Am geografischen Mittelpunkt Frankens, direkt bei Ochsenschenkel, protestierten am Sonntag 75 Demonstranten gegen das Vorhaben einer Projektgesellschaft in Vestenbergsgreuth, dort einen Windpark zu errichten.
"Steigerwäldler sind keine Hinterwäldler" stand groß auf dem Transparent, das auf einem Traktor bei der Demo mitgefahren wurde. 75 Windkraftgegner (nach Zählung der Polizei) trafen sich bei Ochsenschenkel (Gemeinde Vestenbergsgreuth) zu einer Kundgebung. Genauer gesagt am geografischen Mittelpunkt Frankens, denn der ist etwa 500 Meter westlich der Ortschaft und nur durch einen Holzpfosten mit einem roten Punkt markiert.
An diesem wunderschönen Herbstsonntag kam ihm jedoch die besondere Ehre zu, dass die rot-weiße Fahne mit dem fränkischen Rechen über ihm wehte. Die Initiatoren der Bürgerinitiative "Hohe Straße WKA-frei" Nicolas Sportelli, Christine Spahn und Markus Blum hatten zur Demo aufgerufen und Windkraftgegner aus verschiedenen Regionen waren in den kleinen Steigerwaldort geeilt.
Zukunftsorientierte Energiepolitik Ob es die Teilnehmer aus Geiselwind, Walsdorf und Marloffstein besonders interessiert, dass Sportelli auch "für einen würdigen Mittelpunkt Frankens" kämpft, ist fraglich. Für Spahn, die vor zehn Jahren "wegen der Natur" in die Gemeinde Vestenbergsgreuth zog, ist der Punkt jedenfalls "Zentrum und Herzstück Frankens, an dem wir keinen 200 Meter hohen Windpark wollen". Diesen einmaligen Ort sieht sie durch das Vorhaben einer Projektgesellschaft aus der Gemeinde Vestenbergsgreuth, die bei Ochsenschenkel Windräder errichten will, in Gefahr.
"Hier gibt es wahnsinnig viel zu entdecken und das wollen wir uns nicht nehmen lassen", rief Nicolas Sportelli den Demonstranten zu.
Der Ort sei gefährdet: "Nicht nur Sitzbänke und Infotafel sollen hierher kommen, sondern auch die Erschließungstrasse, die quer durch den Wald führt." Über sie sollen die 60 Meter langen LKWs zur WKA-Baustelle fahren.
"Landschaft ist kein erneuerbarer Rohstoff", sondern hochsensibler Lebensraum, den es zu schützen gelte, rief Christine Spahn den Demonstranten zu. Ihre Forderung ist eine zukunftsorientierte Energiepolitik im Einklang mit Mensch und Natur und keine Windkraftanlage an der Hohen Straße. Wie berichtet handelt es sich dabei um einen historischen Fernweg, der durch den Steigerwald führt. Diesen "einmaligen Ort" habe man gewählt, um auf die Zerstörung der Landschaft aufmerksam zu machen.
"Es is a Schand, dass man einen Naturpark mit Windrädern verschandeln will und dafür zwei Hektar Wald weg sollen", sagte ein junger Mann, der sich nach der Aufschrift auf seinem T-Shirt dem nahen "Hosla" (Burghaslach) zuordnen ließ. "Die Höhe der Kosten stehen in keinem Verhältnis zum Ertrag der Windräder", meinte Matthias Böhm aus Ilmenau, Gemeinde Geiselwind, der dort selbst der Bürgerinitiative "Lebenswerter Steigerwald" angehört.
Kundgebung als "Notwehr" "Nur fünf Gaskraftwerke in Bayern und wir könnten alle Windkraftanlagen vergessen", behauptet Suganda Sutiono aus Marloffstein. Er sei Ingenieur der Elektrotechnik und wisse wovon er rede. Die ganze Energiewende drehe sich nur ums Geld. Seine Lösung sind Gaskraftwerke anstatt der Atomkraftwerke. Die Infrastruktur wäre bereits vorhanden.
"Windräder produzieren den Strom nicht wenn wir ihn brauchen, sondern wenn der Wind weht. Wenn er nicht weht, kaufen wir aus anderen Ländern zu." Die gleiche Meinung vertrat auch ein Demonstrant aus Walsdorf bei Bamberg. Er sprach von "Wegwerfstrom", wenn zuviel da ist und von "Negativpreis", was bedeute, dass der überflüssige Strom nicht bezahlt werde, sondern bei der Abnahme sogar noch Geld draufgelegt werde.
Hauptredner und "Stargast" war Dr. Friedrich Buer aus Neustadt/Aisch, laut Spahn ein Weggefährte von Enoch zu Guttenberg, der mit ihm zusammen den Bund Naturschutz verlassen habe. Alle hier wollten nur in Ruhe hier leben und arbeiten, sagte Buer. Eine "unsachliche Politik" zwinge zu dieser Kundgebung, die somit schlichtweg "Notwehr" sei. "Eine Clique von Geschäftemachern" gehe mittlerweile in die Provinz mit ihren Vorhaben. Die Rechnung zahle der Verbraucher mit seiner Stromrechnung: "Jährlich werden uns 20 Milliarden abgeknöpft!"