Aischgründer Karpfen hat neue Freunde gefunden

2 Min
Im Schlosshof ließen sich Graf Hermann von Hohenstete und seine Ehefrau Gertrude sehen.
Im Schlosshof ließen sich Graf Hermann von Hohenstete und seine Ehefrau Gertrude sehen.
Mirjam Wellein sang ein Lied auf die Besucher aus Unterfranken.
Mirjam Wellein sang ein Lied auf die Besucher aus Unterfranken.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Kulinarisch, historisch und kulturell steht der Karpfen im Mittelpunkt einer liebevoll geführten, szenischen Tour durch ganz Höchstadt (Landkreis Erlangen-Höchstadt).

Es gab Karpfenkir, Karpfencocktails, Karpfenwraps und Karpfendöner. Aber das war nur die eine Seite der historisch-kulinarischen Genusstour, einer Premiere, ausgerichtet vom Team der Agentur Karpfenland Travel. An der Seite von Stadtführerin Monika Mennel und mit Unterstützung des Heimatvereins lernte die Gruppe die Perle des Aischgrunds von ihrer schönsten Seite kennen.

Dabei konnten selbst Einheimische noch Besonderheiten und verborgene Schönheiten entdecken. Neben einigen Höchstadtern hatten auch neun "gestandene" Herren vom Leila-Club aus Gaubüttelbrunn in Unterfranken die Genusstour durch Höchstadt gebucht. Durch das Internet seien sie auf die Erlebnistour aufmerksam geworden. "Seniorenfreundlich" sei dabei gestanden, scherzte ein Teilnehmer.

Um es vorweg zu nehmen: Alle waren am Ende begeistert.
Am Marktplatz wurde ihnen als Willkommenstrunk Karpfenkir - Höchstadter Sekt mit kleinen Himbeer-Kärpfchen - eingeschenkt. Vor dem altehrwürdigen Rathaus hieß der Stadtschreiber (Pia Hackenberg) die Besucher willkommen. Unter dem stetigen Geklapper der Störche ging es weiter zum Stadtmuseum, dem ehemaligen Rathaus, wie Monika Mennel wissen ließ. Übrigens bereits der dritte Bau an dieser Stelle, der seit 1993 Heimatmuseum ist.

Aus dem "karpfenlosen" Unterfranken kommend, interessierten sich die Besucher sehr für die Teichwirtschaft im "bedeutendsten Weihergebiet Mitteleuropas". Monika Mennel und die Karpfenkönigin Barbara I. konnten alle Fragen beantworten.

Die Kühle im historischen Stadtturm, der als einziger von ehemals vier Türmen und sieben Toren übriggeblieben ist, tat an diesem warmen Sommertag gut. Während sich das bereits erworbene Wissen setzen konnte, servierte Sandra Hammer, Geschäftsführerin der Karpfenland Travel-Agentur, Fischcocktails.

Im Schlosshof gab es eine Begegnung der besonderen Art: Graf Herrmann von Stahleck und seine Gemahlin Gertrude (Peter Ott und Edith Jager), einstmals die Herren von Hohenstete, trafen auf die wissbegierigen Besucher von heute.

Der Graf gab dann noch die Sage von der "alten Lache" jenseits der Aisch preis, "wo kein Leben gedeiht". "Nur in lauen Sommernächten hört man die Unken rufen und sieht in Vollmondnächten die Türme der versunkenen Burg." Die Wraps mit Karpfen, Rukola und Tomaten gefüllt, mundeten vorzüglich.

Mord inklusive

Nicht minder gruselig ging es am Fuße des Schlossbergs zu. Eine Marter, die nach den Worten von Monika Mennel nach einem Mord aufgestellt wurde, sorgte ebenso für Gänsehaut wie der Bericht über die bei Ausgrabungen gefundenen Gebeine aus dem Schwedenkrieg.

Am 10. März 1633 seien die Schweden bei der Kirche in die Stadt eingefallen und hätten sie völlig zerstört. "Das Gemetzel hat am Schlossberg stattgefunden", erzählte die Führerin. Und dass beim Bestatten nicht nach Freund und Feind unterschieden wurde. Die ausgegrabenen Gebeine habe man in einen Sarg gelegt und auf dem Heldenfriedhof bestattet.

Durch die Badgasse, die in jüngster Zeit durch das Hochwasser Schlagzeilen machte, ging es zum Spix-Museum. Viel wusste die Führerin über den zu seiner Zeit sehr berühmten Höchstadter Brasilienforscher zu berichten. Entlang der alten Stadtmauer führte der Weg dann zum Engelgarten. Einstens soll ein Wehrgang die Mauer bekrönt haben. Braurecht hätten die Höchstadter Bürger schon seit 1344 gehabt, erzählte sie am Kommunbrauhaus. Um 1870 muss der Bierverbrauch enorm gewesen sein: Mit 283 Litern pro Person und Jahr lagen die Höchstadter höher als die Bayern, die 248 Liter pro Jahr tranken.

Was eigentlich nicht verwundert, denn der Kellerberg mit 220 von Monika Mennel eigens gezählten Kellern, davon noch 140 "nutzbare", ist dafür beredtes Zeugnis. Im Kommunbrauhaus stand schon ein weiteres kulinarisches Highlight bereit: Erdbeerkarpfen, eine von Sandra Hammer zubereitete Köstlichkeit aus Biskuitteig mit Sahnefüllung und Erdbeeren. Mirjam Wellein schulterte dazu ihre Quetschen und sang den Besuchern ein Liedla: "Der Aaschgrund is bekannt, der Aaschgrund is schee, mir brauchen ka Isar und a kan Mee!"

Fehlte noch die Pfarrkirche Sankt Georg, wo der einstige Pfarrer und Domherr Arnold Herbig (Peter Ott) Einblick in seine Zeit Anfang des 15. Jahrhunderts und die Geschichte des Gotteshauses gewährte.
Am Marktbrunnen erwartete schon Georg Römer mit seiner Band die Gäste. Ja sogar ein Tänzchen mit der Karpfenkönigin wagte einer aus der Gruppe.

Die Karpfen-Genuss-Tour soll in möglichst vielen Mitgliedsgemeinden im Aischgrund durchgeführt werden. "Die ausgebildeten Reiseleiter sind uns treugeblieben", sagte Sandra Hammer. Besonders glücklich sei sie über die Unterstützung des Heimatvereins. Auch die erste Nachtwächtertour habe stattgefunden und sei begeistert aufgenommen worden. Weitere sind am 12. Juli und am 31. August geplant.