Nach seinem überragenden Wahlsieg will Florian Janik als neuer OB in Erlangen mit einer Ampel-Koalition regieren. Am Wahlabend war aber noch alles auf die beiden Kontrahenten von CSU und SPD konzentriert.
Die rote Rose hat einen grünen Stängel und einen gelben Fleck. Florian Janik bekommt sie am Wahlabend im Rathaus Erlangen in die Hand gedrückt. Schon fast in der Sakkotasche verschwunden, holt er sie doch noch einmal heraus. Jetzt trägt er die Ampel-Farben also auch sichtbar am Revers.
Mit der Grünen Liste und der FDP wird der SPD-Kandidat ab 1. Mai im Erlanger Rathaus regieren. Die Dreier-Koalition zeichnete sich nach der Wahl am 16. März ab, als sich die Grünen und die Liberalen im Stadtrat für den SPD-Kandidaten ausgesprochen haben. Eine schicksalhafte Wahlempfehlung, die dem amtierenden OB Siegfried Balleis von der CSU den Wiedereinzug ins Amt kräftig verhagelte. Nur 36,3 Prozent bekam Balleis.
In den letzten Wahlen konnte er sich noch deutlich durchsetzen: Zum Antritt 1996 errang Balleis 52,2 Prozent. 2002 waren es 58,3 Prozent. 2008 gaben 55,8 Prozent der Erlanger Wähler ihre Stimme dem CSU-Kandidaten.
"So eine Klatsche hätte ich ihm nicht gewünscht", sagt Dietmar Hahlweg, der für die SPD von 1972 bis 1996 OB in Erlangen war. Balleis habe schließlich nicht nur schlecht regiert, würdigte Vogel die Leistungen des noch amtierenden Oberbürgermeisters.
Auch der Wahlsieger selbst zeigt sich versöhnlich: "Siegfried Balleis hat in seiner Zeit als OB in Erlangen einen echten Kraftakt vollzogen." Trotzdem überwiegt bei den Sozialdemokraten die Freude über das grandiose Abschneiden. Die Bürgerferne der Politik macht Wolfgang Vogel, SPD-Landtagsabgeordneter aus Erlangen, für Balleis' schlechtes Ergebnis verantwortlich. "Die Menschen haben sich nicht mehr richtig wahrgenommen gefühlt." Auch seine Bewerbung als Sparkassen-Präsident, aus der dann doch nichts wurde, habe Balleis bei den Wählern Vertrauen gekostet. "Ein beruflicher Wechsel ist okay.
Aber ich muss dazu stehen", sagt Vogel.
Eine berufliche Veränderung muss Balleis nun mit seiner Wahlschlappe hinnehmen. Der 60-Jährige kündigte am Wahlabend an, sein Stadtratsmandat nicht anzutreten. Ein "echter Generationswechsel" müsse her. Seine Arbeit in der Partei wolle er fortführen. Ambitionen auf einen Posten in München habe er nicht. "Ich gehe ohne Wenn und Aber. Eine Erneuerung muss her", sagt Balleis.
Als der große Erneuerer tritt Florian Janik an. Mit großen Vorschusslorbeeren haben ihn die Erlanger ins Rathaus geschickt. Ob er es versteht, mit einer Ampel aus SPD, Grüner Liste und FDP umzugehen, muss sich zeigen. Die Tatsache, dass eine Rose nicht immer nur rot ist, hat er sich ja demonstrativ schon an den Anzug geheftet.