Die Diakonie Erlangen kümmert sich darum, dass Menschen mit geringem oder gar keinem Einkommen kostenfrei am kulturellen Leben teilhaben können.
Es kann im Prinzip jeden treffen: die Rente ist zu klein, man ist alleinerziehend, arbeitslos oder seit längerem krank - und schon muss der Gürtel enger geschnallt werden. Auch im wohlhabenden Erlangen lebt laut Sozialraumanalyse 1/2018 der Stadt jedes zehnte Kind unter 15 Jahren in einer Hartz-IV-Bedarfsgemeinschaft. Dieser Notlage fallen oft als Erstes Kino, Theater, Konzert, Kabarett und mehr zum Opfer.
Deshalb hat die Diakonie Erlangen 2014 die Kulturtafel gegründet. Sie ermöglicht es Menschen aus der Stadt und dem Landkreis mit niedrigem Einkommen, die einen entsprechenden Antrag bei der Diakonie ausfüllen, kostenfrei am kulturellen Leben teilzunehmen. Einrichtungen wie das Theater Erlangen, das E-Werk, das "fifty-fifty" oder die Nürnberger "Ice Tigers" stellen nicht verkaufte Karten zur Verfügung, die dann an die mehr als 500 Klienten, davon rund 40 Prozent Kinder, vermittelt werden.
Clubberer blieb standhaft
Juliane Siegel, Leiterin der Kulturtafel, liebt ihren Job: "Ich bin eine Glücksfee, weil ich Freude schenken darf!" Nur einmal hat sie eine ablehnende Reaktion erlebt, als es Eintrittskarten für Greuther Fürth gab: "Naa, das geht gar nicht!" sagte der Klient, "ich bin a Clubberer." In der Regel werden die Karten aber gerne angenommen. Um Missbrauch zu verhindern, werden sie erst kurz vor dem Termin übergeben.
Elvira T. (Name geändert) ist vor 22 Jahren aus der Gegend von Sotschi nach Deutschland gekommen. Die Ehe mit einem alkoholkranken deutschen Mann war nicht glücklich, ihr ältester Sohn ist schwerstbehindert. An ihre erste Karte erinnert sie sich genau: "Es war ,Carmina Burana‘ in der Meistersingerhalle. Ich dachte, das wäre etwas für alte Leute, aber es war für die Seele." Es tat ihr gut, unter freundlichen Menschen zu sein, ihrer bedrückenden Situation für kurze Zeit zu entfliehen. Auch ihre Kinder hätten enorm von den Theaterbesuchen, die die Kulturtafel möglich machte, profitiert. Es hat ihnen einen anderen Blick auf das Leben ermöglicht.
Bürgermeisterin Elisabeth Preuß (FDP) bekräftigt: "Bildung ist nicht nur das, was man an der Schule lernt, sondern es sind auch kulturelle Erlebnisse." Pfarrer Matthias Ewelt, Vorstandssprecher der Diakonie Erlangen, ergänzt: "Mich freut, dass die Kulturtafel viele Angebote für Kinder hat. Der Zugang zu Kultur ist wichtig in der prägenden Kindheit."
Spendenaufruf
Spenden an die Kulturtafel können Geldspenden sein, aber auch nicht benötigte Karten oder Abonnements von Privatpersonen oder Veranstaltern. Kontakt: Juliane Siegel, Telefon 09131/6301121 oder E-Mail: kulturtafel@diakonie-erlangen.de. Spendenkonto: Diakonie Erlangen, IBAN: DE46 7635 0000 0060 0258 74, Sparkasse Erlangen, Stichwort: Kultur für alle