Das Gerätemuseum Coburger Land, die Alte Schäferei, hat am Wochenende zu einer vergnüglichen Reise in die Vergangenheit eingeladen.
Die Kartoffel-Dämpfkolonne von Walter und Matthias Lehnert aus Boxdorf bei Nürnberg ist ein wahres Monstrum. Damit, erzählt Helga Lehnert, ist man früher im Herbst von Dorf zu Dorf, von Hof zu Hof getingelt und hat für die Bauern die Kartoffeln für die Winterfütterung gedämpft. Neun Zentner passen in den Dämpfer. Die gedämpften Kartoffeln wurden in ein Silo gegeben, verdichtet und gestampft und abgedeckt. Im Winter wurde die Masse abgestochen und verfüttert. Der Wagen, sagt Helga Lehnert, stammt aus der Vorkriegszeit, der Kessel ist 1967 restauriert werden.
Die Dampfkartoffeln finden reißenden Absatz - mit Quark oder Hering schmecken sie köstlich. Alte Technik lockt Hunderte an - zu Fachsimpeleien oder nur zum Staunen. Das "Motorpferd", ein Trecker von MWM, den Walter Lehnert mitgebracht hat, ist Baujahr 1924. Aus diesem Jahr stammt auch der Lanz Bulldog von Wilhelm Westphal, der mit 82 Jahren fast so alt wie sein Traktor ist. Und Adolf Herr hat wieder seine Dreschmaschine, Baujahr 1938, auf- und knatternd angestellt.
Erstmals werden beim Museumsfest auch historische Feuerwehrspritzen gezeigt, die älteste stammt aus dem Jahr 1801, die jüngste von 1897. Dank der Feuerwehrinspektion des Landkreises konnte diese Feuerwehrspritzenschau zusammengestellt werden.
Die Alte Schäferei, darauf ist der Fördervereinsvorsitzende Wolfgang Dultz stolz, ist ein lebendiges Museum, wo historische Gerätschaften nicht nur in ihrer Funktionsweise angeschaut, sondern auch angefasst werden können. Das Jahr 2014, resümiert Dultz, sei nach dem Jubiläumsjahr 2013 erneut ein erfolgreiches fürs Gerätemuseum gewesen. Bis zum Jahresende, rechnet man, werden es wohl um die 15 000 Besucher gewesen sein, die zu den Veranstaltungen gekommen sind. Allein beim Genussregion-Wochenende wurden 5500 Besucher gezählt, und auch beim Handwerkermarkt waren es 4500. "Das ist Werbung für unsere Alte Schäferei", sagt Dultz, der aber auch auf die bevorstehenden Veränderungen hinweist.
Zum 1. Januar 2015 - das ist die zeitliche Zielsetzung - soll die Trägerschaft in einen Zweckverband übergehen, den Landkreis, Gemeinde Ahorn und Museumsverein aus der Taufe heben wollen. Verhandlungen und Gespräche zu den Details sind im Gange. Ein Zweckverband als öffentlich-rechtliches Gremium, davon ist Wolfgang Dultz überzeugt, werde dem Gerätemuseum eine größere Sicherheit geben.
Alte Kultursorten Gravensteiner, Welschisner oder Signe Tillisch heißen die Apfel sorten, die Ewald Truckenbrodt erntet - und zwar von den 370 Bäumen auf seinen Streuobstwiesen. 62 Sorten hat er mitgebracht. Unglaublich ist auch der Duft der Äpfel, ungespritzt und unbehandelt. "Da riecht ein Apfel noch wie ein Apfel und schmeckt genauso," schwärmt er. Die alten Kultursorten liegen voll im Trend bei den Obstliebhabern.
Ob nun Dampfkartoffeln oder Zwiebelkuchen mit Federweißen, ob historisches Bulldog-Geknatter oder das rhythmische Sauerkrautstampfen, dieses Museumsfest hat einmal mehr gezeigt, welchen wertvollen Fundus das Gerätemuseum Coburger Land aufzubieten in der Lage ist.
... habe ich wie den Walter Lehnert bislang in Brünn bei Ebern verortet; allerdings habe ich beide zum diesjährigen Brünner Hausbrauerfest schon vermißt.
Die Lehnerts sind natürlich nach wie vor in Brünn bei Ebern zuhause; ebenso wie ihre Kartoffeldämpfkolonne; diese wurde allerdings von der Firma Gotthardt und Kühne in Boxdorf bei Nürnberg gebaut, wie u. a. hier nachzulesen ist: http://www.mainpost.de/regional/hassberge/Delikatessen-statt-Schweinefutter;art1726,7425023
Ein Bananenartikel: Es muß vom Leser nachgereift bzw. nachrecherchiert werden, woher diese absolut unglaubhafte Ortsangabe in Sachen Lehnert herkommt.