Die Feuerwehr Weisendorf ist fassungslos. Ein 19-jähriger Kamerad sitzt gerade als mutmaßlicher Brandstifter in Untersuchungshaft. In einem bewegenden Statement richteten sich die Kommandanten jetzt an die Öffentlichkeit.
"Vorwurf der versuchten schweren Brandstiftung" und weitere Delikte
"Verdienen es nicht": Kommandanten bitten um Vertrauen
Am Montag (17. Juli 2023) teilte das Polizeipräsidium Mittelfranken mit, dass die Kriminalpolizei Erlangen einen Serien-Brandstifter festgenommen hat. Seit Jahresbeginn soll der Tatverdächtige im Bereich Weisendorf im Landkreis Erlangen-Höchstadt als Feuerteufel aktiv gewesen sein. Das Außergewöhnliche daran: Er ist "ein bisheriges Mitglied der Einsatzabteilung" derFeuerwehr Weisendorf. Darüber informierten die Kommandanten am Montag in einem öffentlichen Statement.
Feuerwehr in Weisendorf hat mutmaßlichen Brandstifter in eigenen Reihen - Polizei ging schnell von Serientäter aus
Der 19-jährige Verdächtige befindet sich jetzt in Untersuchungshaft. Seine Brände sollen dem Polizeibericht nach Sachschäden von mehreren Zehntausend Euro verursacht haben. Bis zum 8. Juli 2023, so heißt es weiter, konnten die Feuer noch in einem frühen Stadium gelöscht werden. Der vorsätzlich gelegte Brand im Keller eines Wohnhauses in Weisendorf am 28. Januar 2023, bei dem Schaden von über 10.000 Euro entstand, endete ohne verletzte Personen.
Am 8. Juli griff ein Feuer von einem Straßengraben auf ein angrenzendes Weizenfeld über. Auf einer Fläche von drei Hektar brannte das Feld vollständig ab - ein Sachschaden von 20.000 Euro entstand. Mit Blick auf das aktuelle Wetter für die Woche in Franken zeigt dieser Fall laut Polizei, wie unkontrollierbar ein solches Brandgeschehen ist. Viele kleinere Brände in offenem Gelände, in Straßengräben, an Böschungen und Waldrändern gehen wohl auf sein Konto.
Schnell war den Beamten klar, dass ein Serientäter dahinterstecken muss. Dazu heißt es in der Polizei-Meldung: "Aus den Ermittlungen und Zeugenhinweisen heraus ergab sich ein Tatverdacht gegen einen 19-Jährigen aus Weisendorf, der selbst Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr war."
Kommandanten äußern "Bestürzung und Fassungslosigkeit" - und haben eine Bitte
Als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr, so schreibt es die Polizei, muss sich der 19-jährige Tatverdächtige der möglichen Auswirkungen bewusst gewesen sein. Wie es im Beitrag heißt, gehen die Ermittler auch davon aus, dass er, wohl um einen Feuerwehreinsatz zu provozieren, Altöl in einen Weiher in Weisendorf eingeleitet hat.
Mit dem Titel "(K)einer von uns" stellt sich die Feuerwehr Weisendorf mit "großer Bestürzung und Fassungslosigkeit" in einem öffentlichen Text der Tatsache und schreibt: "Wir möchten uns hiermit aufs Äußerste von den Taten eines Einzelnen distanzieren. Solche Taten, durch die nicht nur Sachschäden entstanden sind, sondern in einem Fall sogar Menschenleben gefährdet wurden, sind durch absolut nichts zu rechtfertigen." Der junge Mann war im Juli 2021 in die Feuerwehr als Quereinsteiger eingetreten und hatte bislang das Basismodul der Grundausbildung abgeschlossen.
In diesem Zusammenhang hat die Feuerwehr eine "große Bitte" an die Gesellschaft: "Schenken Sie Ihrer Feuerwehr bitte weiterhin Ihr Vertrauen als Einrichtung zum Schutze der Bevölkerung mit vielen engagierten, ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, die stets ihr Bestes geben. Diese Helfer, die jährlich unzählige Stunden für die Allgemeinheit investieren, verdienen es nicht, für die unverantwortlichen Taten eines Einzelnen zur Rechenschaft gezogen zu werden."
Mehrere Vorwürfe gegen Beschuldigten in Untersuchungshaft - weitere Fälle in Klärung
Die Kommandanten danken zudem "den Ermittlungsbehörden, die von unserer Seite nach allen Möglichkeiten unterstützt wurden, für die akribische Arbeit zur Klärung des Falles, um zukünftig weitere Taten zu vermeiden. Ebenso gilt unser Dank allen Zeugen, die durch ihre Aussage zur erfolgreichen Ermittlungsarbeit beigetragen haben".
Die zuständigen Beamten hatten eine erhebliche Menge an belastendem Beweismaterial gegen den Tatverdächtigen sammeln können. Durch einen Ermittlungsrichter wurde daraufhin Haftbefehl erlassen, der jetzt zeitnah vollzogen werden konnte.
Der Haftbefehl gegen den mutmaßlichen Feuerteufel von Weisendorf wurde bei der Vorführung des Beschuldigten vor dem Richter bestätigt, sodass er nun in Untersuchungshaft sitzt. Zum jetzigen Zeitpunkt muss sich der 19-Jährige wegen des Vorwurfs der versuchten schweren Brandstiftung, der versuchten und vollendeten Brandstiftung in mehreren Fällen sowie der Gewässerverunreinigung verantworten. Da es noch weitere Brände und Umweltstraftaten im Bereich Weisendorf im fraglichen Zeitraum gab, prüfen die Ermittler gezielt, ob ihm diese auch angelastet werden müssen. Weitere Nachrichten aus Erlangen-Höchstadt findest du auf unserer Übersichtsseite.