Barmherzige Brüder Gremsdorf: Leo liebt seinen Cabito

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Auf einem Computer namens Cabito schaut Leo am liebsten einen Film über die Kickerproduktion in Gremsdorf an. Fotos: Pauline Lindner
Auf einem Computer namens Cabito schaut Leo am liebsten einen Film über die Kickerproduktion in Gremsdorf an. Fotos: Pauline Lindner
Michael benutzt ein Anybook.
Michael benutzt ein Anybook.
 

Der Förderverein der Barmherzigen Brüder Gremsdorf finanziert für die Bewohner der Einrichtung für Menschen mit Behinderung unter anderem Geräte, mit denen Sprachbarrieren überwunden werden können.

Mit Begeisterung erzählt Michael seiner Mutter, was er in der Förderstätte der Barmherzigen Brüder gemacht und gelernt hat. Der 24-Jährige versteht Sprache, kann aber nur wenige Wörter sprechen. Aber seit einiger Zeit klappt die Kommunikation mit der Mutter super, denn Michael hat ein Heft, in das er hineinmalt, was er gelernt hat, oder Fotos einklebt von dem, was passiert ist. Und für ihn spricht dann der Anybook. Das Heft und das Gerät sind Michaels persönlicher Schatz, auf den er sehr achtet.

Das Gerät wurde als Leselernhilfe für Kinder entwickelt. Tippt man einen aufgeklebten weißen Punkt an, spricht eine Stimme den dazugehörigen Text. Ein nettes, ein interessantes Spielzeug, ohne Zweifel.

In den Gruppen der Barmherzigen Brüder wurde die Anwendung erweitert.
Der Tagesplan, der Speisezettel, Fotos der Betreuten und der Mitarbeiter wurden mit den Codierungspunkten versehen und über den Anybook kann der dazugehörige Text abgerufen werden.

Michael will wissen, was es zu Mittag gibt. Er tippt auf das Foto mit einem vollen Suppenteller und die elektronische Stimme sagt: "Spargelcremesuppe". Michael lacht. Er mag Suppe.

Tippt er auf sein Foto, stellt die Stimme den jungen Mann vor. Michael nickt, als er die Angaben hört, und hält den Anybook-Stick lachend auf seinen Gesprächspartner zu. "Ja, das bin ich", sagt sein Gesichtsausdruck.
"70 Prozent der Betreuten in den Förderstätten haben Sprachprobleme ganz unterschiedlicher Art, obwohl sie Sprache verstehen", erläutert die Leiterin Beate Drückler. "Für sie ist es eine große Hilfe, dass sie sich durch Geräte äußern können. Denn was frustriert mehr, als nicht verstanden zu werden?"

Diese Erfahrung war der Ansatzpunkt für den Förderverein der Barmherzigen Brüder. Aus den gesammelten Spenden und Mitgliederbeiträgen finanziert er die Anschaffung verschiedener Geräte, um Sprachbarrieren überwinden zu helfen. "Wir fördern nur, was direkt Behinderten zu Gute kommt und von niemand anderem übernommen wird", erläutert Vorsitzender Herbert Fiederling den Vereinszweck. "In den elf Jahren des Bestehens haben wir über 130 000 Euro gesammelt für mehr als 170 Projekte."

Kein Zuschuss für Spielzeuge

Eines davon ist Michaels Anybook. Das Gerät kostet etwas über 50 Euro. "Da es als Spielzeug eingestuft ist, ist es recht günstig, wird aber nicht als Hilfsmittel bezuschusst", ergänzt Drückler. Einrichtungsleiter Günther Allinger hält das Gerät auch für geeignet für den häuslichen Gebrauch: "Das Einrichten kostet schon eine gewisse Mühe, aber so könnte sich zum Beispiel auch ein Schlaganfallpatient artikulieren."

Ingo gehört zu den Menschen, denen das Leben buchstäblich die Sprache verschlagen hat. Er kommuniziert mit verschiedenen Blättern, auf denen Symbole und kurze Sätze seine Gefühle ausdrücken. Wünsche buchstabiert er mit Hilfe einer Alphabet-Tafel. Das sind eher klassische Hilfsmittel.

Will er sich aber in der Cafeteria etwas kaufen, kann er auch dort "Sprachhilfe" bekommen. Nach dem Anybook-System sind die Angebote dargestellt. Ein Klick und die Stimme beginnt...

Das Nonplusultra für viele im Haus, besonders die Mitarbeiter in der Benedikt-Menni-Werkstatt, ist der Computer Cabito im Foyer. Leo berührt den Bildschirm und klickt sich durch zum Symbol Filme. Und dort wählt er einen Beitrag über die Kicker aus. Immer wieder schaut er die Sequenz an, weiß Detlev Troll, der Werkstattleiter.

Für den 23-jährigen Matthias ist Cabito einfach das Kommunikationsmittel. Blitzschnell erfragt er, was es zu Mittag gibt, ruft die kurzen Nachrichten auf und lässt sich vorlesen, was es alles Neues bei den Werkstattmitarbeitern gibt. Es stört ihn gar nicht, dass die Computerstimme etwas blechern klingt und manchmal seltsam betont. Cabito ist für ihn eine große Hilfe, denn sein Sehvermögen ist sehr eingeschränkt. Auch der Info-Computer wurde aus Mitteln des Fördervereins angeschafft. Für seine Aktualität ist Karin Kropf verantwortlich.