Zweifel an Gutachten, Kritik am Zeitdruck: In Erlangen trafen sich Stadträte bei einem eilig einberufenen Vor-Ort-Termin auf dem Bergkirchweihgelände.
Wie standfest sind die Bäume tatsächlich? Gibt es keine Alternative zur Fällung? Warum herrscht so großer Zeitdruck? In der Erlanger Stadtpolitik sind die Bäume auf dem Bergkirchweih-Gelände derzeit das Top-Thema.
Eilig, auch auf Druck der CSU im Stadtrat, die einen sofortigen Stopp der laufenden Fällungen verlangt hatte, berief man für Donnerstag einen Ortstermin mit Stadträten und Presse ein.
Dort wurde hitzig diskutiert. Denn etliche Stadträte sehen die Baumfällungen kritisch und hinterfragen deren Dringlichkeit. Bürgermeisterin Elisabeth Preuß (FDP) und Christoph Kintopp, Leiter der Abteilung Stadtgrün, erläuterten die Maßnahmen, die aus ihrer Sicht unumgänglich sind.
"Uns geht es nicht nur um die Bergkirchweih, sondern um die Sicherung eines ganzjährig zugänglichen, öffentlichen Geländes", sagte Preuß und rechtfertigte die kurzfristig geplante Fällung von 25 Bäumen mit der Sicherungspflicht der Stadt. "Hier steht niemand, der gegen Bäume ist", betonte sie in der teils emotional geführten Diskussion. Es sei das Ziel der Stadtverwaltung, so viel Grün wie möglich zu erhalten. Aber man dürfe keinesfalls Menschenleben aufs Spiel setzen. Man müsse sich nur ausmalen, was passiert, wenn zur Bergkirchweih, oder auch unter dem Jahr, ein Sturm aufzieht und ein Baum auf Personen stürzt.
Es gehe auch um die juristische Haftungsfrage. Denn, sollte etwas passieren, kommt möglicherweise ein Richter und fragt: Was wurde getan? Warum wurden Maßnahmen nicht getroffen?
Die Bergkirchweih beginnt bereits am 6. Juni. "Es gibt einen hohen Zeitdruck, weil wir wissen: Die Bäume sind nicht mehr standsicher", sagte Stadtgrün-Leiter Kintopp. Er hatte mit der Beantwortung allerhand kritischer Nachfragen zu tun.
Stadträte wittern Mauscheleien
Manche Stadträte sowie Christopher Busch vom Bund Naturschutz hinterfragten die Ergebnisse der von der Stadt in Auftrag gegebenen Gutachten zur Standsicherheit der Bäume. Auch zu den Gutachtern selbst gab es Kritik. Eine der beiden Gutachter-Firmen sei gleichzeitig mit den Fällarbeiten beauftragt. Ein Mitarbeiter der Stadtgrün-Abteilung habe zuvor bei eben jener Firma gearbeitet. Manche Stadträte witterten Mauscheleien. Ein erstes großes Gutachten wurde 2016 erstellt. Ein weiteres gab es im Herbst 2018. Daraus gingen Zugversuche an den Bäumen hervor. Hierbei wird die Kraft von höheren Windstärken simuliert. Ergebnis: 25 Bäume sind nicht standsicher.