Auf der Suche nach Pastoren

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Nur gemeinsam könne man gegen die negativen Entwicklungen etwas ausrichten, da waren sich die Besucher in Großenseebach einig. Foto: Richard Sänger
Nur gemeinsam könne man gegen die negativen Entwicklungen etwas ausrichten, da waren sich die Besucher in Großenseebach einig.  Foto: Richard Sänger
 
 
 

Immer weniger Gottesdienstbesucher, Tausende Menschen, die aus der katholischen Kirche austreten, und immer weniger neue Geistliche.

Mit einem Strukturprozess reagiert das Erzbistum Bamberg auf die negativen Entwicklungen in der katholischen Kirche. Eines der Hauptprobleme ist die Tatsache, dass der katholischen Kirche der priesterliche Nachwuchs ausgeht. Im gesamten Erzbistum Bamberg erhielten seit 2012 nur 14 junge Männer die Priesterweihe. Verglichen mit der Vielzahl der Pfarreien und der Größe des Seelsorgebereichs eine geringe Zahl. Das Erzbistum umfasst große Teile der Regierungsbezirke Oberfranken und Mittelfranken sowie jeweils einen kleinen Teil der Regierungsbezirke Unterfranken (Iphofen) und Oberpfalz (Auerbach).

Nicht nur der Mangel an geistlichem Nachwuchs bereitet der katholischen Kirche massive Sorgen: Immer mehr Gläubige kehren der Kirchenorganisation den Rücken. Im Jahr 2016 erklärten im Erzbistum 4815 Männer und Frauen ihren Austritt. Auf dem Höhepunkt der Austrittswelle vor vier Jahren waren es 5785 Menschen.

Alarmzeichen erkennen

Bei der gemeinsamen Pfarrversammlung der Gemeinden Geburt Mariens Hannberg mit St. Michael Großenseebach sowie der Pfarrei St. Josef Weisendorf wurden die Gemeindemitglieder in der Großenseebacher Mehrzweckhalle über die künftigen Veränderungen der Pfarreien im Seebachgrund informiert. Dazu begrüßten die Pfarrgemeinderäte Michael Schmidt (Weisendorf) und Thomas Willert (Hannberg) sowie Pfarrer Johannes Saffer rund 100 Gemeindemitglieder. Mit einem von Willert zusammengestellten Kurzfilm und einem Rückblick wurden Gemeindefeste und gemeinsame Veranstaltung sowie Höhepunkte in den Pfarreien vorgestellt.

Das "Zusammenrücken" der beiden Pfarreien begann bereits 1997 mit dem damaligen Pfarrer und heutigen Weihebischof Herwig Gössl, der über zehn Jahre in Weisendorf und Hannberg als Seelsorger gewirkt hat. "Ohne die Menschen vor Ort geht es nicht, denn das Leben in den Kirchengemeinden kommt nicht von oben", sagte dazu Pfarrer Johannes Saffer und "auch die Pfarrgemeinderäte werden mit den Ehrenamtlichen weiterhin alles tun, um die lebendige Gemeinde zu erhalten."

Saffer erklärte weiter: "Der Rückgang der katholischen Bürger, trotz einer steigenden Anzahl von Neubürgern ist ein Alarmzeichen!" Über diese Signale werde schon seit mehr als zehn Jahren diskutiert. Das betreffe keinesfalls nur die katholische, sondern auch die evangelische Kirche. Dass die Menschen die Kirche verlassen, sei sicher nicht nur die gesellschaftliche Veränderung, sondern dazu haben auch die Kirchen mit ihrem Verhalten und ihrer Einstellung beigetragen.

Kritik und Lob

Eine Besucherin sagte: "Ich bin ein gläubiger Mensch. Ich fühle mich aber in der katholischen Kirche nicht mehr geborgen und nicht mitgenommen, ebenso wenig wie von der Politik." Den Glauben in die Kirche und Politik habe sie aber verloren, "die machen alle ihr eigenes Ding und das kann es doch nicht sein". Wobei sie aber die Kirchengemeinden im Seebachgrund ausdrücklich lobt, denn es wird einiges auf die Beine gestellt, was allen Altersschichten gerecht wird.

Die Kirche müsse umdenken, sonst verspiele sie immer mehr ihre Akzeptanz und Glaubwürdigkeit, "deswegen engagiere ich mich auch nicht mehr in der Kirchenarbeit", sagt Christine dazu. So sei auch Religion in den letzten Jahren zu einem Markt geworden und jeder sucht sich ein bisschen was aus jedem Angebot aus, will aber nicht mehr in einer Glaubensgemeinschaft leben. Sie fordert deshalb einen intensiven Dialog in den Gemeinden zwischen den Verantwortlichen und den Gemeindemitgliedern.

Auf die gesellschaftlichen Veränderungen und der demografische Wandel reagiere das Erzbistum deshalb mit einer Umstrukturierung der Seelsorgebereiche. Der seit 2016 laufende Strukturprozess "Diözesaner Entwicklungsprozess - Erzbistum mitgestalten" soll 2022 abgeschlossen sein und die 95 Seelsorgebereiche werden sich auf 45 verringern. Aber auch die Anzahl der Dekanate solle sich halbieren.

Für den Seebachgrund bedeutet dies: Teilung des bisherigen Seelsorgebereich Erlangen-Nordwest Hannberg mit Großenseebach und Weisendorf sowie Röttenbach mit Hemhofen und Dechsendorf. Der aktuelle Stand der Planung für den neuen Seelsorgebereich Hannberg mit Großenseebach und Weisendorf plus Herzogenaurach (St. Magdalena, St. Otto und St. Josef). Die Gemeinden Röttenbach mit Hemhofen und Dechsendorf werden mit Erlangen-West und Baiersdorf sowie Bubenreuth einen weiteren Seelsorgebereich bilden. Die Konzentration der Seelsorgeorganisation könne dazu führen, dass "nicht jedes bestehende Angebot in der Seelsorge in gleicher Form an jeder Stelle aufrechterhalten werden kann", meinte Pfarrer Saffer.

Pastoren finden

Letztlich gehe es darum, mit weniger pastoralem Personal langfristig das pastorale Leben vor Ort zu erhalten - mit all seiner Einzigartigkeit und Vielfalt. So nehmen rund 90 Prozent der Kirchenmitglieder nicht am Gemeindeleben teil. Sie zahlen nur für den Rest und das könne nicht wirklich die Idee einer Kirche sein. Die derzeitige Situation der Kirche inmitten rascher gesellschaftlicher Entwicklungen und gleichzeitiger innerkirchlicher Veränderungen bis hin zur Verknappung der personellen und finanziellen Ressourcen verlange deshalb einen entschiedenen, auch inhaltlich-geistlichen Aufbruch. Nicht alles mag auf die Kirchen in den ländlichen Gegenden zutreffen, den die Kirchengemeinden mit den Ehrenamtlichen setzen sich mit ihren Veranstaltungen und ihren Aktionen für eine lebendige Kirchengemeinde ein und binden vielerorts auch Kinder und Jugendliche ein.

Um eine gemeinsame Antwort zu finden, braucht es einen intensiven Dialog von Laien und Pfarrern sowie der Haupt- und Nebenamtlichen zu den Herausforderungen einer sich wandelnden Kirche. Das bedeutet unter anderem Diskussionen und Entscheidungen in jedem Pfarrgemeinderat und in der Kirchenverwaltung. Dort ist die Reform ja schon seit längerem ein Thema und dabei kommt auf die Pfarrgemeinderäte eine besondere Verantwortung zu.