Johann Schlüpers Leidenschaft ist die Fußballgeschichte. Seit Jahren ist er auf der Jagd nach historischen Stücken des Fußballs der letzten 60 Jahre. Jetzt ist sein Traum eines Fußballmuseums in Höchstadt wahr geworden. Neben Original-Trikots, signierten Schätzen und Fan-Artikeln wird auch allerlei Kurioses gezeigt.
Das Grün des Rasens ist noch leer. Auf den Rängen des Stadions sitzt ein einzelnes, kleines Männchen und blickt erwartungsvoll aufs Spielfeld. Bald soll es hier vor anderen wimmeln, und auch die Spieler sollen dazukommen. Die Szenerie spielt sich ab im Wankdorf-Stadion in Bern, dem legendären Ort, an dem die deutsche Nationalmannschaft 1954 Fußball-Weltmeister wurde. Allerdings handelt es sich nicht um das Original, das wurde schon vor Jahren abgerissen, sondern das Stadion steht in Höchstadt. Im frisch eröffneten Fußball-Museum neben dem ehemaligen Höchstadter Bahnhof steht eine Nachbildung des fußballnationalen Monuments in Bern: Maßstab 1:87.
Die Museumsbesucher haben die Möglichkeit, eine der kleinen, weißen Figuren zu kaufen, um die Ränge des Stadions zu füllen. "Wir hoffen natürlich, dass es irgendwann die vollen 60 000 werden. Für einen Euro kann man sich quasi einen Dauerplatz in der Fußballgeschichte sichern", sagt Johann Schlüper, der Initiator des "Deutschen Fußballmuseums in Bayern".
Die Fußballgeschichte ist Schlüpers Leidenschaft. Vor allem, wenn es um die WM 1954 geht, ist er eine Koryphäe. Aber nicht nur die Initialzündung der bundesdeutschen Fußballkultur in Bern, sondern auch die anderen WMs und EMs werden in seinem kleinen Reich der Fußball-Exponate gewürdigt. Original-Trikots, signierte Schätze, zeitgenössische Fanartikel und Poster mit den bekannten Gesichtern einer 60-jährigen Sporthistorie sind im Museum zu sehen. So viel dürfte man von einer Fußball-Ausstellung erwarten. Aber Johann Schlüper, ein echter Fuchs im Aufstöbern von Fußballreliquien, hat auch viel Besonderes zu zeigen. So etwa einen der großen Strahler, die das historische Finale in Bern erst sichtbar gemacht haben oder die Uhr, die in der Sprecherkabine im Berner Stadion hing. "Man braucht viel private Kontakte, um an diese Exponate zu kommen", sagt der Museumsbetreiber. Dafür ist Schlüper seit Jahren auf der Jagd, um die Stücke vor dem Abriss und der Verschrottung zu retten.
Ein gemeinnütziges Projekt Schlüper stammt aus dem westlichsten Zipfel des Landes, zwischen Aachen und Düsseldorf. Der Traum eines Fußballmuseums hat ihn nach Höchstadt verschlagen."Ich habe es überall probiert. Im Ruhrpott, in München, auch in Nürnberg. Leerstehende Räume gibt es allerorts. Aber die konkrete Umsetzung hat erst mit der Stadt Höchstadt geklappt", erzählt Schlüper. In Zusammenarbeit mit der Fortuna Kulturfabrik, der Laufer Mühle, den Barmherzigen Brüdern in Gremsdorf und dem Bauhof Höchstadt wurde seit 2011 das alte Gebäude gegenüber der Kulturfabrik renoviert. Als Sponsoren fanden sich die Martin Bauer Gruppe und die Firma Medwork. "Die Projektpartner haben ein Kleinod der Fußball-Zeitgeschichte geschaffen, perfekt für Ausflüge, etwa von Schülergruppen", würdigt Bürgermeister Gerald Brehm (JL) die gemeinnützige Arbeit Schlüpers. Dieser wirbt mit der günstigen Lage: "Direkt an der Bundesstraße, eine Bushaltestelle vor der Tür und ausreichend Parkplätze bei der Kulturfabrik. Genau der passende Standort."