Die Coronapandemie wirft existenzielle Fragen für etliche Betriebe auf. Besondres hart trifft es die Gastronomie.
Egal, wo man anruft, man hört ratloses Seufzen am anderen Ende. So auch von Gerda Beßler von der Gaststätte Lauberberg. Sie kann für ihr Wirtshaus sprechen, aber hat auch einen Überblick über den Kahlschlag. Beßler ist stellvertretende Kreisvorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga).
Sie findet deutliche Worte: "Die Lage? Katastrophal." Für ihre drei Mitarbeiter habe sie Kurzarbeit angemeldet. Die 400-Euro-Kräfte fallen weg.
Durch die Zwangsschließung sei das Geschäft auf null eingebrochen. Geburtstage, Hochzeiten, Firmentreffen: abgesagt. Kommunion- und Konfirmationsfeiern, ein großer Einnahmefaktor, fallen ebenfalls aus. "Ein Mordseinbruch."
Es wird eng für viele Wirte
Natürlich werde einiges nachgeholt. Doch wie lange können Betriebe durchhalten? "Vielleicht zwei bis drei Monate, dann ist's aus. Es sind aber auch Betriebe dabei, die halten keinen Monat mehr durch", so die Dehoga-Vertretein. Das sei sehr unterschiedlich, je nach Finanzkraft und Verschuldungslage.
Manche Wirte haben investiert. Ihre Wirtschaft am Lauberberg baue gerade neue Fremdenzimmer. Das müsse ja abgezahlt werden. Sie hätten es noch gut, da sie nur vom Wochenendgeschäft leben und ihr Mann noch eine andere Arbeit hat, sagt Beßler. Dazu komme: Betriebe, die Eigentümer ihrer Gasträume sind, haben es noch besser. "Aber die, die Pacht zahlen müssen, sind hart dran." Zwar könne man jetzt Mieten stunden. Doch irgendwann kommt der Rückzahlhammer.
Ein Betroffener ist Fabrizio Campisano von der Pizzeria Il Peperonicon im Aischpark-Center. Verschiebt er seine Pacht, häufen sich Schulden an. Ab Samstag will er Essen zum Abholen anbieten. Er erhofft sich "ein paar hundert Euro Umsatz, um ein bisschen was abdecken zu können." Wenn das so weiter geht, stehe die wirtschaftliche Existenz auf dem Spiel. "Es kann schwierig werden." Sechs Mitarbeiter habe er in Kurzarbeit schicken müssen. "Es geht nicht anders."
Über eine Milliarde Soforthilfen
Die Regierung zahlt derzeit Soforthilfen an klamme Geschäftsleute aus. Für Mittelfranken teilt das Bayerische Wirtschaftsministerium 13.330 Anträge auf Sofortgeld (Stand gestern) mit. Im Durchschnitt 7500 Euro pro Betrieb. Ausgezahlt bisher: 3,3 Millionen Euro, Bedarf: rund 100 Millionen in Mittelfranken, bayernweit über eine Milliarde.