DKØCL on air - Amateurfunker Höchstadt funken um die Welt

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Reinhold Wittmann ist Vorsitzender des Amateurfunk-Ortsverbandes Höchstadt. Funklöcher umschiffen manche Funker, indem sie den Mond als Reflektor nutzen. Foto: Christian Bauriedel
Reinhold Wittmann ist Vorsitzender des Amateurfunk-Ortsverbandes Höchstadt. Funklöcher umschiffen manche Funker, indem sie den Mond als Reflektor nutzen.  Foto: Christian Bauriedel
Foto: Christian Bauriedel
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"Ein Funker muss morsen": Reinhold Wittman ist Vorsitzender des Ortsvebands der Amateurfunker in Höchstadt.
"Ein Funker muss morsen": Reinhold Wittman ist Vorsitzender des Ortsvebands der Amateurfunker in Höchstadt.
 

Funker gelten als die "Dinos" in einer Welt mit Smartphones und E-Mails. Aber wer kann schon mit dem i-Phone den Funkverkehr des Space Shuttles mithören? Bei den Höchstadter Amateurfunkern ist das möglich.

Zwitschern tönt aus dem Lautsprecher. "Irgendwas Osteuropäisches", sagt Reinhold Wittmann und lauscht noch einmal in den Äther hinein. Neben Rauschen und Fiepen hört man wieder eine Stimme. "Aha, ein Weißrusse." Wittmann zückt den Stift und notiert die Verbindung im Protokoll. Dann nimmt er Kontakt auf zu dem Funker, der irgendwo, hunderte Kilometer weit weg, an seinem Mikrofon sitzt und von Höchstadt vermutlich nie zuvor etwas gehört hat.

DKØCL - Delta Kilowatt Null Charly Lima. Das ist das Rufzeichen des Höchstadter Ortsverbands der Amateurfunker. Im ersten Stock im Haus der Vereine haben sie ihre Station aufgebaut. In den Regalen lagern Elektrobauteile, Lötkolben liegen auf dem Tisch. Entlang der Wand reihen sich die Funkgeräte aneinander.

"Zu den Zeiten, als ich mit dem Funken angefangen habe, war es etwas ganz anderes als heute", sagt Wittmann. Etwas Romantisches.
Mit jemandem zu sprechen, irgendwo auf der Welt, am besten über ein mobiles Funkgerät im Auto. Das konnte nicht jeder. Der 67-Jährige bewegt sich seit 1974 im Reich der Sender und Antennen. Damals machte er seine Funk-Lizenz.

Twitter braucht keinen Lötkolben

"Heute hat ja jeder ein Handy", sagt Wittmann. Funken scheint für viele Jüngere nichts besonderes mehr zu sein. Bilder, Videos und Texte fliegen sekündlich um die ganze Welt. Wer twittert, braucht keinen Lötkolben. Der Höchstadter Verein tut deshalb einiges für den Nachwuchs. Jeden ersten und letzten Freitag im Monat, um 18 Uhr, laden die Funker die Jugend zum Elektrobasteln ein.

Im Haus der Vereine werden dann Morsetasten und Kurzwellenempfänger gebaut. Die Jugendlichen programmieren kleine Roboter. Aus der gelben Plastik-Kapsel eines Überraschungseis wird ein Schallfinder. "Über das Elektrobasteln versuchen wir, die Kinder an die Funkerei heranzuführen", sagt Wittmann. Zum Altstadtfest haben die Funker einen Stand mit elektronischen Experimenten. Momentan gibt es im Ortsverband 15 Kinder unter 15 Jahren. Von den 50 Mitgliedern haben 27 eine Lizenz zum Funken.

Regelmäßig finden sogenannte "Fuchsjagden" statt. So wird das Funkpeilen genannt, das man sich vorstellen kann wie eine Schnitzeljagd. Im Wald wird ein Sender versteckt und die Kinder müssen ihn mit Antennen aufspüren. Momentan versuchen die Funker, die Deutsche Meisterschaft im Funkpeilen nach Höchstadt zu holen.
Durch diese Aktionen sollen die Jüngeren für die Technik begeistert und die Amateurfunkerei vor dem Aussterben gerettet werden. Vielleicht entscheidet sich der ein oder andere ja doch dazu, die Funklizenz zu machen. Diese prüft technische Kenntnisse der Elektronik, Fragen zur Funkdisziplin und rechtliche Aspekte ab. Das Morsen wird nicht mehr zwingend abgefragt.

"Ein richtiger Funker muss morsen", sagt Wittmann. Damit komme man am weitesten. Er hat die Sprache aus kurzen und langen Zeichen gelernt. Ihn fasziniert es, mit ein paar Tastenbewegungen mit dem anderen Ende der Welt Kontakt aufzunehmen.

Was Astronauten so funken

Und die Wellen der Höchstadter Funker reichen sogar bis ins Weltall. Wenn das Space Shuttle seine Bahn über den Aischgrund zieht, wird mitgehört. "Die Flugroute kann man bei der NASA in Erfahrung bringen", sagt Wittmann. Besonders privat gehe es aber im Weltall-Funk nicht zu. Zu hören sind vor allem technische Kürzel. Sogar ein kleines Schwätzchen mit den Astronauten wäre möglich, wenn man bei der Weltraumbehörde einen Antrag stellt. Noch weiter funkt ein Kollege von Wittmann. Er nutzt den Mond als Reflektor für seine Funkwellen. "EME - Erde Mond Erde" heißt die Technik.

Postkarten vom Ende der Welt

Aus dem Lautsprecher quakt wieder eine der Stimmen durch das Rauschen. Jetzt ist es ein Rumäne. Er habe ein eher seltenes Rufzeichen, sagt Wittmann. Amateurfunker sind immer auf der Jagd nach besonderen Verbindungen. Als Beweis für die erfolgreiche Kontakaufnahme gibt es die sogenannten QSL-Karten. Die Funker schicken sich die Postkarten gegenseitig zu. Oft ziert die Karte ein Motiv der Heimatstadt. Darauf steht dann das Rufzeichen. Der Verein in Höchstadt hat, wie soll es auch anders sein, die alte Aischbrücke gewählt.

Wittmann schätzt, dass er im Lauf der Zeit um die 2000 Karten aus aller Welt gesammelt hat. Besonders freut er sich über die Exoten. Afghanistan sei zum Beispiel schwer zu erreichen. Denn dort gibt es nur zwei lizensierte Amateurfunker.

Die QSL-Karten gibt es seit längerem schon elektronisch per E-Mail. "Alles geht in Richtung Internet", sagt Wittmann. Für ihn sei es aber schöner, eine echte Karte zu bekommen. Funkerleidenschaft zum Anfassen quasi. Und vielleicht hat er ja schon Post aus Weißrussland oder Rumänien.