Dazu gehört für Kahl auch, die Verhaltensweisen und Beweggründe einer Figur nachzuvollziehen und diese an sich heran zu lassen. Gleichzeitig sei es ihm wichtig, die Rolle am Bühnenausgang zurückzulassen und genügend Abstand aufzubauen, um sich der Rolle in der nächsten Aufführung erneut mit Respekt nähern zu können.
"Ich finde, dass man alle Facetten eines Charakters auch an sich selbst entdecken und in die Rolle mit hineineinbringen kann. Umgekehrt profitiert man auch von den Rollen und kann etwas für das eigene Leben lernen."
Seine Figur in "Der Besuch der alten Dame" habe ihn beispielsweise dazu gezwungen, auf der Bühne ruhig und geerdet aufzutreten, wodurch auch er selbst reifer geworden ist und leichter gegen Nervosität angehen kann. Andere Musicals enthalten facettenreiche Charaktere und tiefgehende Dialoge, die zum Nachdenken anregen können.
"Oft gibt es das Vorurteil, dass Musicals eine eher anspruchslose Halli-Galli-Welt darstellen. Diese Kategorisierung führt auch oft dazu, dass Musicaldarsteller kaum beachtet werden, wenn sie sich für reines Schauspiel bewerben. Zum Glück beobachte ich auch Veränderung und dass die Vorurteile aufbrechen."
Ein Zeichen dafür ist auch, dass seit 2014 jährlich der deutsche Musicaltheaterpreis in Hamburg vergeben wird, um die künstlerischen Leistungen des Genres öffentlich zu würdigen. Dieses Jahr siegte Armin Kahl in der Kategorie "Bester Hauptdarsteller" für seine Rolle als Fritz Hagedorn in der Revue-Operette im Stil der 20er Jahre "Drei Männer im Schnee". Doch der 43-Jährige ist niemand, der sich auf seinen Erfolgen ausruht, sondern immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen bleibt. Dabei pendelt er zwischen verschiedensten Bühnen im deutschsprachigen Raum hin und her und fühlt sich mittlerweile in Hamburg und Wien zuhause.
"Heimat bedeutet für mich vor allem meine Familie, und so versuche ich, regelmäßig nach Höchstadt zu kommen. Leider gelingt mir das bei der vielen Reiserei nicht immer."
Umso mehr freut es Kahl, wenn ihn eine seiner Reisen in die Nähe der Heimat führt und so den Besuch erleichtert. In diesem Dezember wird er beispielsweise im Mainfrankentheater Würzburg mehrere Weihnachtskonzerte singen.
"Mein persönliches Ziel ist es, mit dem Beruf oder etwas Ähnlichem bis in die Rente zu gehen. Ich habe bereits selbst Regie geführt und kann mir gut vorstellen, auch zukünftig diese Richtung zu verfolgen - neben dem Bühnenberuf. Außerdem habe ich genug Ideen im Kopf, um mal etwas Eigenes auf die Bühne zu bringen."
Die Leidenschaft für das Erzählen von Geschichten im Rampenlicht wird Armin Kahl wohl nicht loslassen - ob als Schauspieler, Sänger, Tänzer, Regisseur, Autor oder in einer facettenreichen Kombination aus alledem.