Bei massiv gestiegener Nachfrage: Tafel reduziert Vergabetermine für Lebensmittel drastisch

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Die Erlanger Tafel ist derzeit massiv überlastet und sieht sich deshalb gezwungen, den Rhythmus für die Lebensmittelausgabe umzustellen.
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Collage inFranken.de: Diakonie Erlangen

Die Erlanger Tafel geht einen drastischen Schritt und reduziert die Vergabetermine für Lebensmittel um 50 Prozent. Damit öffnet die Tafel nur noch jede zweite Woche ihre Türen. Gleichzeitig sei die Nachfrage massiv gestiegen.

  • Erlangen: Tafel reduziert Vergabe-Termine um die Hälfte 
  • Wegen steigender Preise: Anstieg der Nachfrage gleichzeitig massiv
  • "Schließung kommt nicht infrage": Tafel sieht keinen anderen Ausweg 

"Die Ehrenamtlichen sind hart an der Grenze", erklärt Tabea Bozada, Pressesprecherin der Stadtmission Nürnberg im Gespräch mit inFranken.de. Da eine Schließung der Tafel in Erlangen jedoch nicht infrage käme, sei die Umstellung ein "Notbehelf", um die Ehrenamtlichen wenigstens etwas entlasten zu können.

Erlanger Tafel reagiert auf enorme Belastung - Lagerkapazitäten und Helfer an der Grenze

Ab nächster Woche können sich die Bedürftige bei der Erlanger Tafel deshalb nur noch jede zweite Woche mit Lebensmitteln eindecken. Die Umstellung auf einen 14-Tage-Rhythmus sei eine notwendige Reaktion auf die extreme Belastung der Ehrenamtlichen in den letzten vier Monaten. Das teilte die Diakonie Erlangen im Zuge einer Presseinformation mit.

Demnach hätten die letzten Monate eine enorme Kraftanstrengung für die Helfenden dargestellt. Viele von ihnen seien sogar 20 bis 25 Stunden pro Woche ehrenamtlich im Einsatz gewesen und deshalb kräftemäßig am Limit.  "Unsere Mitarbeitenden haben vier Monate Höchstleistungen vollbracht", wird Johannes Sikorski, Teamleiter der Erlanger Tafel, in der Pressemitteilung zitiert. Umso verständlicher sei es, "dass sich irgendwann die Erschöpfung einstelle". Trotzdem sei man "unheimlich dankbar" für den Einsatz der Ehrenamtlichen.

Grund für die extreme Mehrbelastung sei der Diakonie Erlangen zufolge die extrem gestiegene Nachfrage. Die Kundenzahlen der Erlanger Tafel hätten sich demnach im letzten halben Jahr mehr als verdoppelt. Außerdem kämen auch "die vorhandenen Strukturen wie Lager- und Kühlkapazitäten angesichts der benötigten Lebensmittelmenge an ihre Grenzen".

Diakonie nennt Gründe für Mehrbelastung der Erlanger Tafel 

Ein Großteil der Mehrbelastung gehe auf "die plötzlich nötige Erstversorgung von ukrainischen Geflüchteten" zurück. "1500 Tüten gingen für die ukrainischen Tafel-Kund*innen pro Ausgabetag über den Tresen", heißt es in der Pressemitteilung der Diakonie Erlangen.

"Die Versorgung in dem neuen Ausmaß sei kräftezehrend und müsse machbar bleiben", heißt es weiter.  Deshalb habe man sich für eine Umstellung der Ausgaberoutine entschieden. Die Lebensmittelausgabe finde deshalb auch weiterhin an den gewohnten Tagen Montag, Mittwoch und Samstag statt - mit einer Änderung.

Alle Kund*innen könnten zwar in Zukunft nur noch alle zwei Wochen zur Abholung kommen, bekämen jeweils aber auch etwas mehr Lebensmittel als bisher. Zudem solle die Ausgabe aufgrund der hohen Nachfrage verlängert und das Team im Schichtbetrieb eingesetzt werden.

Erlanger Tafel prophezeit grassierende Armut durch Energiekrise - "erwarten weiter steigende Nachfrage"

Eine Entspannung der Lage erwartet man bei der Erlanger Tafel allerdings nicht, im Gegenteil. "Wir erwarten im Herbst und Winter eine weiter steigende Nachfrage bei der Tafel", prognostiziert Elke Bollmann, Leitung der sozialen Dienste in Erlangen.

Aufgrund steigender Lebensmittel- und Energiepreise rechne man damit, dass bei vielen Menschen das Geld nicht mehr zur Existenzsicherung reichen werde und sie in Armut rutschen.

Angesichts der im Hinblick dieser Entwicklungen viel zu niedrigen Kapazitäten der Erlanger Tafel befinde man sich derzeit aber "bereits im Austausch mit Unterstützer*innen aus der Stadtgesellschaft, um nach Lösungen zu suchen".