Ein Schmuckstück mit langer Geschichte

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Paul Bruckmann - hier mit Ehefrau Regina - hat die Sanierung des Gebäudes in einem Fotobuch dokumentiert. Foto: Evi Seeger
Paul Bruckmann - hier mit Ehefrau Regina - hat die Sanierung des Gebäudes in einem Fotobuch dokumentiert.   Foto: Evi Seeger
Regina und Paul Bruckmann, der die gesamte Sanierung Tag für Tag dokumentiert hat Foto: Evi Seeger
Regina und Paul Bruckmann, der die gesamte Sanierung Tag für Tag dokumentiert hat   Foto: Evi Seeger
 
Die alten Balken wurden freigelegt, der Fußboden mit Naturstein belegt. Foto: Evi Seeger
Die alten Balken wurden freigelegt, der Fußboden mit Naturstein belegt.  Foto: Evi Seeger
 
Die Kacheln des alten Ofens wurden um 1900 in Lonnerstadt gebrannt. Sie wurden wieder verwendet. Foto: Evi Seeger
Die Kacheln des alten Ofens wurden um 1900 in Lonnerstadt gebrannt. Sie wurden wieder verwendet.  Foto: Evi Seeger
 
Regina und Paul Bruckmann in der modernen Küche, die ehemals Stall war Foto: Evi Seeger
Regina und Paul Bruckmann in der modernen Küche, die ehemals Stall war   Foto: Evi Seeger
 
Ansicht von der Straße her Foto: Evi Seeger
Ansicht von der Straße her   Foto: Evi Seeger
 
Das Fachwerk wurde freigelegt. Foto: Paul Bruckmann
Das Fachwerk wurde freigelegt.   Foto: Paul Bruckmann
 
So sah es im alten Stall aus, der heute die Küche ist. Foto: Paul Bruckmann
So sah es im alten Stall aus, der heute die Küche ist.   Foto: Paul Bruckmann
 
Die neue Küche Foto: Paul Bruckmann
Die neue Küche   Foto: Paul Bruckmann
 
Vor der Sanierung Foto: Paul Bruckmann
Vor der Sanierung  Foto: Paul Bruckmann
 
Nach der Sanierung Foto: Paul Bruckmann
Nach der Sanierung  Foto: Paul Bruckmann
 

Regina und Paul Bruckmann haben das Wohnhaus der Lonnerstadter Mühle saniert und werden jetzt mit dem Denkmalpreis des Bezirks Mittelfranken ausgezeichnet.

"Man muss blauäugig sein", sagen Regina und Paul Bruckmann. Nur so könne man ein solches Projekt anpacken. Sie haben es gewagt, haben viel Herzblut, Arbeit und Geld in ihr Baudenkmal investiert. Heute sagen sie glücklich: "Es hat auch Spaß gemacht!" Nach dem Mühlrad und der alten Mühle haben die Bruckmanns auch das Wohnhaus der Lonnerstadter Mühle renoviert. Für die hervorragende Sanierung des historischen Baus werden sie jetzt mit dem Denkmalpreis des Bezirks Mittelfranken ausgezeichnet.
Es ist Mühlenromantik pur: Tritt man durch den Torbogen, findet sich auf der einen Seite das alte, ebenfalls denkmalgerecht sanierte einstige Mühlengebäude, hinter dem munter das Wasser über das Mühlrad plätschert. Das gegenüber liegende Wohnhaus stammt - so sagt eine Inschrift - aus dem Jahr 1695. Untersuchungen, bei denen Bohrkerne gezogen wurden, hätten das bestätigt, erzählt Paul Bruckmann.
Dreieinhalb Jahre beanspruchte die Sanierung des Wohnhauses. "Wir dachten schon, wir werden nie fertig", so Regina Bruckmann. "Gut, dass wir es jetzt gemacht haben. In zehn Jahren hätten wir es vielleicht nicht mehr angepackt." Heute sind die beiden "um die fünfzig" und hatten noch genug Elan für so eine Aufgabe. Dankbar sind sie dafür, dass ihnen der Denkmalschutz immer entgegengekommen ist. "Man hat uns nie Knüppel zwischen die Beine geworfen!"


