Im Röttenbacher Rathaus zeigt der 90-jährige Fotokünstler Hellmut Baensch Fotowiedergaben in alten Druckverfahren. Die Keramikerin Hanna Scheuermeyer erlernt von ihm diese Techniken.
Tische und Gestelle begleiten derzeit den Weg durchs Rathaus bis zum Sitzungssaal; eine Vielzahl von Bilderrahmen hängt an allen Wänden. Das Röttenbacher Rathaus mutiert zum Kunsttempel.
Bürgermeister Ludwig Wahl (FW) hat in Schwinge Marktl eine "gute Seele" gefunden, damit im Rathaus die Kunst einziehen kann. Im vierteljährlichen Wechsel präsentieren dort örtliche Künstler ihre Werke.
Bis Ende Januar sind es zwei Personen, deren Altersunterschied fast 70 Jahre ausmacht: der Kamerakünstler Hellmut Baensch, der kurz vor dem 90. Geburtstag steht, und die 22-jährige Keramikerin Hanna Scheuermeyer, die von ihm die alten Edeldruckverfahren erlernt.
Seit acht Jahren arbeitet die Psychologiestudentin mit dem Keramiker Axel Günther zusammen und hat sich in dieser Zeit immer mehr auf Plastiken spezialisiert.
Ihre Spezialität sind Figuren, deren "Innenleben" man erst auf den zweiten Blick erkennt, wie das unter dem Mantel verborgene Gerippe des tanzenden Todes.
Edeldruckverfahren Nun, so bekennt Scheuermeyer, sei sie der Faszination der alten Edeldruckverfahren verfallen. "Es ist faszinierend, diese Bilder sind so ausdrucksstark", sagt sie und zeigt auf mehrere Aktstudien, auf "Abzüge" im Bromöl-Verfahren.
Längst hat sie von Baensch erfahren, wie viele einzelne Arbeitsschritte notwendig sind. "Für ein Motiv braucht es mehrere Wochen. Das Verfahren ist lang und aufwändig, erfordert viel Geduld, macht aber unheimlich Spaß." Baensch zeigt ein ganz besonderes Beispiel: Der Abzug zeigt vier Negativ-Wiedergaben einer schwangeren Frau und als Positiv die Mutter mit dem Baby.
"Allein, bis ich die Motive zusammen hatte, hat es mehr als ein Jahr gedauert", erklärt Baensch und weist auf den mitwachsenden Farn am unteren Bildrand hin. Und eine Anekdote weiß er auch noch: "Bis er Mutter und Kind passend auf den Film gebannt hatte, hatte der Kleine zwei Mal alles vollgepinkelt."
Gerade in den Zeiten der Digitalkameras und Fotohandys haben diese zeitraubenden Fotokünste für Scheuermeyer einen "einzigartigen Stellenwert". Sowohl den Herstellungsprozess als auch die dauernde künstlerische Aussage stellt sie dem der Keramik gleich. Auf der einen Seite die zeitlosen Aktbilder, auf der anderen Seite ein Stück Ortschronik - so hat Baensch das Treppenhaus des Rathauses umrundet. In karpfenförmige, von ihm selbst geschnittene Passepartouts hat er Fotografien aus 15 Jahren Abfischen der Röttenbacher Weiher angeordnet.