Im Handwerk gilt der Zeitpunkt der Fertigstellung für die Höhe der Abgabe. Höchstadt verlangt von den Bürgern keine Zwischenablesung beim Wasser.
Wer aktuell gerade ein Haus baut oder mit dem Gedanken spielt, sich ein neues Auto zu kaufen, kann seit Mittwoch einiges sparen. Die vorübergehende Senkung der Mehrwertsteuer um drei Prozent kommt aber erst bei größeren Anschaffungen so richtig zum Tragen.
Markus Lutz, Inhaber und Verkaufsleiter des Seat-Autohauses Lutz in Mühlhausen, hat die Ersparnis für den Kunden schnell ausgerechnet. Bei einem 30 000-Euro-Fahrzeug sind das immerhin 756 Euro.
Weil der Mehrwertsteuersatz von dem Tag gilt, an dem der Kunde das Auto übernimmt, hat es bei Lutz einige gegeben, die die Übergabe ihres Fahrzeugs erst später wünschten. "Einen Massenanfall hatten wir aber nicht", sagt Lutz. Das liege an dem mit 60 bis 70 Prozent hohen Leasing-Anteil seines Geschäfts. Kunden, die ein Auto leasen, zahlen sechs Monate lang eine niedrigere Rate.
Riesiger Verwaltungsaufwand
Markus Lutz räumt offen ein, dass er eigentlich keine Förderung wollte, "weil der Verwaltungsaufwand für alle riesengroß ist - und das alles nur für ein halbes Jahr". Aktuell laufe das Geschäft ohnehin. Dass mit der Steuersenkung ein Anreiz für Barkäufer geschaffen wird, möchte der Autohändler aber nicht ausschließen. In seinen Preislisten leitet er die Steuersenkung bereits eins zu eins an seine Kunden weiter.
Nicht ganz so einfach ist es im Handwerk. Hier hängt die Höhe der Mehrwertsteuer vom Zeitpunkt der Lieferung, Leistung oder Fertigstellung eines Gewerks ab. Wurde beispielsweise ein Dachstuhl noch im Juni fertig, muss die Zimmerei 19 Prozent berechnen. Geht die Baustelle bis in den Juli hinein, wird der ermäßigte Satz angerechnet.
Für Jürgen Leicht, Geschäftsführer und Inhaber der gleichnamigen Höchstadter Zimmerei, ist die Änderung verwaltungstechnisch kein Problem: "Unser EDV-System ist auf Nettopreise aufgebaut", da müsse nichts umgestellt werden. Die kurzfristige Mehrwertsteuersenkung ist für ihn "mit heißer Nadel gestrickt". Im Bereich Handwerk würden Steuerberater und Fachverbände noch in der Luft hängen. Leicht hält es durchaus für möglich, dass die Abrechnungsregeln noch einmal geändert oder angepasst werden.
In allen Branchen sehen sich Handwerker jetzt wohl mit Wünschen von Kunden konfrontiert, die Fertigstellung der einen oder anderen Arbeit noch bis in den Juli hineinzuziehen. Am Jahresende wird es die Wünsche geben, 2020 noch schnell die Rechnung zu stellen, auch wenn das Gewerk noch nicht fertig ist.