Nach einem Massencrash auf der A3 bei Höchstadt herrscht aufseiten der Einsatzkräfte Unverständnis. "Die Leute fahren so irre", hält ein Feuerwehrwehrmann fest. Seine Kritik gilt allerdings nicht den Unfallbeteiligten.
In Mittelfranken hat sich ein folgenschwerer Verkehrsunfall auf einer Autobahn zugetragen. Auf regennassem Untergrund krachten am Montag gegen 13.20 Uhr gleich sieben Fahrzeuge ineinander. Die Folge der Massenkarambolage: sechs verletzte Menschen im Alter zwischen 22 und 70 Jahren. Wegen der hohen Anzahl an Rettungs- und Feuerwehrfahrzeugen musste die A3 vorübergehend in beide Fahrtrichtungen gesperrt werden. Die alarmierten Einsatzkräfte trafen im Zuge ihrer Arbeit derweil auf erschwerte Bedingungen. Die Anfahrt gestaltete sich der Feuerwehr Dechsendorf zufolge als äußerst schwierig.
Verantwortlich hierfür seien einerseits die vorhandene Baustelle kurz vor der Anschlussstelle Höchstadt-Ost gewesen - und andererseits "offensichtlich überforderte Auto- und Lkw-Fahrer", halten die Verantwortlichen in einem Beitrag auf ihrer Facebook-Seite fest. "Die Leute fahren so irre", hält Feuerwehrsprecher Michael Busch einen Tag nach dem folgenschweren Auffahrunfall im Gespräch mit inFranken.de fest. Er beklagt unter anderem die unzureichende Rettungsgasse im betroffenen Autobahnabschnitt. Ein Grund dafür seien oftmals die fehlenden Abstände der im Stau stehenden Fahrzeuge gewesen. "Normalerweise wären wir in fünf Minuten da gewesen", gibt Busch zu bedenken. "Wir haben aber 20 Minuten für die Strecke gebraucht."
Nach Unfall auf A3 bei Höchstadt: Feuerwehr beklagt fehlenden Abstand - "kommt immer wieder vor"
Für einen erschwerten Einsatz der Rettungskräfte sorgten nach Angaben des Feuerwehrmanns außerdem Gaffer auf der Gegenfahrbahn. Unklar sei zudem die Anzahl der am Unfall beteiligten Personen gewesen - "und ob es eingeklemmte Personen gab". Das Problem der unbeweglichen Rettungsgasse habe sich indes nicht zum ersten Mal aufgetan. "Das kommt immer wieder vor. In diesem Fall war es ein Stück weit dramatisch, weil es wegen der Baustelle keinen Standstreifen gab", beklagt Busch. Allein wegen "schief stehender" Lastwagen habe man teilweise drei Minuten bei der Anfahrt verloren. Drei Minuten, die im schlimmsten Fall verheerende Folgen nach sich ziehen können.
"Dass es am Stauanfang um Leben gehen kann, ist vielen der Blockierer offensichtlich nicht bewusst", moniert die Dechsendorfer Feuerwehr in ihrem Social-Media-Post. Beim Ankommen an der Unfallstelle habe sich schließlich gezeigt, wie wichtig das Thema Abstand generell sei. Die Feuerwehr verweist an dieser Stelle auf die kollidierten Autos. "Wie auf einer Perlenkette aufgereiht, Motorhaube am Heck, ausgelöste Airbags und viel Blechschaden", konstatieren die Ehrenamtlichen, die mit Blick auf die vorherrschenden Bedingungen von einem "großen Abstandsproblem" sprechen. Die Frage sei: "Warum riskiere ich das Leben anderer?"
Zum Glück habe es keine größeren Personenschäden gegeben, betont die Feuerwehr. Nach Angaben der Verkehrspolizei Erlangen waren fünf der sieben Fahrzeuge nicht mehr fahrbereit und wurden abgeschleppt. Vier der sechs verletzten Personen wurden demnach in umliegende Kliniken gebracht. Zuvor hatten zwei medizinisch geschulte Kräfte der Dechsendorfer Feuerwehr auf der A3 die Erstversorgung unternommen. Der Schaden an den Fahrzeugen liegt laut Polizei bei mindestens 50.000 Euro.
"Vielleicht sollte jeder Einzelne sich überlegen": Einsatzkräfte mit ernstem Appell
Die Feuerwehr weist zum Ende ihres Berichts unterdessen noch einmal auf die Wichtigkeit einer funktionierenden Rettungsgasse bei Unfällen hin. "Abstand rettet Leben - auf alle Fälle die Gesundheit", betonen die Verantwortlichen. "Autofahrer, die die Rettungsgasse nicht freihalten, obwohl sie dazu in der Lage wären, tragen ihren Anteil daran, wenn Rettungskräfte zu spät am Einsatzort sind. Vielleicht sollte jeder Einzelne sich überlegen, dass man selbst genau diese Hilfe auch mal zügig braucht", heißt es abschließend zum herausfordernden Einsatz auf der A3 bei Höchstadt.
In Erlangen hat derweil ein Hubschraubereinsatz den ein oder anderen Bürger wachgehalten. Im Netz berichten Bürger von ihren Beobachtungen. Was hatte es damit auf sich? Weitere Nachrichten aus Erlangen-Höchstadt gibt es in unserem Lokalressort.