Braucht Adelsdorfs Kläranlage einen Faulturm?

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Markus Steger und Ralf Wegel kontrollieren das Klärschlammbecken. Foto: Pauline Lindner
Markus Steger und Ralf Wegel kontrollieren das Klärschlammbecken.  Foto: Pauline Lindner
 

Adelsdorf lässt prüfen, ob ein Faulturm für die Kläranlage rentabel ist. Mit der Hochlastfaulungs-Technik kann der Klärschlamm stabilisiert und das entstehende Gas in einem Blockheizkraftwerk verstromt werden.

Ein Geruch nach Kuhstall liegt in der Luft. Im Schlammstapelbecken der Adelsdorfer Kläranlage bilden sich an der Oberfläche große bräunliche Schlieren. Blasen wie bei einem Kaugummi verschmelzen und platzen. "Das ist Biogas", sagt Klärmeister Markus Steger.

Die Mischung ist die gleiche wie in Biogasanlagen. Der größere Teil ist das brennbare Methan und der Rest Kohlendioxid. "Wir müssten doch auch Strom daraus herstellen können", fragte sich vor einer Weile Stegers Kollege Ralf Wegel. Und machte sich kundig. Deshalb nennen ihn Bürgermeister Karsten Fischkal (FW) und Controller Wolfgang Mößlein auch "den Vater des Gedankens", ob die Verstromung für eine kleine Kläranlage wie die Adelsdorfer wirtschaftlich sinnvoll ist.

Riesige Faultürme, wie sie auf den Kläranlagen der großen Städte inzwischen Standard sind, kosten weit über zehn Millionen Euro.
Hier zersetzten Bakterien den Klärschlamm in relativ kurzer Zeit und das dabei als Abfallprodukt entstehende Biogas wird in Gasturbinen oder Blockheizkraftwerken zu Strom. Diese Technik in diesen Dimensionen wäre eine sinnlose Investition für eine Kläranlage, in die nur gut 14 .000 Einwohnerwerte eingeleitet werden. 45 Prozent davon sind übrigens industrielle Abwässer.

600 Kilo Bakterienmasse

Die Kostenseite der Kläranlage ist das Metier von Wolfgang Mößlein. "100.000 Euro", so sagt er, "verbraucht die Kläranlage jährlich für Strom." Der nächste große Posten ist der Abtransport des Klärschlamms. 60.000 bis 80 000 Euro muss die Gemeinde jährlich dafür aufwenden. "Dafür, dass wir viel Wasser durch die Gegend fahren", sagt Mößlein. Denn selbst nach dem Zentrifugieren enthält der Klärschlamm 80 Prozent Wasser. Klärschlamm ist die sich täglich vermehrende Bakterienmasse, die die eingeleiteten Feststoffe abgebaut hat.

Das muss verbessert werden wenn es sich rechnet, sind sich Mößlein und die Klärmeister einig. Deshalb wurden vor Kurzem Fachingenieurbüros in den Gemeinderat eingeladen, die Erfahrung mit der Faulung in kleinen Kläranlagen haben. Denn mittlerweile wurden bezahlbare Techniken entwickelt auch für kleine Kläranlagen entwickelt. "Preisklasse unter zwei Millionen Euro", sagt Mößlein.

Die Adelsdorfer haben sich für die so genannte Hochlastfaulung entschieden und die Ingenieure berechnen nun die exakten Werte und Kosten für Adelsdorf. Diese Berechnungen werden vom Staat aus dem Fördertopf für regenerative Energien bezuschusst.

Aus einem vorangegangenen Gärtest sind schon Fakten bekannt: So produziert Adelsdorf pro Tag 600 Kilogramm organische Trockenmasse. Aus ihr können 150 Kubikmeter Biogas gewonnen werden. Das entspricht 20 Litern pro Einwohner, rechnet man dies mit dem Brennwert von sieben Kilowattstunden pro Kubikmeter Gas hoch, ist der Adelsdorfer so ganz nebenbei ein ganz schöner Stromproduzent. So sieht es Mößlein und spinnt den Gedanken weiter. Aus der Kläranlage sollte in Zukunft eine Stromproduktionsstätte werden. In Form einer Bürgerbeteiligungsgesellschaft ähnlich wie Windkraftanlagen. Denn bei der Hochlastfaulungstechnik könnten auch die Grünabfälle von kommunalen Flächen mitvergoren werden.

Für manchen, der in der Nähe der Kläranlage wohnt, ist das der wichtigste Aspekt: kein Geruch mehr. Denn der unvermeidliche Gärprozess - man kennt ihn von nassem Grasschnitt - findet im abgeschlossenen Raum statt.