Ella und Francesco Avella feierten die Goldene Hochzeit. Eine Geschichte wie aus einem Film: Er kommt als Gastarbeiter nach Deutschland.
An Weihnachten 1966 erinnert sich Francesco Avella noch sehr gut. Er war in Italien, zum Militärdienst. "Ich musste, da war nichts freiwillig!" An Weihnachten wollte er zu seiner großen Liebe, zu Ella, mit der er sich bereits vor dem Antritt in Uniform verlobt hatte. Aber er durfte nicht. Als Militärangehöriger musste er in Italien bleiben.
Doch die Liebe war offensichtlich größer. Heimlich machte er sich auf den Weg nach Niederndorf. Wartete doch dort die Angebetete, die er ein paar Jahre zuvor kennengelernt hatte. Eigentlich unspektakulär, wie beide zugeben. Denn als 17-Jähriger sei er als Gastarbeiter in der hiesigen Region aufgeschlagen. Autobahnbau zwischen Gremsdorf und Frauenaurach, später der Bau des Kraftwerkes in Erlangen, das waren seine Jobs.
Und dann noch ein wenig Fußball spielen. In Gremsdorf war seine Mannschaft. Dort spiele es keine Rolle, dass sein Deutsch nicht allzu gut war. Über einen Freund kam er dann zum Kaffee trinken zu einer Niederndorfer Familie. Und dort saß dann Ella. Sechs Jahre jünger als er, damals 17 Jahre jung, und dem klaren Bekenntnis: "Es war Liebe auf den ersten Blick!"
Ella erzählt heute, dass der damals 23-Jährige sie fasziniert habe. "Er war einfach ein schöner Mann." Und so lief alles, wie es auch heute noch läuft: ein erstes Händchenhalten, ein erster Kuss. Und dann kam dieser Militärdienst. Er ging nach Italien und Ella blieb in Niederndorf. Keine Smartphones, kein Skypen - mit Briefen und Postkarten hielten die beiden Kontakt. Immerhin hatten sie sich vorher einander versprochen, die Verlobung wurde vor dem Dienst in Italien gefeiert. Ja, und dann kam Weihnachten.
Plötzlicher Besuch
"Plötzlich stand er vor der Tür", erzählt Ella - damals noch Zenger mit Mädchennamen - mit glänzenden Augen. Die Überraschung war gelungen. Ein gutes Jahr später war es dann aber soweit. Der Militärdienst endete und Francesco kam wieder nach Franken.
"Ich habe dann bei Schaeffler angefangen", erinnert er sich. Seine Frau kümmerte sich in der Zeit dann erst einmal um den Sohn und die Tochter. Später arbeitete sie beim Herzogenauracher Heka, zuletzt bei Adidas im inneren Postvertrieb.
Natürlich spricht Francesco jetzt ein sauberes Fränkisch, Ella hat italienisch gelernt. Beide Familien kennen und mögen sich, in regelmäßigen Abständen geht es nach Italien. Dort warten ein Häuschen, ein Garten mit 90 Olivenbäumen und das bessere Wetter in Apulien auf die beiden.
Doch die 50 Jahre wurden erst einmal kräftig gefeiert. Natürlich mit der Familie und dem Besuch von Bürgermeisterin Renate Schroff. Und miteinander, wie seit 50 Jahren.