Der Beruf des Müllers: Mühlenromantik ist Technik gewichen

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Hobbylandwirt Heinrich Thaler mit dem Erntesegen "auf der Gosse" in der Sambacher Mühle. Foto: Evi Seeger
Hobbylandwirt Heinrich Thaler mit dem Erntesegen "auf der Gosse" in der Sambacher Mühle. Foto: Evi Seeger
Auch über die Silos und ihre Befüllung gibt der Computer Auskunft. Im Bild Mühlenbesitzer Heinrich Wiesneth. Foto: Evi Seeger
Auch über die Silos und ihre Befüllung gibt der Computer Auskunft. Im Bild Mühlenbesitzer Heinrich Wiesneth. Foto: Evi Seeger
 

Das Bild vom Müller mit dem zentnerschweren Sack auf dem Rücken mag vielleicht noch im Museum leben. Die Mühle von heute ist von der Anlieferung bis zum Verkauf technisiert und computergesteuert.

Bildschirm an Bildschirm reiht sich in der Getreideannahme der Wiesneth-Mühle. Bereits ab der Waage, der ersten Station für die Anlieferer, werden alle Vorgänge auf dem Monitor sichtbar.

So auch das Saugrohr, das sich auf die Ladung senkt, um automatisch eine Getreideprobe zu entnehmen. Die Probe werde im Laborcomputer auf Feuchtigkeit, Qualität (Proteingehalt) und Hektoliter (Raumgewicht) überprüft, erläutert Heinrich Wiesneth, Besitzer der Sambacher Mühle.

Die so bemusterte Ware werde so gleich einer passenden Silozelle zugeordnet. Über 105 Silozellen mit einem Fassungsvermögen von rund 20.000 Tonnen verfügt die Mühle. Das Getreide werde in den Silozellen nach Sorten und nach Qualitätsmerkmalen getrennt.



Korn hält länger als Mehl

"Mehl ein ganzes Jahr lang zu lagern, ist nicht möglich", erklärt Wiesneth weiter. Das Getreide hingegen stehe - gereinigt, gelagert, gekühlt - ein Jahr lang bis zur nächsten Ernte zur Verfügung. Gemahlen werde dann nach Bedarf.

"Heuer war es eine Traumernte", zieht der Müller Fazit. Für ihn vor allem wegen der "schnellen Abläufe". Die Landwirte hätten die Technik ihrer Mähdrescher voll einsetzen können. "Vom Erntebeginn bis zum Ende vergingen gerade 14 Tage." In weniger günstigen Jahren nehme die Ernte bis zu vier Wochen in Anspruch. Durch die leistungsstarke Getreideannahme sei Nachtbetrieb nur noch begrenzt notwendig.

Trotz des trockenen Frühjahrs wurden nach Wiesneths Worten gute Erträge erreicht. Auch in Bezug auf Feuchtigkeit sei die Qualität der Ernte 2014 sehr gut. Lediglich der Proteingehalt sei aufgrund der hohen Erträge etwas niedriger.


Region wird versorgt

Der Einzugsbereich der Sambacher Mühle betrage 50 bis 60 Kilometer, erklärt der Müller. Das bedeute, dass der Versorgungsschwerpunkt in der Region liege.

Nach der Bemusterung und gewichtsmäßigen Erfassung folgt das Abkippen auf die "Gosse". Mit dem Schlepper fährt der Landwirt auf ein grobes Metallgitter und kippt den ganzen Erntesegen ab. Das Getreide rieselt in den Untergrund, wird abgesaugt, gereinigt und dem voraus bestimmten Silo zugeführt.

Alles vollautomatisch und so, dass alles - selbst das Innere der Gosse - per Kamera und Computer eingesehen werden können. "Wenn die Ernte so gut ausfällt wie in diesem Jahr, fallen die Preise", sagt Heinrich Thaler, Bürgermeister der Gemeinde Burgwindheim und Hobbylandwirt. Gerade liefert er eine Fuhre Triticale, ein Futtergetreide, an. Thaler besitzt alle Maschinen einschließlich Mähdrescher selbst.


Mehr Flexibilität

Das ermögliche ihm hohe Flexibilität, sagt er. "Dadurch kann ich schnell reagieren, denn das Erntefenster beträgt heute nur noch wenige Tage." In Erntespitzen mietet er Technik wie Zugmaschine oder Hänger, um schlagkräftiger zu sein. So könne er währenddessen ausschließlich ernten und die Hänger voll beladen. Nach der Ernte bleibt ihm ausreichend Zeit, das Getreide zur Mühle zu fahren.

Heinrich Thaler vertritt die Meinung: "Wir steuern auf eine Versorgungskrise zu". Bis 2050 müsste die Nahrungsmittelproduktion weltweit um 70 Prozent gesteigert werden. "Ich sehe aber keinen Weg, das zu schaffen."
Bis dahin würden elf Milliarden Menschen (Studien gehen von knapp zehn Milliarden aus) auf der Welt leben. Die Produktionsflächen würden jedoch weltweit täglich um Hunderte Hektar abnehmen. Thalers Credo lautet: "Wir müssen die pflanzlichen Produkte der Nahrungskette zuführen und dürfen sie nicht in Biogasanlagen verheizen oder in die Veredelung (das wäre beispielsweise die Tierproduktion) geben."