Anfang März wurden in der Aisch bei Mailach Überreste aus der Schlachtverwertung gefunden. Das Veterinäramt Erlangen-Höchstadt ermittelt auch im Raum Neustadt.
Es hätte ein schöner Spaziergang werden können. Die wärmende Frühlingssonne, das glitzernde Wasser der Aisch, die ersten Palmkätzchen. Ein herrlicher Freitag. Was eine Mailacherin entdeckte, als sie mit ihrem Enkel Anfang März an der Aisch spielte, wollte sich aber nicht so recht in das Frühlingsidyll einfügen.
"Reste aus der Schlachtverwertung aufgefunden", hieß es in der Meldung der Polizei dann. Wie das Veterinäramt mitteilt, handelte es sich genauer gesagt um drei halbe Schweineköpfe in der Aisch bei Mailach. Nachdem die Spaziergängerin ihren Fund gemeldet hat, stellte die Polizei nach kurzer Zeit das ganze Ausmaß der "Sauerei" fest.
Die drei Schweineköpfe wurden wohl in der Nacht von Donnerstag, 8. März, auf Freitag, 9. März, zwischen dem Wehr und der Aischbrücke bei Mailach ins Wasser geworfen. Die Polizei bittet noch immer um Hinweise aus der Bevölkerung. Dass es sich nicht um ein Kavaliersdelikt handelt, Schlachtabfälle in die Landschaft zu kippen, macht Christine Nagler vom Veterinäramt deutlich. Grundsätzlich bestehe die Gefahr der Übertragung von Tierkrankheiten oder sogar Tierseuchen. "Für Schweine drohen neben der Aujetzkischen Krankheit und der Europäischen Schweinepest aktuell auch die Infektion der Afrikanischen Schweinepest. Diese ist inzwischen sogar in Polen ausgebrochen", sagt Christine Nagler.
Gefahr durch Krankheitserreger Das Veterinäramt nimmt deshalb illegal entsorgte Schlachtabfälle ernst. Kontaminierte Schlachtabfälle, die durch Gewässer weit verstreut werden können, würden die Gefahr einer weiten Verbreitung von Krankheitserregern bergen, sagt Nagler. Eine Ansteckungsgefahr bestehe nicht nur für Wildtiere, sondern auch Haustiere könnten Krankheitserreger aufnehmen.
Das Veterinäramt versucht zur Zeit, die Herkunft der Schlachtabfälle zu ermitteln. Schlachtbetriebe müssen eine umfassende Dokumentation vorweisen können. "Entsprechende Betriebe müssen mit Kontrollen rechnen", sagt Christine Nagler. Das Veterinäramt hat Proben von den Schweineresten genommen. Nach Angaben der Polizei waren keine Ohrmarken zu erkennen.
Ruhig fließt die Aisch bei Mailach. Ein Landwirt-Ehepaar ist gerade damit beschäftigt, Holz zu machen. Die beiden hätten den ungewöhnlichen Einsatz der Polizei letztens mitbekommen. "Früher ist ja so manches in der Aisch geschwommen. Die Leute haben damals einfach ihren Müll hineingekippt", sagt die ältere Frau. Schon lange sei die Aisch ja aber ein sehr sauberer Fluss. "Für so was gibt's doch die Tierkörperverwertung", sagt der Landwirt noch kopfschüttelnd.
Es stellt sich die Frage, warum jemand seine "Sauerei" einfach im Grünen entsorgt. "Der Versuch einer Gewinnung von Aalen erscheint angesichts der Vorgehensweise eher abwegig", sagt Nagler. Bekannt geworden ist der Aalfang der besonderen Art durch das Buch "Die Blechtrommel" von Günter Grass. Darin wird beschrieben, wie Fischer einen Pferdekopf ausbringen, um Aale zu angeln.
Fälle dieser ungewöhnlichen Art des Angelns seien nicht bekannt, sagt Thomas Vordermeier von der Fachberatung für Fischerei Mittelfranken. "Die Geschichte von der Blechtrommel geistert öfter rum." Die Entsorgung von Schlachtabfällen im Gewässer bringe Keime ins Wasser und berge Probleme mit der Sauerstoffzehrung. "Für die Abfälle gibt es klare Entsorgungsregeln", sagt Vordermeier.
Vielleicht ging es ja bei der illegalen Entsorgung in der Aisch bei Mailach - wie meistens - ums Geldsparen? Dabei ist eine fachgerechte Entsorgung bei der Tierkörperbeseitigung nicht besonders teuer. Nach Angaben des Veterinäramts werden für die Entleerung und Entsorgung eines Behälters mit einem Fassungsvermögen von 120 Litern neun Euro veranschlagt. Mit einem Fassungsvermögen von 1100 Litern 90 Euro. Im Fall der drei Schweineköpfe wäre also keine unbezahlbare Summe zu Stande gekommen.
Dem Veterinäramt seien in den letzten Jahren nur sehr wenige Fälle von illegaler Schlachtentsorgung bekannt geworden. Die meisten Schweinehalter und Metzger seien sich der Gefahr bewusst und handelten verantwortungsvoll. Es sei möglich, dass die Abfälle aus Neustadt angeschwemmt wurden, sagt Nagler. Deshalb sei auch das Veterinäramt des Nachbarlandkreises informiert worden.