Die Erlanger haben Bock auf ihr Bier

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Einige Hobbybrauer füllen ihr Bier in Bügelflaschen ab, andere benutzen Fässer. Manfred Welker
Einige Hobbybrauer füllen ihr Bier in Bügelflaschen ab, andere benutzen Fässer. Manfred Welker
Dieses Mal waren auch zwei echte Böcke zu Gast.Manfred Welker
Dieses Mal waren auch zwei echte Böcke zu Gast.Manfred Welker
 

Diverse besonders süffige Weizen-Kreationen lockten zahlreiche Besucher auf das Bergkirchweih-Gelände.

Zahlreiche Hobbybrauer, ein Team der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) und Vertreter der beiden Erlanger Brauereien Kitzmann und Steinbach versammelten sich am Freitag zum Martini-Bockbier-Treffen. Der Martinstag, der 11. November, ist in Erlangen ein besonderer Termin, trägt doch die Kirche auf dem Martinsbühl ein Martinspatrozinium. Für Jochen Buchelt vom Heimatverein ist das Datum auch Anlass, mit Unterstützung zahlreicher Brauer das erste Bockbier der Saison 2017/2018 am Freitag vor Martini auf dem Bergkirchweihgelände zu kredenzen.
Zwischen den beiden Weltkriegen existierte schon die Erste Erlanger Weizenbierbrauerei GmbH unter dem Dach der Henninger-Reifbräu in Erlangen und schenkte das Produkt damals in einem kleinen Zelt auf der Erlanger Bergkirchweih aus. Wenn ein Erlanger Martini-Treffen zu Ehren der in Erlangen gebrauten hellen Weizenböcke, der "Königssorte" der Obergärung, stattfinden soll, dann sollte es eigentlich auf dem Henninger-Reifbräu-Keller sein.
Allerdings waren dort in diesem Jahr dort Bauarbeiten angesagt, so dass die durstige Gesellschaft auf ein Areal unterhalb des Hofbräu-Kellers links vom "T" ausweichen musste, was aber der Stimmung keinen Abbruch tat, genauso wenig wie der leichte Nieselregen.


Heiliger Martin als Vorbild

"Es ist eine ruhige Bierkulturveranstaltung in die Dunkelheit des Novemberabends hinein, ohne musikalische Umrahmung, aber mit guten, vernetzenden Gesprächen in einer bierig-besinnlichen Stimmung und natürlich auch mit einer nicht zu verachtenden Brotzeit. Jeder bringt was mit, ein Verkauf findet nicht statt", so Jochen Buchelt, Bierkundler und im Heimat- und Geschichtsverein für die Abteilung Brauereigeschichte zuständig. Die einzelnen Sude sollten gemeinsam probiert und ausgetauscht werden, genauso, wie der heilige Martin seinen Mantel mit dem Bettler geteilt hatte. Über dem Ganzen thronte ein Plakat, das Martin mit einem bierseligen älteren Herren auf einem Bock zeigt, in dem die Erlanger unschwer den inzwischen verstorbenen König der Bergkirchweih, nämlich ihren "Pinsl", erkennen können. Den Entwurf für das Plakat lieferte Jürgen Hippe. In diesem Jahr waren auch zwei echte Böcke vor Ort. Klaus Altenbuchner, der im Tennenloher Forst eine Herde von Pfauenziegen hält, hatte zum Bockbieranstich die zwei Böcke Henry und Kaspar mitgebracht.
"Es ist genial, was da an Bock mitgebracht wird", konnte Buchelt zu der Vielfalt an Bockbieren nur sagen und stellte jedes einzelne Gebräu vor. Senior-Brauereichef Dieter Gewalt und Junior-Brauereichef Christoph Gewalt von Steinbach-Bräu waren mit dem "Ladykiller" vor Ort, Peter Kitzmann hatte hellen Weizenbock der Brauerei Kitzmann mitgebracht.
Nicht weniger Süffiges hatten die zahlreichen Hobbybrauer dabei. Vertreten war etwa die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Denn die vermutlich jüngste Brauerei Erlangens steht mitten in der FAU und ist Teil des Lehrstuhls für Bioverfahrenstechnik. Die Ranch Bräu von Sepp Koblischek und Erich Pauer hatte einen Weizenbock Hell und einen Buckenhofer Chilli-Weizenbock kreiert, Rene Ermler vom Braukontor Erlangen schuf seinen Holledauer Doldenbock mit einer obergärigen belgischen Klosterhefe.
Vierbräu aus Frauenaurach von Petra Paulsen und Andreas Sperr war mit dem Catanus Weizenbock und besonderer Erlanger Hopfennote vertreten, Stefan Bauer von der "Brauerey" aus der Bayreuther Straße in Erlangen hatte "Amarillo" dabei. Mit einem Martinsbock aus Gleisenhof bei Hetzles konnte Wache Bräu von Horst Behr und Heinz Reis aufwarten.
Süffiges lieferten auch Nicola Wagner aus Büchenbach mit einem Rumpelstilzchen-Weizenbock, Harald Herrmannsdörfer mit "Comet-Weizenbock" und Michael Rottner (Linden-Bräu) aus Kriegenbrunn mit dem "Greebrunner Weizenbock", Nachtbräu Erlangen verwendete für seinen Sud Frauenauracher Malz und Spalter Hopfen.
Neu dabei waren Robert Gimberlein aus Erlangen-Sieglitzhof, der für seinen Winterrausch-Weizenbock vier verschiedenen Hopfensorten einsetzte, und Oliver Rolshoven (Eichenbräu vom Rathsberg), dessen Sud 15,5 Prozent Stammwürze aufwies.
Wichtig war auch die "Unterlage" für die Brauer. Georg Rottner, Wirt aus Kriegenbrunn und ebenfalls Hobbybrauer, hatte dieses Mal Leberkäse und Fleischkäse gespendet, Sabine Ismaier einen Bierobatzt'n und ein Weizenbock-Biergelee, dazu gab es weitere Mitbringsel von den Gästen. Von der Bäckerei Trapper stammten die Martinswecken.
Für Organisator Jochen Buchelt heißt es, stolz zu sein auf die Erlanger Biertradition. Es gebe tolle Biere in Erlangen. Und der helle Weizenbock sei unbestritten die Königsklasse der obergärigen Biere. "Die zahlreichen Hobbybrauer sind auch nur deshalb möglich, weil das Malz dazu aus der Region stammt, von Steinbach-Malz", erklärte Buchelt. Leider habe in diesem Jahr Klostermalz in Frauenaurach die Produktion eingestellt. Hier konnten die Hobbybrauer auch kleine Mengen ordern. "Es ist schön, wenn sich alle des Erlanger Bieres erfreuen", stellte Buchelt fest.