Zum Ende der Bergkirchweih 2016 zieht die Polizei Bilanz. Auffällig ist, dass es sehr viel mehr sexuelle Angriffe auf Frauen gab.
Am Ende der Bergkirchweih 2016 blickt die Polizei in Erlangen auf zwölf einsatzreiche Tage zurück. Im Vergleich zum Vorjahr kam es 2016 jedoch insgesamt zu weniger Straftaten, berichtet die Polizei.
Deutlich mehr sexuelle Übergriffe auf Frauen
Allerdings kam es 2016 zu deutlich mehr sexuellen Übergriffen auf Frauen. Während im vergangenen Jahr drei Anzeigen eingegangen waren, sind es in diesem Jahr 14.
In allen Fällen wurden Festbesucherinnen unsittlich berührt. Die Polizei konnte sechs Tatverdächtige fest. Sieben Täter werden noch gesucht. Ein Mann soll für zwei Fälle in Frage kommen.
Die Kriminalpolizei hat hierzu die Ermittlungen übernommen. Auf Antrag der Polizei erteilte die Stadt Erlangen den Tatverdächtigen ein Betretungsverbot für das Festgelände.
Eine abschließende Erklärung für den eklatanten Anstieg der angezeigten Grabschereien gibt es Polizeisprecher Christian Daut zufolge nicht. "
Einer der Gründe ist sicherlich, dass die Frauen spätestens seit der Kölner Silvesternacht sensibler sind und sich eher trauen, die Fälle anzuzeigen", glaubt Daut. Aber das sei nur eine Vermutung. Schließlich hat die Polizei nur Kenntnis über die Fälle, die angezeigt wurden.
Weniger Körperverletzungen
Erfreulich bewertet es die Polizei, dass die Körperverletzungen zurückgegangen sind. So ereigneten sich während der Kerwa insgesamt 63 Delikte (Vorjahr 84).
Besonders erwähnenswert ist die Abnahme der sogenannten Gefährlichen Körperverletzungen, bei denen die Täter ihr Opfer mittels einer Waffe oder eines anderen gefährlichen Werkzeuges, wie zum Beispiel einem Maßkrug, attackierten. Während im Vorjahr noch 24 solcher Delikte registriert wurden, liegt die aktuelle Zahl beim Berg 2016 nur noch bei neun. Davon setzten die Tatverdächtigen in drei Fällen Maßkrüge zum Angriff ein.
Glücklicherweise erlitt keiner der Geschädigten schwerere Verletzungen. Wie bereits in den zurückliegenden Jahren ist auch heuer wieder festzustellen, dass der Großteil der Tatverdächtigen nicht aus Erlangen stammt.
Ein Raub beim Berg
Während der Festtage ereignete sich lediglich ein Raubdelikt. Nachdem ein Mann von zwei Unbekannten angegriffen wurde, fehlte zunächst seine Geldbörse. Diese fand er jedoch unweit des Tatortes, allerdings fehlten daraus 20 Euro.
Viele Diebstähle
Auf dem hohen Niveau des Vorjahres bewegt sich Zahl der Taschen- und Handtaschendiebstähle. Hier hatten es die Täter insbesondere auf Geldbörsen und Mobiltelefone abgesehen. Trotz zahlreicher Appelle der Polizei, sorgfältig mit Wertgegenständen umzugehen und eines eigens hierzu betriebenen Info-Standes am "Berg", wurden 48 (Vorjahr 49) solcher Diebstähle angezeigt. Hiervon wurden in 28 Fällen den Geschädigten aus am Körper getragenen Taschen / Rucksäcken oder Kleidungsstücken Wertgegenstände entwendet.
Bei weiteren 20 Diebstählen hatten es die Täter auf unbeaufsichtigt abgestellte Taschen abgesehen. Zum Teil wurden diese komplett gestohlen, in den meisten Fällen waren auch hier nur Mobiltelefone und Bargeld für die Täter von Interesse.
Registrierte die Polizei im Vorjahr noch 40 Fahrraddiebstähle, so wechselten heuer lediglich 13 Räder illegal ihre Besitzer. Hierbei ertappte die Polizei fünf Verdächtige auf frischer Tat.
Leicht rückläufig ist auch die Anzahl der Sachbeschädigungen. Die Polizei verzeichnete 36 solcher Delikte (Vorjahr 39). In 15 der angezeigten Fälle beschädigten die Tatverdächtigen geparkte Autos. Bei den restlichen 21 Fällen ließen die Täter ihre Aggressionen an den unterschiedlichsten Gegenständen aus. In 15 Fällen gelang es der Polizei, die Tatverdächtigen ausfindig zu machen. Dieses Phänomen ist nach polizeilichen Feststellungen in erster Linie auf den übermäßigen Alkoholkonsum der Bergbesucher zurückzuführen.
Alkoholkontrollen: Einige Betrunkene zeigten sich uneinsichtig
Obwohl im Vorfeld Alkoholkontrollen durch die Polizei angekündigt waren, zeigten sich erneut etliche Verkehrsteilnehmer uneinsichtig. So stellte die Polizei insgesamt 42 Auto- bzw. Radfahrer fest, die trotz zum Teil erheblicher Alkoholisierung am Straßenverkehr teilnahmen. Zwei dieser alkoholisierten Verkehrsteilnehmer verursachten dabei einen Unfall. Der "Spitzenwert" mit 2,16 Promille wurde bei einem Fahrradfahrer festgestellt.
Leider gab es auch in diesem Jahr wieder Übergriffe auf die eingesetzten Polizeibeamten. Sieben Besucher gingen hierbei tätlich gegen die Polizisten vor, nachdem sie festgenommen wurden. Gegen sie wird wegen eines Vergehens des "Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte" ermittelt. Glücklicherweise wurde keiner der betroffenen Beamten schwerer verletzt. In weiteren sieben Fällen wurden eingesetzte Polizeibeamte beleidigt.
Im Gegensatz zu den Vorjahren musste die Polizei in diesem Jahr keinen Unfall aufnehmen, bei welchen alkoholisierte Festbesucher bei Stürzen zu Schaden kamen.
Auf dem Festgelände sowie in der Innenstadt stellten die Beamten 16 Jugendliche mit erheblicher Alkoholisierung fest und nahmen diese in Gewahrsam. Drei der Jugendlichen mussten daraufhin vom Rettungsdienst in die Kinderklinik gebracht werden, die anderen wurden von ihren Eltern bei der Polizei abgeholt.
Zur Bewältigung des Gesamteinsatzes waren neben der Erlanger Polizei Einsatzkräfte aus dem gesamten mittelfränkischen Bereich eingesetzt. Darüber hinaus unterstützten Beamte der Bayerischen Bereitschaftspolizei aus Nürnberg und Würzburg die Erlanger Kollegen. Um einen geordneten Ablauf der sogenannten "After-Berg-Feiern" zu gewährleisten, zeigten diese nach dem bewährten Konzept an neuralgischen Punkten im Innenstadtbereich Präsenz.
Während der 12 Festtage waren von den Einsatzkräften knapp über 600 Vorgänge polizeilich zu bearbeiten. Hierunter fallen 403 Anzeigen (Vorjahr 462), 179 auf dem Festgelände und 224 bei den Nachfeiern in der Innenstadt. Die Abarbeitung dieser Delikte wird die Erlanger Polizei noch mehrere Wochen beschäftigen.
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