalt", ins Leben gerufen vom Landschaftspflegeverband und den Universitäten Göttingen und Kassel.


Naturschutz auf Ausgleichsfläche



Öko-Landwirt Gerhard Kerschbaum aus Hemhofen steht am Rand des Feldes. "Zu Beginn bin ich von einigen konventionell wirtschaftenden Kollegen noch belächelt worden." Da wären die skeptischen Fragen schon gekommen: Was machst du denn da auf dem sandigen Boden? Was wächst denn da? Wozu denn die Geschichte mit den Wildkräutern? Aber mit der Zeit hätten die Leute verstanden, worum es dabei geht.

Die besagte Brache sowie das angrenzende Roggenfeld sind Ausgleichsflächen im Besitz der Gemeinde. Jene Bereiche, die bei Baumaßnahmen, etwa bei Gewerbe- oder Wohngebieten, geschaffen werden, um die massenhafte Versiegelung auszugleichen und der Natur zu ihrem Recht zu verhelfen.


Roggen wechselt jährlich



Gerhard Kerschbaum und sein Landwirt-Kollege Clemens Seeberger sind von den Gemeinden Hemhofen und Röttenbach beauftragt, diese Flächen zu pflegen. Sie stehen dabei in enger Kooperation mit den Landschaftspflegern und dem Bund Naturschutz. Für die Aufnahme ins Projekt bekamen neben den beiden Landwirten auch die für die Flächen zuständigen Bürgermeister Joachim Wersal (Hemhofen, FW) und Ludwig Wahl (Röttenbach, FW) Urkunden überreicht.

Bernd Blümlein vom Landschaftspflegeverband erläutert beim Ortstermin das Prinzip: "Wir betreiben hier Brachenwechsel. Das heißt, jährlich wechselt der Roggen zwischen den beiden Feldern. Das leere Feld wird dann den heimischen Ackerkräutern überlassen. Somit schaffen wir Raum für selten gewordene Ackerkräuter." Viele der bedrohten Arten, wie etwa der Hasenklee, das Sandglöckchen, der Lämmersalat oder auch der Mohn seien eng mit dem Ackerbau des Menschen verbunden. "Durch die konventionelle Landwirtschaft mit ihren ,sauberen' Äckern sind viele Pflanzen selten geworden. Durch solche Maßnahmen helfen wir den tausende von Jahren alten Arten, einen Lebensraum zu erhalten", sagt Karin Klein-Schmidt vom Landschaftspflegeverband Mittelfranken.
Auch etwa die blauen Blüten der Kornblume und die roten Blüten des Mohns, die im Sommer aus den Ähren ragen, seien in vielen Teilen Deutschlands keine Selbstverständlichkeit mehr.

In Bayern sind mittlerweile 20 Äcker Teil des Projektes, bundesweit sind 100 geplant.