Erlangen-Höchstadt will Radler mobilisieren

2 Min
So viele Fahrräder gleichzeitig hatte der Höchstadter Marktplatz noch nie gesehen. Im August 2015 war Höchstadt ein Etappenziel auf der BR-Radltour. Dass künftig auch außerhalb solcher Großveranstaltungen mehr geradelt wird, darum will sich nun der Landkreis kümmern. Archivfoto: Rinklef
So viele Fahrräder gleichzeitig hatte der Höchstadter Marktplatz noch nie gesehen. Im August 2015 war Höchstadt ein Etappenziel auf der BR-Radltour. Dass künftig auch außerhalb solcher Großveranstaltungen mehr geradelt wird, darum will sich nun der Landkreis kümmern.  Archivfoto: Rinklef

Der Landkreis Erlangen-Höchstadt möchte "fahrradfreundliche Kommune" werden. Doch es soll um mehr gehen als um einen Titel.

Um den Fahrradverkehr in seinem Gebiet zu verbessern und noch mehr Bürger zu motivieren, vom Auto aufs Rad umzusteigen, nimmt der Landkreis bald an einem bayernweiten Programm teil.
In der gestrigen Kreisausschusssitzung votierten die Räte einstimmig dafür, dass der Landkreis Mitglied in der "Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen in Bayern" (AGFK) wird. Sie folgten damit einem Antrag der Grünen.

Zuvor hatte AGFK-Geschäftsführerin Sarah Guttenberger erläutert, was hinter der Organisation steckt und wo die Vorteile für teilnehmende Kommunen liegen.

Bayernweit sind bereits 53 Städte und acht Landkreise Mitglied. Auch die ERH-Kommunen Herzogenaurach, Uttenreuth und Baiersdorf nehmen bereits teil. Ziel sei es, die Infrastruktur, Service und Sicherheit für Radfahrer zu verbessern, so Guttenberger.


Nicht nur Radwegeausbau

Neben dem klassischen Radwegeausbau könne noch mehr getan werden, um mehr Menschen aufs Rad zu bringen. Erlangen habe etwa einen Fahrradstadtplan herausgebracht. Aber auch der Winterdienst auf den wichtigsten Radwegen, Fahrradstellplätze oder Gepäckfächer für Radwanderer seien Kriterien, um den Titel "fahrradfreundliche Kommune" zu erhalten.


Stresstest des Radverkehrs

Damit ERH offiziell fahrradfreundlich wird, muss sich das Radwegenetz im ganzen Landkreis nun einem ersten Stresstest von Fachleuten aussetzen.

Wo ist bereits schon gut ausgebaut? Wo liegen Schwächen? Enden Radwege im Nichts? Sind Baustellen gut für Fahrradfahrer zu durchfahren? Gibt es Schnellradwege und Servicestellen zur Reparatur? Nach vier Jahren wird erneut überprüft, ob sich im Radverkehr etwas verbessert hat. Also ob der Landkreis seine Hausaufgaben gemacht hat. Erst dann kann ERH die Auszeichnung "fahrradfreundlich" bekommen. Hierfür soll auch gemessen werden, ob sich tatsächlich mehr Menschen für das Rad entschieden haben.


Ziel: Fünf Prozent mehr Radler

Dazu gibt es sogenannte Modal-Split-Kennziffern, die aussagen, wie viele Menschen welches Verkehrsmittel genutzt haben. Vorgabe seien mindestens fünf Prozent mehr Radler in fünf bis sieben Jahren.

2500 Euro jährlich kostet den Landkreis die Teilnahme an dem Programm. Die Arbeitsgemeinschaft stehe den Kommunen auch beratend zur Seite und vernetze die Teilnehmergemeinden untereinander, so Guttenberger.

Landrat Alexander Tritthart (CSU) stellte die von allen Fraktionen wahrgenommene Bedeutung des Radverkehrs heraus.

Dass im Haushalt 40.000 Euro für einen eigenen Radwegbeauftragten eingeplant wurden, sei dafür ein deutliches Signal.

Tritthart betonte, dass man das Thema Winterdienst auf Radwegen nicht unterschätzen dürfe. Auch im Winter könne gut Fahrrad gefahren werden. Dennoch sei es nicht möglich, dass der Landkreis auf einen Schlag das gesamte Radwegenetz im Winter salzt und räumt.

Damit zerstreute er (humoristische) Hoffnungen bei Gerald Brehm (FW). Er habe schon gehofft, der Kreis nehme ihm als Höchstadter Bürgermeister die Finanzierung dieses Winterdienstes ab.
Er halte es für eine gute Sache, sich mehr um den Radverkehr zu kümmern, jedoch müsse das Personal in der Verwaltung hierfür effizient eingesetzt werden und nicht allerorten "50 Beauftragte implementiert" werden, so Brehm.

Er freue sich schon über die vertiefte Zusammenarbeit mit den Aischgrundkommunen auch aus dem Nachbarlandkreis Neustadt/Bad-Windsheim, der schon am Programm teilnimmt.

"Mittlerweile muss doch jeder begriffen haben: Das Fahrrad ist einfach besser", stellte Andreas Hänjes die positive Haltung der SPD-Fraktion heraus.

"Ich freue mich, dass sich die Kreisräte weiterentwickelt haben", sagte Grünen-Kreisrat Manfred Bachmayer. Denn vor vier Jahren wurde die Teilnahme an dem Programm noch mehrheitlich abgelehnt.


Geldsegen nur für den Landkreis

In den Genuss einer 80-prozentigen Förderung von Maßnahmen, die den Radverkehr verbessern, kommen die einzelnen Kommunen jedoch nicht. Dafür müssten etwa Höchstadt, Vestenbergsgreuth, Weisendorf oder Adelsdorf schon selbst teilnehmen, um auch offiziell fahrradfreundlich zu werden.