Das Bevölkerungswachstum fordert die Gemeinde

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Durch das Baugebiet Reuthsee werden in einigen Jahren über 9000 Menschen in Adelsdorf leben.Andreas Dorsch (Archiv)
Durch das Baugebiet Reuthsee werden in einigen Jahren über 9000 Menschen in Adelsdorf leben.Andreas Dorsch (Archiv)

Die Infrastruktur von Adelsdorf muss mit den steigenden Einwohnerzahlen Schritt halten. Finanziell ist die Gemeinde dafür einigermaßen gerüstet.

Die Gemeinde Adelsdorf hat für 2018 einen Haushalt mit einem Volumen von 40 Millionen Euro auf den Weg gebracht. Nur Jörg Bubel, der SPD-Vertreter im Rat, lehnte das von Kämmerer Christian Jakobs ausgearbeitete Zahlenwerk ab.
Adelsdorf ist in der besonderen Situation, dass die Einwohnerzahl wegen der Nachfrage im Baugebiet Reuthsee seit 2016 stetig wächst. Inzwischen ist die 8000er Marke geknackt und der Bauboom läuft weiter. Ein Endstand von über 9000 Einwohnern ist damit in wenigen Jahren wahrscheinlich.
Darauf bereitet sich die Gemeinde seit dem Start des Reuthsee-Projekts vor. Man erwartet ein akutes Ansteigen der benötigten Kindergartenplätze, der Bedarf werde aber in wenigen Jahren seinen Höhepunkt überschritten haben. Deswegen hat die Gemeinde leerstehende Schulräume in Kindertagesstätten umgewandelt. Doch auch sie werden in den Spitzenzeiten nicht ausreichen.
Sabina König (Grüne) brachte deshalb in ihrer Rede zum Haushalt den Gedanken ins Spiel, den Spitzenbedarf durch Container abzudecken. Bürgermeister Karsten Fischkal (FW) tendiert aber mehr zur Unterbringung in bestehenden Gebäuden, die nach dem Abebben wieder eine andere bedarfsgerechte Nutzung erfahren sollen.
Der Kämmerer hat seit 2016 das Seinige getan, um durch eine sparsame Finanzpolitik ein Polster für die anstehenden Aufgaben zu schaffen. Musste die Gemeinde 2015 noch aus permanent ausgeschöpften Kassenkrediten das laufende Finanzjahr stemmen, konnte Jakobs nun mit Rückendeckung des Gemeinderats Rücklagen in Höhe von 8,6 Millionen Euro bilden.
"Ein historischer Höchststand", wie Johannes Funke (Pro Adelsdorf) in seiner Haushaltsrede herausstellte. "Die Entwicklung im Reuthsee macht fast schwindelig", bekannte er, ist aber wie die allermeisten seiner Ratskollegen überzeugt, dass es eine richtige Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt war.
"Wir haben ein Luxusproblem", formulierte es der Bürgermeister. Er sah dabei die in Adelsdorf anstehenden Probleme im Vergleich zu denen von Kommunen 50 Kilometer weit weg, die mit leeren Kitas und mehr zu kämpfen haben. "Es ist schön, dass wieder Kinder da sind", stellte er fest und erinnerte, dass bis vor Kurzem die Sportvereine über Mitgliederschwund klagten.
Jakobs erklärte, dass auch die nächsten drei Jahre nach denselben sparsamen Grundsätzen gewirtschaftet werden müsse, erst 2022 rechnet er mit Mehreinnahmen, vor allem bei der Einkommensteuer. Ab da sei es möglich, den seit Jahren im Rat beklagten Investitionsstau abzubauen - in Bereichen wie dem Straßenzustand. Ausdrücklich wies er daraufhin, dass die angesetzten Einnahmen auch um 300 000 Euro niedriger ausfallen könnten und damit das Rücklagenpolster schon 2018 stärker strapaziert werden müsse.
Im Rückblick auf die "Halbzeit der Wahlperiode" attestierte er dem Gemeinderat eine Erfolgsbilanz. Ausdrücklich erinnerte er an die Verpflichtung, "Interessenwalter aller" zu sein. Und: "Sie dürfen ruhig gegen die Verwaltung motzen, aber bitte konstruktiv, denn wir sind alle nur Sachwalter von Steuergeldern."
Diese Hinweise schienen ihm offenbar notwendig, nachdem der Rat vor der eigentlichen Haushaltsdebatte "mehr über 12 000 Euro Vereinsförderung diskutiert hat als über den Resthaushalt". Auch Bubels Ablehnung resultiert aus dieser Diskussion, weil ihm die Förderung der Jugendarbeit in den Vereinen zu gering erscheint.
Der Streitpunkt: Die Gemeinde hat die Nutzungsgebühren vor allem für ihre Sporthallen vereinheitlicht. Heimischen Vereinen will man durch Zuschüsse von 60 Prozent (Beschluss mit 14 zu fünf Stimmen) entlasten und voraussichtlich die Fördersätze für Jugendliche auf sieben Euro erhöhen. Die Details der Vereinsförderrichtlinie sollen durch eine "Sportkonferenz" in der ersten Hälfte 2018 einvernehmlich ausgearbeitet werden. Adelsdorf verrechnet nun die Sportstunde mit 16,50 Euro. Defacto kommt sie aber auf 105 Euro, wenn man die Jahreslasten auf die Ausnutzung umrechnet.
Grund für die geänderten Nutzungsentgelte ist idas Steuerrecht. Adelsdorf will sich das Privileg des Vorsteuerabzugs erhalten. Das werde in absehbarer Zeit besonders relevant, denn die Aischgrundhalle wurde schon vor 25 Jahren gebaut und etliche Sanierungsmaßnahmen stehen deswegen vor der Tür. "Das Finanzamt zahlt hier Steuern an uns", vereinfachte Geschäftsleiter Wolfgang Mößlein die Ausgangslage.
Günter Münch (FW) nannte im inhaltlichen Gleichklang mit CSU/Bürgerblock-Sprecher Andreas Maier Jakobs "unseren zielstrebigen, vorausschauenden und sehr sparsamen Kämmerer". Wandte sich Münch dann mehr der "herausfordernden Integration" der Neubürger und dem Ortsentwicklungskonzept zu, stellte Maier mehr den stetigen Einnahmenfluss in den Vordergrund. Da die Gewerbesteuer nicht so fließt wie mal gedacht, wiederholte er die alte Forderung nach einer vorausschauenden Gewerbeansiedlungspolitik.