Die Kunstsammlungen auf der Veste Coburg geben erstmals Einblick in die Sammlung Uhlmann, die sie 2011 geerbt haben: Kunstvolle Waffen des Orients verblüffen in Gestaltung und Einfallsreichtum .
Glück, Zufall, Kontakte - Manchmal spielt das Leben Schätze zu. So geschehen mit der Sammlung Uhlmann, eine der größten privaten Sammlungen außereuropäischer Blankwaffen in Deutschland, die sich mit ihren fast 1000 Objekten mittlerweile im Besitz der Kunstsammlungen Coburg befinden. Dorthin kamen sie 2011 nach dem Tod des Würzburger Mathematikers Werner Uhlmann, der als leidenschaftlicher Sammler von Nordafrika bis nach Fernostasien zusammentrug, was an Säbeln, Dolchen, Sicheln, Krallen undundund zu erreichen war.
Uhlmann hatte sich 1990 eine Ausstellung zu historischen Waffen auf der Veste angesehen, war in Kontakt mit dem für diesen Teil der Sammlungen zuständigen Kurator, Alfred Geibig, gekommen, woraus sich eine freundschaftlich-kollegiale Beziehung entwickelte. "Irgendwann lud mich Uhlmann zu sich nach Hause ein. Da hat's mich schier umgehaun. In diesem Haus gab es keinen Zentimeter Platz mehr, an dem sich nicht ein wunderschönes Objekt befand. Absolut fantastisch," schwärmt Geibig.
Für die Öffentlichkeit
Um die Sammlung mit Waffen aus dem osmanischen und dem indisch-persischen Raum einerseits sowie aus dem südostasiatischen Bereich zu erhalten, sie der wissenschaftlichen Forschung und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, entschied sich das Ehepaar Uhlmann, seinen wertvollen Besitz den Kunstsammlungen der Veste Coburg zu vermachen.
Dann musste der Schatz erstmal inventarisiert, gesichtet und eingeordnet werden. Die von Alfred Geibig getroffene Auswahl für die neue große Ausstellung will zweierlei: Fertigungstechniken erläutern und dabei die Hochachtung vor diesem Kunsthandwerk fördern sowie Schlaglichter auf die enorme Vielfalt, Kreativität, Schönheit der Gestaltung der Waffen zu werfen. Beschränkt auf den Bereich Nordafrika bis Indien, handelt es sich bei den etwa 200 ab sofort auf der Veste zu sehenden Waffen überwiegend um Prestigeobjekte, in manchen Gegenden, dem Jemen etwa, bis heute Bestandteil der Tracht.
Auch wenn Geibig sagt, die Blutrünstigkeit der hier versammelten Waffen halte sich in Grenzen, viele wirken gerade im Kontrast von kunstvollster Gestaltung und Funktionalität ausgesprochen martialisch.
In effektsteigernden Farbhintergründen und anschaulichen Inszenierungen wird regionale Typik deutlich. Die Sammlung Uhlmann ist insofern auch ethnologisch sehr interessant. In Nordafrika war das Dekor der Waffen in erster Linie auf Fernwirkung ausgelegt, wie Geibig erläutert, bei näherem Hinsehen ist die Gestaltung ohne größeren Aufwand erstellt. Bis nach Indien dann wird das Detail immer wichtiger, immer kunstvoller in der Umsetzung.
Verrücktes aus Indien
Überhaupt haben die Inder zwar durchaus funktionsorientiert, dabei aber geradezu verrückte Formen und Ideen entwickelt, ein gefährliches Instrument aus dem 18. Jahrhundert etwa, mit drei Klingen, nach vorne und hinten eine, in der Mitte eine Stoßklinge rechtwinklig dazu gesetzt. Nur für geübte Kämpfer. Die Gefahr, sich dabei selbst zu massakrieren, ist relativ groß.
Ob Streitaxt mit Tigerkopf, Krummdolch, dessen Scheide zur eigenen Nasenspitze zu führen scheint, oder "Zulfikar", ein gezacktes, in zwei Spitzen sich teilendes Schwert, wie es Mohammed vom Erzengel Gabriel erhalten haben soll - die Schau bietet verrückte Schönheit, Exotik und ein bisschen Kopfschütteln darüber, was Männer weltweit sich doch alles so ausdenken. Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen, in dem die jeweilige Geschichte der Objekte detaillierter nachzulesen ist.
Sonderausstellung Kunstsammlungen der Veste Coburg: Kunstvolle Waffen des Orients - Ausgewählte Blankwaffen der Sammlung Werner Uhlmann vom Maghreb bis nach Indien. Bis 6. November 2016. Derzeitige Winteröffnungszeit: Dienstag bis Sonntag: 13 - 16 Uhr.
Der Sammler Werner Uhlmann (1928 - 2011) war Professor für Mathematik, dabei von 1969 bis 1971 Rektor der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Er gilt als einer der Begründer der statistischen Qualitätskontrolle, die seinen Forschungsschwerpunkt bildete.
Nach seiner Emeritierung 1996 widmete Uhlmann sich stärker seiner seit Jahrzehnten gewachsenen Sammlung asiatischer und afrikanischer Blankwaffen und veröffentlichte 1999, 2001 und 2003 ein dreibändiges Werk zu dieser Thematik.