Der Autor und Vatikankenner berichtete beim Sparkassenforum in Gremsdorf von Begegnungen mit den Heiligen Vätern Johannes Paul II., Benedikt und Franziskus.
Nach Guido Knopp, der im vergangenen Jahr über die außenpolitische Entwicklung Deutschlands referiert hatte, war in diesem Jahr der Vatikankenner, Journalist und Buchautor Andreas Englisch Gast der Sparkasse Höchstadt.
Drei Päpste hat Andreas Englisch nun schon erlebt, und er erzählte bei seinem Vortrag im Forum der Barmherzigen Brüder in
Gremsdorf von vielen positiven, aber auch weniger positiven Begebenheiten aus dem Vatikan in unterhaltsamer, manchmal schon in ungezwungener, salopper Form.
Vom jetzigen Papst schwärmte er besonders. Schon nach dessen Wahl habe sich ein Wandel im Vatikan abgezeichnet. Kein Dienstwagen, kein Bezug des apostolischen Palastes mit seinen 1997 Zimmern. Papst Franziskus wohnt weiter im Gästehaus Santa Marta, verzichtet auf seine zwei Kammerdiener - er hatte ja nur einen Koffer zum Auspacken, gibt wie jeder andere Gast seinen Wäschesack zum Waschen ab -, braucht keinen Sekretär, denn er trägt seine Aktentasche selber, auch den Präfekten benötigt er nicht.
Sein erstes Osterfest feierte er nicht im Festornat wie üblich, er trug seine uralten "Priesterklamotten". "Ich bin der Papst und nicht der Weihnachtsmann", betonte er. Die Ordensfrauen seien ins Kloster gegangen, um zu beten und das Wort Gottes zu verkünden, und nicht um die 5000 Führungskräfte des Vatikans zu versorgen. Auf seine Auslandsreisen nimmt Franziskus immer einen "ganz normalen Menschen" mit wie den Fahrstuhlmann oder die Waschmaschinenfrau aus dem Vatikan und dabei verwirrt er oft Könige und Staatsmänner.
Eine überraschende Wahl
Warum wurde dieser anspruchslose Mensch, Kardinal und Jesuit Jorge Bergoglio, überhaupt zum Papst gewählt, wenn er im Vatikan so unbeliebt ist? Dieser Frage ging Englisch auch nach. 30 Kurienkardinäle standen den 120 Wahlkardinälen, die einen knallharten Reformer wollten, gegenüber. "Die Römer erzählen gern, die Kardinäle schließen sich nur ein, damit der Heilige Geist nicht ins Konklave kommen kann - aber diesmal hat es geklappt", sagte Englisch und lachte.
Spirituelle Alzheimer attestierte Papst Franziskus seiner Kurie bei der Weihnachtsfeier 2014 im Vatikan, er sprach von Verbrechern und Egoisten, die Geld aufhäufen. Der Papst wirbt auch für einen offeneren Umgang mit Homosexuellen, denkt an die Karriere der Frauen in der Kirche und er vergisst nie die Armen.
Andreas Englisch zeichnete ein interessantes und einprägsames Porträt dieses mutigen Mannes und wusste viele Geschichten aus dem Vatikan. Er selbst ist durch Zufall nach Rom gekommen und dann dort hängen geblieben. "Eigentlich wollte ich in Rom im Jahr 1987 ein halbes Jahr Italienisch lernen", erzählte er. "Die 4000 DM, die ich dabei hatte, waren schnell verbraucht, und ich konnte immer noch kein Italienisch."
Als ein Vatikanfachmann gesucht wurde, hat er sich gemeldet. "Ich, der ich kein Kirchgänger war, keine Ahnung von der Kirche hatte, nicht wusste, wer gerade Papst war, wurde nur genommen, weil ich als Junge einmal Messdiener war", berichtete er.
Im Jahr 2010 hat er sich dann selbständig gemacht, hat Filme produziert, Bücher geschrieben und mehr. "Ich hatte relativ viel zu tun, und Bücher zu schreiben ist viel lukrativer als die Zeitungsarbeit."
Vor Rom war er nicht sonderlich an der Kirche und an Religion interessiert. Aber wenn man so lange dabei sei, frage man sich schon, ob da was dran ist. "Besonders hat mich Johannes Paul II. beeindruckt und berührt." Er wurde vom Papstkritiker zum Papstverehrer. Seitdem besucht er jeden Sonntag die Hl. Messe. Seine Frau ist evangelisch und arbeitet als Deutschlehrerin in Rom.
Großer Applaus war dem Referenten beschieden, und nach dem Vortrag blieb noch Gelegenheit, bei einem Glas Wein mit ihm ins Gespräch zu kommen, seine Bücher zu kaufen und sie vom Autor persönlich signieren zu lassen. Ein Teil des Reinerlöses der verkauften Bücher geht an die Opfer der Erdbebenkatastrophen in Mittelitalien.