Braucht Herzogenaurach drei Bürgermeister?

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Eintritt ins Rathaus verwehrt? Wenn es nach SPD-Stadtrat Gotthard Lohmaier geht, hat Herzogenaurach bald nur noch zwei Bürgermeister. Foto: Christian Bauriedel
Eintritt ins Rathaus verwehrt? Wenn es nach SPD-Stadtrat Gotthard Lohmaier geht, hat Herzogenaurach bald nur noch zwei Bürgermeister.   Foto: Christian Bauriedel

Für Gesprächsstoff im neuen Stadtrat dürfte ein Antrag von Gotthard Lohmaier (SPD) sorgen. Unter anderem schlägt er vor, in Herzogenaurach das Amt des Dritten Bürgermeisters abzuschaffen.

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Im Showbusiness sagt man: Der Abgang ziert die Kür. Ganz ähnlich ist es mit einem Antrag, den der scheidende SPD-Stadtrat Gotthard Lohmaier jetzt eingebracht hat. Bevor er nach 28 Jahren im Stadtrat in Rente geht, möchte er noch drei Anliegen behandelt wissen, die in der Stadtpolitik für einigen Gesprächsstoff sorgen dürften.
Dabei geht es um die Bürgermedaille, die künftig nicht mehr abgestuft in Bronze, Silber und Gold verliehen werden soll, und um die Reisen von Stadträten in die Partnerstädte, genauer die Fahrtkosten der Ehepartner, die diese künftig zum Teil selbst tragen sollen. Der dritte Vorschlag: Er möchte das Amt des Dritten Bürgermeisters abzuschaffen. In einem Schreiben an Bürgermeister German Hacker (SPD) hat er gebeten, in der nächsten Sitzung des Kulturausschusses darüber zu sprechen.


Gewaltiger Gegenwind

"Ich weiß, dass ich gewaltig Gegenwind bekommen werde", sagt Lohmaier. "Ich habe bewusst mit diesen Vorschlägen bis nach den Wahlen gewartet." Auf diese Weise könne man ohne den Druck des Wahlkampfes diskutieren. Zudem müsse, wenn es um eine Abschaffung des Dritten Bürgermeisters geht, "in keine vorhandene Struktur eingegriffen" werden.

Aus langjähriger Erfahrung könne er sagen, dass der Dritte Bürgermeister "nur bei Gratulationstouren auftaucht", also bei runden Geburtstagen, Hochzeitsjubiläen und anderen Ehrungen. "Jeder Fraktionsvorsitzende oder Stadtrat kann das ebenso machen", sagt Lohmaier. Es gehe ihm zwar nicht zentral ums Geld, aber es bestünde mit der Abschaffung des Dritten Bürgermeisters die Möglichkeit, die monatliche Aufwandsentschädigung einzusparen.

1000 Euro für das Ehrenamt

Das Dritte Bürgermeisteramt ist, genauso wie das des Zweiten, ein Ehrenamt. Die Aufwandsentschädigung, wie der Stadtkämmerer Manfred Hofmann mitteilt, beträgt für das dritte Stadtoberhaupt rund 1000 Euro im Monat. Beim Zweiten Bürgermeister etwa 100 bis 200 Euro mehr.

"Der Dritte Bürgermeister sollte auf keinen Fall abgeschafft werden", sagt Bernhard Schwab, CSU-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat. Die Stadt brauche dieses Amt. Alleine schon die Vertreterfunktion im Urlaub oder im Krankheitsfall sei wichtig. Lohmaiers Vorschlag, künftig die Fraktionsvorsitzenden oder wechselnde Stadträte zu schicken, darüber könne man reden, so der CSU-Stadtrat. Den Dritten Bürgermeister zur Disposition zu stellen wäre jedoch fatal: "Das Bild des ,Grüßgottbürgermeisters' lehne ich komplett ab", sagt Schwab.

Bürger schätzen die Besuche

Ähnlich äußert sich Manfred Welker (FW), der das Ehrenamt momentan inne hat: "Die Bürger wissen es zu schätzen, dass die Kommune an an sie denkt", sagt Welker mit Blick auf seine Termine bei Ehrungen und Geburtstagen.Herzogenaurach mit seinen rund 24.000 Einwohnern und drei Weltkonzernen sei so groß, dass der Erste Bürgermeister bei Leibe nicht alles alleine erledigen könne. Er verweist in die Nachbarstadt: Höchstadt habe rund 10.000 Einwohner weniger und auch drei Bürgermeister.

Renate Schroff (SPD) stimmt ihm zu. In Anbetracht ihrer Erfahrungen als Zweite Bürgermeisterin kenne sie das Arbeitspensum: "Ich habe fünf, sechs und mehr Termine in der Woche", sagt Schroff. Dazu gehören runde Geburtstage, Goldene Hochzeiten genauso wie Besuche bei Vereinen. Die Bürger würden erwarten, dass sie von der Stadt eine Ehrung erfahren. "So etwas muss diskutiert werden", sagt Maximilian Maydt von den Grünen. Er ist überrascht über den Vorschlag, der ihm noch nicht vorliege.

Und was sagt der hauptberufliche Bürgermeister? German Hacker möchte sich zu dem politischen Antrag vorerst nicht äußern. "Ich halte es prinzipiell für besser, wenn der neue Stadtrat darüber entscheidet", sagt Hacker. Zunächst müssten die Themen auf Fraktionsebene besprochen werden.

Busfahrt in die Partnerstädte

Neben dem heißen Eisen, das Gotthard Lohmaier mit dem Dritten Bürgermeister ins Gespräch gebracht hat, gibt es noch die Sache mit den Kosten für Fahrten in Partnerstädte. Schon lange gefalle es dem scheidenden SPD-Stadtrat nicht, dass die Fahrtkosten für Stadträte und deren Lebenspartner in die vier Partnerstädte nicht selbst gezahlt werden müssen, während Vereine nur einen Zuschuss bekämen.

Es gehe lediglich um die Fahrt mit dem Bus. Die Unterkunft werde sowieso von der jeweiligen Partnerstadt bezahlt. So handhabe man es auch in Herzogenaurach bei Besuchen aus Wolfsberg oder Sainte-Luce-sur-Loire.
Man könne darüber reden, sagt Welker, der aber betont, dass es sich ja um eine ehrenamtliche Tätigkeit handelt. Renate Schroff verweist darauf, dass es schon in der Vergangenheit teilweise so gehandhabt wurde, dass die Buskosten von Ehepartnern selbst bezahlt wurden. Offen für den Vorschlag zeigt sich Schwab. Man könne darüber reden.

Die gleiche Meinung hat der Fraktionsvorsitzende der CSU beim Thema Bürgermedaille. Die Diskussion mit German Hacker über eine einheitliche Medaille, also nicht in Gold, Silber und Bronze, gebe es schon länger. "Es ist nur zu bedenken: Was machen wir, wenn jemand, sagen wir zum 20-jährigen Jubiläum, schon geehrt wurde. Welche Ehrung bekommt derjenige dann beim 30-jährigen?"

Gotthard Lohmaier betont, dass es ihm bei seinem Antrag um die Kultur des Miteinanders gehe. Wie also Stadträte und Amtsträger wahrgenommen werden. Dass man mit den drei Vorschlägen zudem noch ein bisschen Geld sparen könnte, sei nicht sein Hauptanliegen, aber ein positiver Nebeneffekt.