Eine kleine Stadt für Adelsdorf

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Die Planer zeigten dem Gemeinderat anhand eines Luftbildes, wo und wie sich das Baugebiet Reutsee entwickeln soll. Foto: Pauline Lindner
Die Planer zeigten dem Gemeinderat anhand eines Luftbildes, wo und wie sich das Baugebiet Reutsee entwickeln soll.  Foto: Pauline Lindner

Im Baugebiet Reutsee am ehemaligen Aldi-Gelände sollen insgesamt über 200 Wohneinheiten entstehen samt Plaza, Geschäften und Lokalen.

Es nimmt Gestalt an, das Baugebiet am Reutsee. Der erste Bauabschnitt auf den Ort zu, nördlich des alten Aldi-Lagers, soll noch heuer begonnen werden. In der März-Sitzung will der Gemeinderat den Beginn des Bebauungsplan-Verfahrens beschließen.
Reinhard Brodrecht und seinen Kollegen von der Planungsgruppe GBI stellten dem Bauausschuss die bisherigen Planungen und vor allem die Gutachten zu Boden, Lärm, geschützten Arten und insbesondere zur Verkehrsentwicklung vor. Über 200 Wohneinheiten sollen es zum Schluss sein, im ersten Abschnitt werden 56 Einzelgebäude entstehen.
Das Baugebiet wird Adelsdorf verändern. Im Süden des Ortskerns wird eine kleine Stadt für sich entstehen. Sie wird das alte Aldi-Gelände und das bislang landwirtschaftlich genutzte Areal nördlich und nordwestlich davon umfassen. Die Bahnlinie - heute die Bebauungsgrenze - wird als Raum für Rad- und Gehweg von der Gemeinde eingebracht.
Für die Nahversorgung sollen auf der sogenannten Plaza in der Geländemitte kleine Geschäfte, Lokale und eventuell eine Kindertagesstätte unterkommen. Die Fläche für die Kinder wird auf jeden Fall vom Eigentümer GIG reserviert.
"Infrastruktur - ist alles da", beleuchtete Bürgermeister Karsten Fischkal (FW) die kommunale Seite. So ist die Kläranlage für 40 000 Einwohnerwerte ausgelegt, hat aber nur eine Einleitung von rund 20 000. Und Wasser darf Adelsdorf dreimal mehr als seinen heutigen Bedarf entnehmen.
Keine Probleme gibt es beim Boden, nur die üblichen Belastungen auf dem Bahnschotterstreifen und bei der früheren Firmentankstelle. Allerdings verbietet der sandige Lehmboden ein Versickern des Regenwassers und der natürliche Ablauf Reutgraben ist schmal. Deshalb wird neben der Weiher gruppe Reutsee ein großes Rückhaltebecken eingeplant. Das Gelände kompensiert einen Teil der erforderlichen Ausgleichsflächen für das zugebaute Land.
Lärmimmissionen auf das Wohngebiet gibt es beim ersten Bauabschnitt, solange die Aldi-Hallen noch von der Firma Riegelein genutzt werden. Die Entfernung ist aber groß genug, so dass kein Schallschutz wie ein Wall vorübergehend errichtet werden muss, um die Dezibel-Normen einzuhalten.
Gespannt waren die Mitglieder des Bauausschusses auf die Ergebnisse des Verkehrsgutachtens. Auch, weil es den gesamten Ortskern analysiert und Ist-Werte von den wichtigsten Verkehrsknoten liefert.
Die meisten Verkehrsbewegungen aus dem neuen Wohngebiet, nämlich die Fahrt von und zur Arbeit, wird über die bestehende Lkw-Zufahrt zur Kreisstraße erfolgen. In den Ort werden die Neu-Adelsdorfer über die Bahnhofstraße fahren.
Aber die Sorge der Anwohner ist wenig begründet. Seit dem Neubau des Degen-Marktes ist die Straße - so überspitzt es der Bürgermeister - "fast eine Geisterstraße". Denn die Zahl der an-, weg- oder durchfahrenden Autos hat sich seither mehr als halbiert. Auf 1800.
An die 1200 "Kaufbewegungen", sprich Bezahlvorgänge, registrierten die Kassen des Supermarkts; die Fußgänger und radelnden Kunden abgezogen, gibt das 2000 Fahrzeugbewegungen, weil ja hin- und wieder weggefahren wurde.
Mit dem neuen Baugebiet werden es insgesamt 2600 sein, errechnet das Gutachten. Und die Zunahme wird sich gleichmäßig im Ort verteilen. Auch in 15 Jahren - so der Prognosezeitraum - wird deshalb eine Spange zur Hochstraße nicht notwendig. Gleichwohl spart der Bebauungsplan ein Areal für eine Anbindung von der Bebauung aus.
"Ich bin erstaunt, dass das so unproblematisch ist", bekannte SPD-Sprecher Jörg Bubel. Nur Paul Sänger (FW) blieb wie beim Artenschutz skeptisch. Machte er sich dort Sorgen, ob nicht die umliegenden Wiesen und Äcker wegen des Schutzes von Rebhuhn und Kiebitz belastet würden, dachte er beim Verkehr darüber nach, wie die Autozahl steigen würde, ziehe in den leerstehenden Laden eine andere Einzelhandelsfirma ein. Ob Sängers Überlegung darauf hindeutet, dass eine Bebauung mit barrierefreien Wohnungen auf diesem Platz gestorben ist?