Bewohnervertreter bestimmen mit und lösen Konflikte

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Ricky Wimmer (von links) und Gerhard Orth beraten sich mit Benjamin Geifes. Foto: Tina Meier
Ricky Wimmer (von links) und Gerhard Orth beraten sich mit Benjamin Geifes. Foto: Tina Meier

Die Bewohner der Behindertenhilfe Barmherzige Brüder wählten ihre Interessensvertreter. Für die nächsten vier Jahre setzen sich diese für eine Verbesserung der Wohnqualität ein und vermitteln zwischen der Geschäftsführung und den Bewohnern.

Schwächere Bewohner unterstützen, ihnen helfen und zwischenmenschliche Konflikte lösen - das sind die Ziele von Gerhard Orth. Er engagiert sich in der Bewohnervertretung der Behindertenhilfe Barmherzige Brüder in Gremsdorf. Diese wird alle vier Jahre von den stationären Bewohnern demokratisch gewählt.

"Ich wurde zur Wahl vorgeschlagen. Ich war gar nicht darauf gefasst, gewählt zu werden", erzählt Orth, der zum ersten Mal Mitglied des Gremiums ist. Unter den neun Interessensvertretern wurde er sogar zum ersten Vorsitzenden gewählt.

Die weiteren acht Männer und Frauen sind unterschiedlich alt und stammen aus verschiedenen Wohngruppen - "eine gute Mischung", findet Benjamin Geifes vom Fachdienst der Barmherzigen Brüder. Er wurde als Vertrauensperson ernannt und steht der Bewohnervertretung unterstützend zur Seite.
In ihrem Auftrag kümmert er sich um die Umsetzung und Koordination der Aufgaben und den E-Mail-Verkehr.

Sowohl der Ablauf der Wahl als auch die Aufgaben der Bewohnervertreter sind im Pflege-Wohn-Qualitätsgesetz festgelegt. Zuerst musste demnach ein Wahlkalender erstellt und ein Wahlausschuss bestellt werden. Der Ausschuss besteht aus drei wahlberechtigten Bewohnern. Zusammen mit Geifes organisierten sie die Wahl.

Die Kandidaten konnten sich spätestens bis zur Bewohnerversammlung am 2. Juni freiwillig zur Wahl bewerben, oder vorgeschlagen werden. "Jeder konnte sich dann auf der Bühne vorstellen", erklärt Geifes. Der Wahlzettel wurde behindertengerecht aufbereitet. In einfacher Sprache wurde die Wahl erklärt und mit Farbfotos der elf Kandidaten versehen.

Gute Wahlbeteiligung

92 von 304 wahlberechtigten Bewohnern setzten am 14. Juni bis zu neun Kreuze bei ihren jeweiligen Favoriten. Mit der Quote von 30,26 Prozent läge die Wahlbeteiligung in einem guten Bereich. "Man muss bedenken, dass die Bewohner verschiedene Grade der Behinderung haben und auch das Interesse unterschiedlich ist. Interessant ist es, dass durchschnittlich 5,3 Stimmen vergeben wurden. Das bedeutet, dass sie sich gezielt für eine oder mehrere Personen entschieden haben und nicht nur willkürlich neun Kreuze gesetzt haben", berichtet Geifes.

Die Bewohnervertreter stellen das Bindeglied zwischen den Bewohnern und der Geschäftsführung dar und vertreten die gemeinsamen Interessen. Von weiteren Fahrradständern über Mülleimer mit Aschenbechern und Essenswünschen an die Küche - insgesamt möchten sie die Wohnqualität verbessern. Derzeit beschäftigt die Interessensvertreter die Problematik, dass es in den Wohngruppen am späten Abend häufig noch zu laut ist.

Mit den anderen vier bayerischen Einrichtungen der Barmherzigen Brüder trifft sich die Bewohnervertretung und der Werkstattrat einmal im Jahr in Reichenbach, um sich auszutauschen und voneinander zu lernen. Des weiteren nehmen die Vertreter regelmäßig an Fortbildungen über gesetzliche Bestimmungen, Neuerungen und Veränderungen teil, um auf dem Laufenden zu bleiben.

Einmal im Jahr halten sie eine Bewohnerversammlung ab an der sich der Geschäftsführer, Günther Allinger, und der Werkstattleiter, Detlef Troll, direkt allen Fragen der Bewohner stellen.

"Wir haben auch Briefkästen mit Zetteln und Stiften aufgestellt, sodass die Bewohner uns ihre Anliegen mitteilen können", erklärt Wimmer und Orth ergänzt, dass sie natürlich auch persönlich angesprochen werden können. Die Interessensvertreter treffen sich einmal im Monat zu einer Sitzung und setzen sich viermal jährlich auch mit dem Werkstattrat zusammen.

"Ich setzte mich gerne für die Menschen mit Beeinträchtigungen ein, die selber nicht so gut argumentieren können", erklärt Ricky Wimmer, der zweite Vorsitzende. Er ist jetzt bereits in der vierten Wahlperiode einer der Interessensvertreter. "Es soll ein freundlicheres und humaneres Klima entstehen. Wir sind eine Familie mit stärkeren und schwächeren Mitgliedern und müssen gemeinsam an einem Strang ziehen und füreinander da sein."