Zusammen mit Matthias Kornherr hat Kerstin Schmidt jetzt eine Interessengemeinschaft (IG) gegründet, die sich den "Erhalt der Ernstfarm-Kultur" zum Ziel gesetzt hat. Problem nur: Die Kontaktaufnahme mit dem Forst- und Domänenamt gestaltet sich bislang schwierig. "Man will nicht mit uns sprechen", hat Matthias Kornherr festgestellt. Dabei hätte er so vieles mitzuteilen: "Wir haben Visionen", sagt er und zählt auf, was für ihn und die IG-Mitstreiter zur "Ernstfarm-Kultur" gehört: "Leben, Wohnen, Arbeiten, Feiern, Genießen!" Oder, konkreter: Im März startet ein Musik- und Kleinkunstprogramm in seinem Laden; sobald das Wetter mitspielt, gibt's auch draußen Live-Musik. Für Pfingsten ist gar schon ein Festival mit vier Bands geplant. Und dann wäre da noch Kerstin Schmidt, die gerne wieder Märkte auf der Ernstfarm veranstalten würde.
Wann fällt die Entscheidung?
Das klingt ja schon fast nach einem Entwurf für ein Konzept, wie es das Forst- und Domänenamt demnächst von allen Interessenten erbitten wird. Denn Albert Schrenker sagt: "Wir wollen die Entscheidung, wie es mit der Ernstfarm weitergeht, nicht auf die lange Bank schieben." Er weiß allerdings auch: "Wir müssen uns erstmal einig werden, was wir dort wollen."
Der Amtsleiter schließt noch nicht einmal aus, dass der eine oder andere aktuelle Mieter auch künftig auf der Ernstfarm zuhause sein kann. Bei der Vergabe an einen neuen "Gesamt-Mieter" wäre es aber gut, wenn auf dem Areal vorerst keine Untermieter sind. Sprich: Die Immobilie soll also erst einmal "mieterfrei" sein.
So eine Aussage lässt die Sorgen bei Kerstin Schmidt noch größer werden: "Ich habe in meiner Töpferei zwei große, schwere Öfen - mit denen kann ich nicht mal eben schnell umziehen." Und schon gar nicht würde es sich lohnen, erst die Ernstfarm zu verlassen, um dann später wieder zurückzukehren.
Wenn sich Matthias Kornherr daran erinnert, wie viel Kraft, Zeit und Geld er in den Umbau seines Whisky-Ladens gesteckt hat, dann kommt er zu dem Fazit: "So eine Anstrengung unternehme ich nicht noch einmal." Wenn er die Ernstfarm verlassen muss, wird er anderswo nicht noch einmal neu anfangen. Dann ist Schluss.
HINTERGRUND: Die Ernstfarm
Die Vergangenheit Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, der seit 1840 mit Queen Victoria verheiratet war, galt auch im Bereich der Landwirtschaft als Vordenker. So ließ er um 1850 in der Nähe von Schloss Windsor vor den Toren Londons eine Farm anlegen, die fortan als agrikulturchemische Versuchsstation zur Forschung auf chemisch-physiologischen Gebieten der Landwirtschaft und zur Kontrolle von Sämereien, Futter- und künstlichen Düngemitteln diente. Seinem Bruder Herzog Ernst II. schlug Albert vor, eine solche Musterfarm doch auch in Coburg zu errichten. So entstand 1878 die Ernstfarm. Seit 1920 gehört das im Kürengrund bei Scheuerfeld gelegene Anwesen dem Coburger Forst- und Domänenamt.
Die Gegenwart Derzeit hat die Ernstfarm den Charakter eines Handwerker- und Gewerbehofs; außer Stallungen sowie einer Töpferei und einer Schreinerei gibt es zum Beispiel einen Whisky-Laden und einen Hundefriseur. Seit dem Tod des damaligen Pächters Walter Krahl vor knapp drei Jahren gibt es auf der Ernstfarm keinerlei Gastronomie mehr. Aber: Seit 2021 nutzt Matthias Maier (Schlossberg Sonneberg) den großen Veranstaltungsraum (und den Innenhof) als Event-Location.
Die Zukunft Unabhängig von der Suche des Forst- und Domänenamts nach einem neuen Pächter soll die Ernstfarm am 15. und 16. Juli 2022 erstmals Schauplatz für das Punkrock-Festival "Outside Rodeo" sein, das bislang am Güterbahnhof stieg. Auch über eine Verlegung der Designtage auf die Ernstfarm wurde bereits spekuliert, falls der Güterbahnhof aufgrund der Umbauarbeiten vorübergehend nicht zur Verfügung steht. Außerdem ist die Ernstfarm oft ein Thema, wenn nach neuen Proberäumen für Bands gesucht wird. Denn die jetzigen Räume auf dem BGS-Gelände fallen weg, wenn dort das neue Klinikum gebaut wird.
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