Zukunftsweisend bauen die Barmherzigen Brüder einen weiteren Trakt mit 70 Arbeitsplätzen. An der Bechhofer Straße soll ab Herbst ein externes Wohnheim mit 32 Bewohnern entstehen.
Die Bagger sind auf dem Platz angerollt, auf dem früher die Ökonomie der Barmherzigen Brüder stand. Gräben für Fundamente werden ausgehoben. 70 neue Arbeitsplätze entstehen dort.
Der Bezirk beschließt einen Zuschuss von 400 000 Euro für ein Wohnheim der Barmherzigen Brüder mit 32 Wohneinheiten. Die Restaurierung des ehemaligen Sommerschlosses des Bamberger Michelsbergklosters geht ihrem Ende entgegen. "Die Barmherzigen" bauen und bauen.
Aus gutem Grund, sagt Hausherr Günther Allinger. "Es geht um ein zukunftsweisendes Gesamtkonzept." Und: "Wir reagieren auf die große Nachfrage; wir haben lange Wartelisten."
Werkstatt bereits überbelegt Die bestehende Werkstatt ist überbelegt. Auch 50 bis 60 Externe, also behinderte Menschen, die zuhause oder in einer anderen Wohngemeinschaft leben arbeiten dort. 30 neue werden dazukommen.
Neben den Arbeitsplätzen, besonders solche für Lebensmittelverpackung mit hohen Hygieneanforderungen, werden auch eine Kantine und Ruheräume gebaut.
Allinger rechnet mit jüngeren Personen, die psychisch auffällig sind. Ihre Zahl nimmt zu; das beweisen die Statistiken der Krankenkassen. "Teilweise genügt bei ihnen ambulante Betreuung, aber viele brauchen auch die klare Struktur des Tagesablaufs in einer Einrichtung.
Eine Kombination aus beidem bietet das neue Wohnheim, das wie ein Riegel vor dem Neubaugebiet an der Straße nach Bechhofen liegen wird. Rund vier Millionen wird der Bau mit vier Wohngruppen zu acht Personen kosten. Der Staat gibt 2,8 Millionen Euro, der Bezirk 400 000 Euro, den Rest bringt der Orden auf.
Voraussichtlich alle Bewohner werden in der Werkstatt arbeiten. Versorgt werden sie von der Haupteinrichtung aus, können aber sonst ganz individuell leben.
Zu Anfang soll auch nachts ein Betreuer für Notfälle zur Verfügung stehen.
Hineinnehmen ins Leben Getragen wird das Vorhaben vom Gedanken der Inklusion, sagt Allinger. "Möglichst keine Großeinrichtungen, möglichst leben wie andere, Hineinnehmen ins normale gesellschaftliche Leben.Das bedeutet Inklusion" Deshalb setzen auch die Barmherzigen Brüder auf integrierte Wohnangebote mit der Möglichkeit der Assistenz. Allerdings sieht Allinger auch Grenzen. "Das Tempo der Außenwelt überfordert manche Menschen", sagt er und nennt als Beispiel den Rollstuhlfahrer, dessen Muskelerkrankung keine schnellen Handbewegungen mehr zulässt. Er könnte die Straße vor dem neuen Haus nicht alleine überqueren.
Nur Einzelzimmer Privatsphäre möchte Allinger jedem bieten, weshalb das Haus auch nur mehr Einzelzimmer baut. Gleichwohl sieht er auch hier Grenzen: die Gefahr, dass sich manche Personen noch mehr zurückziehen, sich in ihrem Zimmer isolieren. "Das zu verhindern, ist die Aufgabe unserer Pädagogen", betont er. Deshalb werden für den Neubau auch 14 bis 16 Mitarbeiter nötig sein.
Die Baugenehmigung für das externe Wohnheim ist eingereicht, Baubeginn soll noch vor dem Herbst sein. Mit Bezugsfertigkeit rechnet Allinger zum Jahreswechsel 2014/15.
Die Schlosssanierung dagegen ist für ihn "eine Dauerbaustelle im sechsten Jahr". Derzeit ist man schon dabei die Fußböden zu verlegen. Danach werden in den historischen Räumen die Verwaltung und die Fachdienste untergebracht. Die Innensanierung der Schlosskirche steht dann an.
Aber längst denkt der Einrichtungsleiter weiter: an den Ausbau der Förderstätten. Darunter versteht man einen zweiten Lebensbereich für Schwerstbehindert, für Menschen, die nicht oder noch nicht in der Lage sind im Werkstattbereich tätig zu sein. Hinführung zur Arbeite, Beschäftigung und therapeutische Angebote befinden sich derzeit in einem Dachgeschoss.
Behinderte im Rentenalter "Frühestens in drei Jahren", gibt Allinger als Zeitrahmen vor. Ebenso erwartet er, dass die Seniorenbetreuung im Haus immer wichtiger wird. Denn die Behinderten, die in den ersten Nachkriegsjahren geboren sind