Die evangelische Bücherei Kleinweisach versorgt Menschen aus mehreren Pfarrsprengeln mit Lesestoff. Die Besucher kommen oft mit dem Auto.
Der Ort liegt gut versteckt an den Waldabhängen des Steigerwalds. Obwohl seit Jahrhunderten Kirchdorf, taucht es in den Namenslisten der Kommunen nicht auf, denn es ist nur ein Ortsteil der Flächengemeinde Vestenbergsgreuth.
Hannes (3) und Moritz (6) stürmen mit ihrer Mama Elke Lösch im Schlepptau in die Bücherei. Die zwei Knirpse kennen sich gut aus, denn sie kommen schon lange regelmäßig mit ihr her und finden auch immer interessante Lektüre. "Wir entdecken hier immer wieder neue Bücher", sagt die Mutter, weiß aber auch, dass ihre Buben längst Vorlieben für ganz bestimmte Bücher entwickelt haben. "Die leihen wir dann auch immer mal wieder aus."
Familie Lösch ist zu Fuß da, denn sie wohnt direkt in Kleinweisach. "Oft müssen die Leute aber mit dem Auto zu uns fahren", sagt Marita Römer, die Büchereileiterin, die selbst in Frickenhöchstadt wohnt.
Zur politischen Gemeinde gehören kleine Ortschaften, die teilweise auch zu anderen Kirchsprengeln gehören. "Frickenhöchstadt gehört kirchlich zu Gleißenberg, das selber ein Ortsteil von Burghaslach ist", klärt Römer auf. "Umgekehrt haben wir auch Leser aus Altershausen. Der Ort gehört zur Kirchengemeinde, politisch aber zu Münchsteinach im Landkreis Neustadt." Besucher zu Fuß sind einmal im Jahr die Kinder aus dem Kindergarten im Hauptort Vestenbergsgreuth. So machen sie einen schönen Spaziergang über den Berg mit einem lohnenden Ziel. Denn: "Ein paar bleiben immer", sagt Römer über die so gewonnenen jungen Leser.
Büchereiverband in Göttingen Gut 100 regelmäßige Leser kommen so aus einem großen Sprengel zusammen. Rechnet man es aber auf die Einwohner um, macht sich die Zahl viel besser. Kleinweisach hat keine 200 Einwohner.
Der gesamte Einzugsbereich umfasst grob geschätzt gerade 2000 Personen. Finanziell getragen wird auch die Kleinweisacher Bücherei - wie etliche andere im Landkreis auch - von der evangelischen Kirchengemeinde. "Dazu kommt noch der Zuschuss des bayerischen Staates", erklärt Marita Römer die Finanzsituation.
Die Bücherei ist dem evangelischen Büchereiverband in Göttingen angeschlossen. Von dort beziehen sie und ihre zwei Kolleginnen Sigrid Lösch und Gerlinde Neuner Informationen und Empfehlungen, um den Buchbestand aktuell zu halten. In Mittelfranken stellt der Dachverband eine Beraterin, die die ehrenamtlich Tätigen weiterbildet. "So nahmen wir schon an Gruppenfahrten zu den Buchmessen in Frankfurt und Leipzig teil", erinnert sich Römer.
Vorläufer: zwei Bücherschränke Für die Geldmittel ist der evangelische Büchereiverband eine Kooperation mit seinem katholischen bayerischen Pendant, dem St. Michaelsbund in München, eingegangen. Er wickelt für die bayerischen Büchereien in evangelischer Trägerschaft die Formalitäten für die jährlichen Zuschüsse aus dem Staatshaushalt ab.
Dank dieser Absicherung hat sich die Kleinweisacher Bücherei seit 1987 gut entwickelt. In ihrer Jugend, so erinnert sich Römer, gab es zwei "Vorläufer", einen Bücherschrank in der Schule und einen beim Pfarrer. Heute verwaltet sie 2400 Bücher, dazu noch eine stattliche Anzahl MCs und CDs für Kinder sowie Spiele. "Überwiegend entleihen bei uns Kinder; die Jugendlichen ab zwölf fehlen uns", sagt Römer.
"Deshalb haben wir auch ungefähr 1300 Bücher für diese Altersgruppe. Den Erwachsenen können wir aber auch 700 Romane anbieten."
Das scheint das Stichwort für Ursula Oesterer aus Altershausen gewesen zu sein, die gerade in dem Moment zur Tür herein zu kommen. Sie ist eine leidenschaftliche Leserin und Förderin des Lesens. "Ich bin auch in der Kreisbücherei (in Neustadt) angemeldet", sagt sie. Oesterer kann deshalb vergleichen: "Für eine Gemeinde dieser Größe ist das eine tolle Bücherei. Und immer Neuerscheinungen." Aus Kleinweisach nimmt sie auch Bücher für ihre Tochter in Neumarkt mit und, "wenn es was Tolles gibt", auch für den Enkel.
Oesterer geht zum Regal mit Krimis. "Das betreut meine Kollegin Sigrid Lösch", verrät Römer, deren Spezialgebiet die Kinderliteratur ist. Die meisten Leser greifen querbeet zu, weiß sie.
Geschätzt seien vor allem Krimis, historische Romane und auch "schöne" Biografien.
Mehrfachnutzung Derweilen steht noch ein Grüppchen Leute vor der Tür, die keine Anstalten macht, reinzukommen. "Die wollen zu einer anderen Veranstaltung im Gemeindehaus; auch die Bücherei wird als Mehrzweckraum genutzt", klärt Römer auf. Kirchenvorstandssitzungen finden hier statt und auch der Konfirmandenunterricht oder Kindergottesdienste. Seit keine Gaststätte mehr im Ort ist, findet alles im Gemeindehaus statt. Dementsprechend belegt ist es. Trotzdem haben Römer und ihr Team ein Refugium für die jüngsten Leser schaffen können. Mit bunten Vorhängen wurde aus dem dunklen Nebenraum eine gemütliche Schmökerecke.