Ein Fränkischer Tee-Gigant

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Martin A. Wedel (34) und Anne Wedel-Klein (33) im firmeneigenen Labor, wo neue Kräutertee-Mischungen ausprobiert werden Fotos: Ronald Rinklef
Martin A. Wedel (34) und Anne Wedel-Klein (33) im firmeneigenen Labor, wo neue Kräutertee-Mischungen ausprobiert werden Fotos: Ronald Rinklef

Kaum ein Unternehmen der Region dürfte weltweit so vernetzt sein wie die MB Holding. Trotz rasanten Wachstums ein Familienunternehmen.

Es ist nicht die Tellerwäscher-Mär, aber märchenhaft mutet der Weg von der "Vegetabilien- und Kräutergroßhandlung", 1930 vom Landwirt und Hopfenbauer Martin Bauer gegründet, bis zum "nature network" mit 3400 Mitarbeitern weltweit, davon über 1000 im 400-Einwohner-Steigerwalddörfchen Vestenbergsgreuth, schon an.
Als der Großvater des jetzigen geschäftsführenden Gesellschafters Adolf Wedel im "Gaaßgrund" Kamille zu sammeln begann und sie an Nürnberger Apotheker verkaufte, träumte er bestimmt auch nicht von diesem Aufstieg. 1952 heiratete Hans Wedel Bauers Tochter Sofie, und die damals noch so genannte "Maba" startete durch. Hans Wedel fuhr hinter den Eisernen Vorhang, um Rohstoffe fürs aufstrebende Unternehmen, die "Teefabrik", zu besorgen, aber wesentlichen Anteil am Erfolg hatte der Siegeszug des Teebeutels. Wedel hatte das richtige Gespür, schaffte Feinschnittmaschinen an, und seitdem stammt ein Großteil des Inhalts der Beutel von Firmen wie Meßmer, Teekanne oder Milford aus Vestenbergsgreuth. Kräutertee, obwohl die Firma heute auch - in den Ursprungsländern fertig gekauften - Schwarz- oder Grüntee vertreibt. Sie ist der bedeutendste deutsche Schwarzteeimporteur: Der Rohstoff ist für Eistee sehr begehrt. Ein Drittel des Umsatzes wird in Deutschland erzielt, zwei Drittel gehen in den Export. 40 000 Tonnen Kräuter, auch exotischere, werden pro Jahr verarbeitet, Biologen, Ingenieure, Laboranten sind beschäftigt, für die Produktion sucht man Fachkräfte, 60 junge Leute werden in (kurz) V'greuth ausgebildet.
Diverse Geschäftsfelder beackert die MB Holding ("the nature network") mittlerweile. Unter dieser Marke verbergen sich die wiederum aufgegliederte Martin Bauer Group, Phytolab und Europlant. Kurz gesagt, gehören neben dem klassischen Geschäftsfeld des weltweit größten Produzenten von Kräuter- und Früchtetees auch die Erzeugung von Extrakten für die Lebensmittelindustrie, der Vertrieb pflanzlicher Arzneimittel in mittel- und osteuropäischen Apotheken sowie ein unabhängig arbeitendes Prüflabor zu den Geschäftsfeldern der Holding. Mit 80 Ländern unterhält sie Geschäftsverbindungen, darunter viele Anbaugebiete oder, pars pro toto, eine Fabrik in Krasnogorsk bei Moskau. Eigene Agraringenieure beraten die Erzeuger, aber die weltweite Verflechtung bereitet auch Probleme. Als sich Russland die Krim einverleibte, "erlebten wir alle Wechselbäder der Gefühle" (Adolf Wedel), eine auch aufgrund der EU-Sanktionspolitik "unangenehme Situation, die wir aber gemeistert haben".
Und dies alles als Familienunternehmen, das für sein soziales Engagement und seine lokale Verwurzelung berühmt ist. Als im Herbst dieses Jahres der eine der beiden Gesellschafter, Martin Wedel, starb, wurde die Holding neu geordnet. Seit zehn Jahren ist die Generationen-Nachfolge vorbereitet worden, es gibt nun acht Gesellschafter aus dem Kreis der Familien, und Anne Wedel-Klein, älteste Tochter Adolf Wedels, sowie Martin A. Wedel jun. sind in die Geschäftsleitung aufgenommen worden. Doch allen ist wichtig, dass nicht nur die Familienmitglieder eingebunden werden. Man solle sich individuell einbringen können, "ohne dass alle auf der gleichen Hochzeit tanzen". Dennoch ist Adolf Wedel das einheitliche Wirken wichtig. Ach ja, wer beim Fußballverein Greuther Fürth an die Teefabrik denkt, liegt nicht ganz falsch ...










































































Am Freitag, dem 6. Januar, besuchen wir die Firma Kaeser Kompressor in Coburg.