Der Wahlgewinner Klaus Schumann (ÜWB) in der Gemeinde Aurachtal ist mit der Kämmerin Katy Schumann verheiratet. Sollte ein Bürgermeister und eine wichtige Beamtin in einem Eheverhältnis stehen? Karl-Heinz Gechter (CSU) will unter anderem deshalb doch nicht mehr in den Gemeinderat einziehen.
Der Gemeinderat in Aurachtal wird in den nächsten sechs Jahren ohne Karl-Heinz Gechter auskommen müssen. Der gewählte CSU-Gemeinderat und Bürgermeisterkandidat machte auf dem entsprechenden Formular zur Wahl zum Gemeinderatsmitglied sein Kreuzchen bei "Ich nehme die Wahl zum Mitglied des Gemeinderats nicht an". Für ihn rückt Bauhofleiter Frank Jordan auf der CSU-Liste nach.
Weg ins Rathaus erneut versperrt Gechter war zum zweiten Mal als Bürgermeisterkandidat angetreten. Vor sechs Jahren unterlag er nur knapp gegen den bisherigen Bürgermeister Erwin Schopper (ÜWB). Und auch diesmal reichte es nicht, in Aurachtal Gemeindeoberhaupt zu werden: Gechter holte 42,4 Prozent. Sein Konkurrent Klaus Schumann (ÜWB) landete bei 57,6 Prozent der Stimmen.
Was steckt nun also hinter Gechters Entscheidung, nicht in den Gemeinderat einziehen zu wollen? Handschriftlich auf einer Seite hat der CSU-Kandidat seine Beweggründe abgegeben: Er sehe "einen unüberwindbaren Interessenskonflikt in der Besetzung des zukünftigen Führungsgremiums der Verwaltungsgemeinschaft."
Für Gechter eine unglückliche Vermischung von Politik und Verwaltung ist die Tatsache, dass neben dem neuen Bürgermeister Klaus Schumann (ÜWB) auch seit mehreren Jahren schon dessen Ehefrau Katy Schumann als Kämmerin für die Geschicke der Verwaltungsgemeinschaft zuständig ist.
Mangelhafte Verwaltungsarbeit Hauptgrund für seinen Rückzug sei aber ein mangelhaftes Management in der Vergangenheit: "Man hat in den letzten Jahren seine Pflichten nicht wahrgenommen", sagt Gechter auf Anfrage des FT und spricht damit einen lange währenden
Konflikt in der Gemeindepolitik an: Es geht um zwei Rechnungsprüfungsberichte von 1999 und 2010. Noch immer seien diese nicht abgeschlossen, so Gechter. "Ein neutraler Abschluss erfordert meiner Meinung nach eine unabhängige Bearbeitung."
Seit längerem habe er darauf gedrängt, dass Fehler, die es aus seiner Sicht bei der Abrechnung von Wasser- und Abwasser gegeben habe, von einem unabhängigen Unternehmen geprüft würden. Ein Abschluss könne, so Gechter zur Begründung seines Rückzuges, "in der gewählten Konstellation aus Bürgermeister, Kämmerin und den Mehrheitsverhältnissen des Gemeinderats nicht gewährleistet werden".
Auch im neuen Gemeinderat sitzen sich wieder ein Patt aus je sieben Sitzen gegenüber. Einerseits CSU/WGA und auf der anderen Seite der ÜWB. Gechter sehe in dieser Konstellation die Chance für eine unabhängige Prüfung wieder nicht gegeben.
Dazu käme der Interessenkoflikt bei den Eheleuten Schumann: "Wenn da irgendwelche Sachen gesetzlich verfolgt werden müssten, gehe ich davon aus, dass ein Bürgermeister seine Frau nicht persönlich belastet", sagt Gechter. Er wolle niemandem etwas unterstellen. Bei Ehe-Beziehungen zwischen leitenden Verwaltungsposten und politischen Ämtern wundere er sich aber schon, dass in der Politik erlaubt sein soll, was in der Wirtschaft vielerorts nicht gestattet sei.
Der frisch gewählte Bürgermeister Klaus Schumann kann keinen Interessenkonflikt erkennen: "Ich sehe keinen Gewissenskonflikt zwischen dem Bürgermeisteramt und einer Angestellten der Verwaltungsgemeinschaft." Es gebe schon alleine vom internen Ablauf her keine Möglichkeit für Befangenheit oder Vorteilsnahme.
Der bayerische Gemeindetag habe die Tatsache, dass zwei Schumanns in Amt und Verwaltung sitzen, als "unproblematisch" beurteilt.
Wahlniederlage der Grund? "Ein schlechter Verlierer", sagt der scheidende Bürgermeister Erwin Schopper (ÜWB). Gechters Unterstellung, es könne zu Mauscheleien bei Bürgermeister und Kämmerin Schumann kommen, sei "unterste Schublade." Auch Schopper habe mit dem Gemeindetag Kontakt aufgenommen, und es habe keine rechtlichen Bedenken gegeben.
Dass es bei der überörtlichen Rechnungsprüfung des Landratsamtes "massive Arbeitsrückstände" bei der Kalkulation von Beiträgen und Gebühren im Bereich Kanal und Wasser gegeben habe, sagt Heinz Meisel von der Hauptamtsleitung der Verwaltungsgemeinschaft.
Dass es unwirksame Satzungen gebe, sei "bis heute nicht völlig bereinigt". Um wie viel Geld es genau geht, das der Gemeinde bei den Wiederherstellungskosten des Kanals entgangen sein könnte, sei sehr umstritten. Es sei im Prüfungsbericht von einer sechsstelligen Summe die Rede gewesen.
Erste Amtszeit: Belasteter Start? Ist die kommende Amtsperiode im Rathaus Münchaurach nun schon zu Beginn belastet? "Von meiner Seite aus nicht", sagt Schumann. Er kenne Gechters Begründung noch nicht im Detail. Was die noch nicht abgeschlossene Rechnungsprüfung angeht, sei dies Sache des jetzigen Amtsinhabers: "Ich will mich nicht einmischen, was die Verwaltung zu regeln hat", so Schumann. Ab dem 1. Mai werde er sich um die Angelegenheiten kümmern: "Wenn noch etwas offen ist, werde ich die Sache angehen."
Er werde die Dinge weiterhin verfolgen, sagt Gechter. Der 55-Jährige sieht seine aktive Zeit in der Gemeinde Aurachtal vorerst beendet: "Ich bin draußen."