Der Falkendorfer Werner Seidl baut teilweise mannshohe Weihnachtspyramiden und fertigt auch Schwibbögen in Handarbeit an.
Ja, ist denn heut' schon Weihnachten? Nein, aber bald. Im Haus von Werner und Monika Seidl in Falkendorf ist es sogar das ganze Jahr über weihnachtlich und gibt es viel zu entdecken. Ein Hingucker sind die Kellerräume des Ehepaares, in denen erzgebirgische Holzkunst zu sehen ist.
Eigentlich müsste der 78-jährige ehemalige Metallfacharbeiter Werner Seidl ja ausgelastet sein, denn der Hobbymusiker betätigt sich schon seit Jahren intensiv als Tubaspieler. Dem ehemaligen Vorstandsmitglied der Jugendkapelle Aurachtal war es ein Dorn im Auge, dass sich nur wenig Kinder und Jugendliche für die Tuba interessierten und bei manchen Ständchen kein Tubist dabei war. Also erlernte er bei der Seniorenband der Stadtjugendkapelle und Norbert Engelmann das Tubaspielen, wurde aktives Mitglied und spielt auch bei den Ehemaligen der Jugendkapelle Aurachtal mit.
Vor etwa drei Jahren entdeckte er durch seine Schwiegertochter eine neue Herausforderung, die erzgebirgische Volkskunst. Seitdem ist es im Haus Seidl übers ganze Jahr weihnachtlich und es riecht intensiv nach Holz. In der kleinen Kellerwerkstatt fliegen die Späne und es wird gesägt, gefräst, poliert und lackiert. Nach Vorlage sägt Werner Seidl die Motive ins Holz. Dabei muss er auf den Millimeter genau arbeiten. "Man darf sich nicht versägen, sonst kann man das ganze Holzstück wegwerfen", sagt er.
Die dünnen Holzplatten mit den ausgesägten Motiven werden dicht hintereinander platziert, das bringt den plastischen Effekt und erfordert natürlich viel Handarbeit. Die Schwibbögen sind mal schlicht, mal verschnörkelt, mal größer, mal kleiner. So habe ihn der Werkstoff Holz schon immer fasziniert. "Seine Artenvielfalt, sein individuelles Erscheinungsbild und nicht zuletzt seine hervorragenden Eigenschaften machen Holz zum wichtigsten und meist genutzten nachwachsenden Rohstoff der Erde. Außerdem lässt es sich wunderbar bearbeiten", schwärmt der Hobbykünstler.
In den Kellerräumen von Seidls Haus stehen Pyramiden in allen Größen und zahlreiche Schwibbögen, alles Unikate und echte Handarbeit. "Ich kaufe nur Kabel und die elektrischen Kerzen, alles andere aus Holz mache ich selbst", erzählt Seidl in seiner kleinen Werkstatt inmitten halbfertiger Schwibbögen.
Die Pyramiden sind etwas anders als diejenigen, die üblicherweise auf den Weihnachtsmärkten zu finden sind und an Weihnachten auf Tischen oder Kommoden stehen. Die Werkstücke des Hobbykünstlers sind zum Teil schon etwas größer, nahezu mannshoch und liebevoll bis ins Detail gefertigt. Keine Pyramide gleicht der anderen. Werner Seidl nimmt zum Beispiel Gebäude als Vorlage, so auch die Dresdner Frauenkirche. "Die kleinen Fenster und Bögen waren schon eine Herausforderung und ich musste öfter mal von vorne anfangen, denn bei dem letzten Arbeitsschritt brachen manchmal die Sprossen", erzählt Seidl.