Autofahrer in Coburg müssen sich bereits ab Ende Februar auf knifflige Umleitungen gefasst machen: Der Kanonenweg wird für ein Jahr (!) gesperrt.
Zunächst die gute Nachricht: Wenn diese XXL-Baustelle überstanden ist, wird das Projekt "Hochwasserschutz für die Innenstadt von Coburg", das vor mehr als 40 Jahren mit dem Bau des Froschgrundsees begonnen hat, abgeschlossen sein. Doch jetzt gleich mehrere schlechte Nachrichten: Die Baumaßnahme im Kanonenweg dauert lange, die damit verbundenen Umleitungen für Verkehrsteilnehmer sind knifflig, und für einige der dortigen Geschäfte könnte das alles gar existenzbedrohend sein. Louay Yassin, der Pressesprecher der Stadt Coburg, bringt es wie folgt auf den Punkt: "Diese Baumaßnahme wird nicht ohne Wut und Tränen ablaufen - aber wir kommen leider nicht drumherum."
Ein breiteres Bett für die Lauter
Grob gesagt bekommt die Lauter ein breiteres Flussbett (siehe dazu auch "Hintergrund" am Ende des Textes). Doch das jetzige Brückenbauwerk im Kanonenweg ist zu klein und schmal, deshalb wird es abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Unter der neuen Brücke wird dann ausreichend Platz sein für ein breiteres Flussbett. Der Brückenabriss ist zwar erst für den Sommer 2022 geplant, doch bereits im März beginnt die SÜC damit, zahlreiche Rohre und Leitungen zu verlegen beziehungsweise bei dieser Gelegenheit gleich zu erneuern. Bereits ab Montag, 28. Februar, muss der Kanonenweg deshalb gesperrt werden - und zwar voraussichtlich bis Februar 2023.
Diese Sperrung, die genau zwischen den Zufahrten zu Edeka Brehm und dem Outdoor-Geschäft "Der Skandinavier" eingerichtet wird, hat weitreichende Umleitungen zur Folge. Beispiel: Wer künftig von der Lossaustraße zu Edeka Brehm möchte, muss kurz vor der ehemaligen Shell-Tankstelle nach rechts in die Callenberger Straße biegen und nach 100 Metern links in die Raststraße. Weil diese Kreuzung Callenberger Straße/Raststraße sehr eng ist, wird dort eine Ampel aufgestellt. Um die Kreuzung außerdem vor einem noch zusätzlichen Verkehrsaufkommen zu bewahren, wird die Callenberger Straße bis zu den Einkaufsmärkten (Sagasser/Denn's) zur Einbahnstraße. Wer also wiederum bei diesen Einkaufsmärkten ist und wegfahren möchte, kann dies nur noch in Richtung Bahnhofstraße tun oder auch die enge Kreuzwehrstraße nutzen.
Ebenfalls zur Einbahnstraße - und zwar stadtauswärts - wird ab Ende Februar die Callenberger Straße zwischen der Callenberger Unterführung und der Gaudlitz-Kreuzung. Das hat allerdings nichts mit dem Brückenneubau zu tun, sondern mit Leitungsarbeiten der SÜC. Wenn diese SÜC-Leitungsarbeiten Mitte des Jahres fertig sind, schließen sich übrigens direkt die weiteren Brückenbauarbeiten rund um die Anschlussstelle "Gaudlitz" der Stadtautobahn an. Erst Mitte 2023 werden diese fertig sein.
Schwierige Zufahrt zum "Skandinavier"
Doch noch einmal zurück zum Kanonenweg: Das Ordnungsamt empfiehlt grundsätzlich eine "weitreichende Umfahrung" des Baustellenbereichs. Vom Thüringer Kreuz aus sollten ortskundige Fahrer, die in den Coburger Süden wollen, die Achse Kasernenstraße/Hindenburgstraße wählen und gar nicht erst in den Kanonenweg einfahren. Damit wird aber gleich das nächste Problem deutlich: Weniger Autofahrer im Kanonweg bedeutet automatisch auch weniger Kunden für die dortigen Geschäfte. Stadt und Ordnungsamt beteuern zwar, dass sie versuchen werden, dass es immer Zufahrtswege gibt - doch speziell im Fall des "Skandinaviers" sei dies "sehr herausfordernd". So muss ja Autofahrern, die aus der Lossaustraße kommen, zunächst einmal deutlich gemacht werden, dass sie gar nicht mehr geradeaus in den Kanonenweg fahren können - doch genau dies wird ein Jahr lang die einzige Zufahrt zum Outdoorgeschäft sein. Die Linksabbiegespur von der Callenberger Unterführung in den Kanonenweg wird sogar komplett gestrichen. Die Stadt hat namens Louay Yassin angekündigt, dem Geschäft helfen zu wollen.
HINTERGRUND: HOCHWASSERSCHUTZ FÜR COBURG
Mit dem Bau des Froschgrundsees begann der Kampf gegen das Hochwasser - inzwischen spielt auch noch der Klimawandel eine Rolle
Hintergrund Obwohl die Itz und auch die Lauter zwei eher kleine Flüsse sind, haben sie in der Vergangenheit schon mehrmals die Coburger Innenstadt überflutet. Vor allem die Schneeschmelze in den Höhenlagen des benachbarten Thüringer Waldes lässt die Pegel regelmäßig ansteigen. Das Wasserwirtschaftsamt Kronach hat deshalb vor mehr als 40 Jahren damit begonnen, ein Hochwasserschutzkonzept umzusetzen. Oberstes Ziel: Wenn Hochwasser kommt, soll dieses zunächst oberhalb der Stadt zurückgehalten werden. Aus diesem Grund wurden zwei Hochwasserrückhaltebecken gebaut: Der Froschgrundsee (Fertigstellung 1986) kann die Wassermassen der Itz aufhalten, der Goldbergsee (2010) die von Sulz und Lauter, wobei für Hochwasser der Lauter eigens eine Überleitung vom Lautertal nach Beiersdorf gebaut wurde. Wenn aber - etwa bei einem "Hundertjährigen Hochwasser" - die beiden Rückhaltebecken nicht ausreichen und größere Wassermassen abfließen müssen, dann sollten im Bereich der Coburger Innenstadt die Flussbetten von Itz und Lauter zumindest so breit und so stabil sein, dass die umliegende Bebauung und die dort lebenden Menschen trotzdem keinen Schaden nehmen. Um genau eine solche Verbreiterung und Stabilisierung des Flussbetts der Lauter geht es jetzt bei den Baumaßnahmen zwischen Kanonenweg und Raststraße.