Zwei Redner, eine Rede bei der Coburger SPD

1 Min
Zwei Redner, ein Dialog: Staatssekretär Patrick Dahlemann aus Mecklenburg-Vorpommern und SPD-Bundestagskandidatin Doris Aschenbrenner hechelten gemeinsam durch die große Politik. Foto: Simone Bastian
Zwei Redner, ein Dialog: Staatssekretär Patrick Dahlemann aus Mecklenburg-Vorpommern und SPD-Bundestagskandidatin Doris Aschenbrenner hechelten gemeinsam durch die große Politik. Foto: Simone Bastian

"Man muss nicht immer alles machen wie immer", sagte die Bundestagskandidatin Doris Aschenbrenner. Das galt auch für die Aschermittwochsveranstaltung.

"Man muss nicht immer alles machen wie immer", sagte die Bundestagskandidatin Doris Aschenbrenner. Der politische Aschermittwoch in Coburg sollte zwar ihr Wahlkampfauftakt sein, doch Rituale wollte die 30-Jährige vermeiden. Außerdem sollte der Gast des Abends, Staatssekretär Patrick Dahlemann aus Mecklenburg-Vorpommern, zu Wort kommen. Also lieferten sich Aschenbrenner und Dahlemann einen Dialog, der zwischen You-Tube-Erklärvideo, Kabarettversuch und Aschermittwochsrede hin und her sprang. Per E-Mails und telefonisch hatten die beiden ihren Parts abgestimmt.

Lokale Themen enthielt die Doppelrede nicht, abgesehen von Dahlemanns Begrüßungsschmeichelei: "Mit Norbert Tessmer habt ihr einen richtig guten Mann an der Spitze", lobte er den Coburger Oberbürgermeister. Tessmer hatte Dahlemann in Berlin kennengelernt und ihn nach Coburg eingeladen. Durch sein Engagement gegen Rechtspopulisten wurde Dahlemann über Mecklenburg-Vorpommern hinaus bekannt. 2013 enterte er in Torgelow bei einer Protestveranstaltung der NPD gegen ein geplantes Flüchtlingsheim das Mikrofon und attackierte die Rechten.

Anders als in Torgelow war ihm in Coburg der Beifall im vollbesetzten großen Saal sicher, als er dazu aufrief, im Wahlkampf gegen die Rechtspopulisten "drei Kohleschippen draufzulegen". Widerspruch erntete aber Doris Aschenbrenner, als sie sagte, Religion sei kein zentrales Thema in Europa. Gerhard Amend, Stadtratsmitglied der CSB, protestierte. In Dahlemann hatte er ein schlagfertiges Gegenüber: "Welche Rolle die Religion protokollarisch in Bayern spielt, haben wir doch vorhin gesehen." Da war es um Horst Seehofer und seine eilige Gratulation an den neugewählten US-Präsidenten Donald Trump gegangen.

Spitzen gegen Merkel, de Maiziere, Söder, die Grünen, die Linken und Schelte für die AfD, Lob für den Kanzlerkandidaten Martin Schulz - insofern glichen die Inhalte einer ganz normalen Aschermittwochsrede. Dass Aschenbrenner Schulz als "Hochgeschwindigkeitszug ohne Bremse" bezeichnete, löste nicht nur bei Gerhard Amend ein Schmunzeln aus; dass sie forderte, die SPD in Coburg-Kronach solle ab Herbst wieder eine "Bundestagskandidatin" haben, noch mehr. Schließlich will sie Abgeordnete werden.

Die Rede wurde übrigens per Video aufgezeichnet - wenn schon der You-Tube-Star der SPD zu Gast war. Wo und wann sie zu sehen sein wird, verrieten Dahlemann und Aschenbrenner aber noch nicht.