Herzogenaurach: 75 Jahre Adidas - die Erfolgsstory des Drei-Streifen-Riesen
Autor: Alexander Milesevic, Agentur dpa
Herzogenaurach, Freitag, 16. August 2024
In der Waschküche seiner Mutter fing der Schuster Adolf Dassler an, mit Schuhen zu experimentieren. Der Tüftler aus Franken schuf die Anfänge für eine Marke mit Weltruf.
Am 4. August rannte US-Showman Noah Lyles in Paris zu Olympia-Gold und sorgte damit als schnellster Mann der Welt auch in einer kleinen Stadt im Kreis Erlangen-Höchstadt für Jubel. Erstmals seit 1996 hatte wieder ein Athlet, der Schuhe mit drei Streifen trug, das olympische 100-Meter-Finale gewonnen. Dies geschah in dem Jahr, in dem der fränkische Sportartikel-Riese sein 75-jähriges Bestehen feiert.
Der legendäre Firmengründer Adolf "Adi" Dassler ließ am 18. August 1949 seine "Adolf Dassler Sportschuhfabrik" ins Handelsregister eintragen - nur wenige Monate nach seinem Bruder Rudolf ("Puma"), von dem er sich im erbitterten Streit getrennt hatte. Beide zusammen hatten bereits 1924 ihre Schuhmanufaktur gegründet und zu Beginn der 1920er Jahre Schuhe in der alten Waschküche ihrer Mutter angefertigt. Hätte sie Manufaktur gehabt, wäre sie in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden.
Adidas kometenhafter Aufstieg
Schon 1928 gewann Lina Radke in Dassler-Schuhen in Amsterdam Olympia-Gold über 800 Meter. Es folgten unzählige weitere Erfolge. In Herzogenaurach ist man überzeugt, dass erst die Konkurrenz am selben Ort den Erfolg der beiden Global Player möglich gemacht hat.
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Adidas erlebte einen kometenhaften Aufstieg. Heute beschäftigt das Unternehmen 59.000 Menschen auf allen fünf Kontinenten und setzte im vergangenen Jahr weit über 21 Milliarden Euro um. Viele Zufälle halfen dabei. Dass die drei Riemen an der Seite, die der gelernte Bäcker und spätere Schuster Dassler seinen Schuhen zur Stabilisierung des Fußes verpasste, zu einem ikonischen Markensymbol werden würden, konnte er wohl nicht ahnen. Der Sportartikel-Konkurrent Nike darf in Deutschland eine bestimmte Sporthose wegen großer Ähnlichkeit mit dem Drei-Streifen-Design von Adidas sogar nicht mehr anbieten.
Es waren jedoch auch die Hartnäckigkeit und der Fleiß des Nachkriegsunternehmers Dassler, die Adidas groß machten. Als die Fußball-Nationalmannschaft 1954 das legendäre "Wunder von Bern" vollbrachte, saß Dassler selbst mit in der Kabine und kontrollierte den Sitz der neuartigen Schraubstollen, die FCN-Legende Max Morlock und Co. bei "Fritz-Walter-Wetter" zum Endspielsieg über den Favoriten Ungarn verhalfen.
Probleme mit fragwürdigen Markenbotschaftern
Kaum ein anderer Hersteller hat es wie Adidas geschafft, Produkte hervorzubringen, die den Zeitgeist ganzer Generationen mitprägten. Freddie Mercury trug beim legendären Band-Aid-Konzert in London Wrestling-Schuhe mit den drei Streifen. Madonna trat in Adidas-Stiefeln auf. Schuhe wie der "Handball Spezial" oder der auf der Retro-Welle wiedergeborene "Stan Smith" sprengten die Grenzen der ihnen ursprünglich zugedachten Sportarten.
Smith, in den 70er Jahren einst Nummer eins der Tennis-Welt und mit Firmengründer Adi Dassler noch persönlich bekannt, ist heutigen Generationen nur noch über den gleichnamigen Sportschuh ein Begriff. Sein Buch trägt den Titel "Some People Think I am a Shoe" ("Manche Leute glauben, ich bin ein Schuh"). Heute sind es Schuhmodelle wie "Samba" oder "Gazelle", die die Mode weit über den Sport hinaus prägen.