Mehr gemacht als geplant

Geplant war der Einzug zu Weihnachten 2014. "Aber da hat es erst so richtig angefangen. Die Löcher wurden immer größer." Bis man schließlich "durch das ganze Haus hindurch schauen konnte". Das Fachwerk freizulegen, sei von Anfang an gar nicht geplant gewesen. "Aber wenn man schon ausbessern muss, kann man es auch frei legen", waren beide einer Meinung. Schuld waren die verfaulten Balkenköpfe, die unter dem Putz gelitten hatten und an den schadhaften Stellen ausgebessert werden mussten.
Entkernt haben die Eigentümer das Haus selbst. 180 Tonnen Bauschutt - ohne Holz - mussten aus dem Gebäude geschafft werden. "Wir sind mit einem kleinen Bagger ins Haus rein", erzählt Paul Bruckmann. Seine Frau sagt, sie habe sich mitunter gefühlt wie in New York am 11. September. Es habe so gestaubt, dass sie nur mit Atemschutz arbeiten konnten. Als eine abgehängte Decke abstürzte, war festzustellen, dass sie mit Getreidespelzen als Dämmmaterial aufgefüllt war. Holz, wie es heute an Decken und Wänden freigelegt ist, sei im ganzen Haus nicht zu sehen gewesen. Dafür habe es überall vorgemauerte Wände gegeben. "Wenn wir froh waren, eine Mauer weg zu haben, fand sich dahinter eine zweite."
Das Haus sei nur auf Sand gebaut gewesen, ohne Fundament oder Keller. Eine Bodenplatte aus Beton musste eingebracht werden. Dann gingen die Fachleute ans Werk: Um neue Auflagen für die Balken zu haben, mussten Mauern hochgezogen werden. Alles in Lehmsteinen aus getrocknetem Lehm mit einem Strohanteil, die einen hohen Dämmwert besitzen. Auch der danach aufgebrachte Putz ist ein "Lehmputz". Ein alter Kachelofen wurde ab- und mit einem neuen Einsatz wieder aufgebaut. Die Kacheln stammen aus dem Jahr 1900 und wurden in Lonnerstadt in der "Tonofenfabrikation Johann Kreutzer" gebrannt.


Aus Liebe zur Geschichte

Im März 2016 war es endlich soweit. Die Familie konnte einziehen und fühlt sich jetzt in ihren alten Mauern total wohl. Das Raumklima sei hervorragend, schwärmt der Hausherr. "Wir haben so saniert, dass wir einen modernen Wohnstandard haben." Beide verbindet die Liebe zu Althergebrachtem und Geschichtsträchtigem. Auch deshalb ist Regina Bruckmann Vorsitzende des Lonnerstadter Heimatvereins. Paul Bruckmann, der heute moderne Mühlen baut - nicht nur in Deutschland, sondern auch in Israel, ist selbst gelernter Müller. In Geschichte und Brauchtum dieses Handwerks kennt er sich bestens aus.


Wichtige Daten

Die Denkmalprämierung findet am Freitag, 9. März in Erlangen statt.
2009 kauften Paul und Regina Bruckmann das Anwesen. 2011 verstarb die letzte Besitzerin Marga Geyer, die bis zu ihrem Tod im Wohnhaus der Mühle lebte. Ihr Lebensgefährte war der 2003 verstorbene Christoph Scharold, der letzte Müller von Lonnerstadt. Im Jahr 1980 stellte er den Betrieb der Mühle ein.
Um 1850 hatten größere Umbauten am Wohnhaus stattgefunden. Die Hof- und die Westseite des Hauses wurden "versteinert". 1990 fanden weitere Veränderungen statt. Die Fenster mit Holzkreuzen wurden durch einteilige Fenster ersetzt und auch die alte Eichentreppe wurde ausgetauscht.
Zuschüsse zur Sanierung gab es von der Landesstiftung für Denkmalpflege, aus dem Programm der Städtebauförderung, vom Landkreis und vom Denkmalschutz. Die alte Mühle selbst ist ein kleines Privatmuseum, das von Schulen, Gruppen und Vereinen besichtigt werden kann.