Hans-Georg Maaßen war vor kurzem die umstrittenste Person Deutschlands. Dass ihn die Junge Union nach Coburg holt, stößt auf Kritik - auch bei der CSU.
Noch am Dienstag wollte Maximilian Forkel in einem Gespräch mit dem Tageblatt gar nicht glauben, dass eine Veranstaltung mit Hans-Georg Maaßen auf Unverständnis stoßen könnte. Man habe den ehemaligen Verfassungsschutzpräsidenten "wertfrei" eingeladen, beteuerte der Vorsitzende der Jungen Union Coburg-Stadt (JU) und wolle sich mit ihm am Freitag "kritisch" austauschen. Doch als die entsprechende Ankündigung am Mittwoch im Tageblatt und auf www.infranken.de stand, musste sich Forkel eines Besseren belehren lassen: Es hagelte geradezu Kritik.
Boldt klingt verärgert
"Was bitte soll die Botschaft der JU mit der Verpflichtung von Herrn Maaßen sein? Das mutet schon sehr befremdlich an", schrieb der Coburger SPD-Landtagsabgeordnete Michael Busch auf der Facebook-Seite des Tageblatts. Ein anderer Kommentar einer Leserin lautete: "Junge Union und AfD - da wächst zusammen, was zusammen gehört!"
Sogar dem Coburger CSU-Kreisvorsitzenden René Boldt war im Gespräch mit dem Coburger Tageblatt deutlich anzumerken, dass er überhaupt nicht einverstanden ist mit dem, was sich der eigene Parteinachwuchs da ausgedacht hat. Letztlich nimmt Boldt zwar nur mit einem einzigen Satz zur Maaßen-Einladung Stellung, doch der ist vielsagend: "Das ist eine eigenständige Entscheidung der Jungen Union, bei der ich mir gewünscht hätte, vorher gefragt worden zu sein."
Auch bei den Jusos herrschte am Mittwoch Kopfschütteln - obwohl für sie diese Aktion auch nicht völlig überraschend kommt. "Die Vortragsveranstaltung von Herrn Maaßen auf Einladung der Jungen Union Coburg und deren Vorsitzenden Maximilian Forkel ist wohl als konsequente Fortsetzung des Anbiederungskurses der Union auch vor Ort in Coburg an die ,Neue Rechte‘ zu verstehen", erklärte der Coburger Juso-Vorsitzende Bastian Braunersreuther auf Tageblatt-Anfrage. Er erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass es jüngst auch schon eine "unwidersprochene Wahlempfehlung der AfD" für den Landratskandidaten der CSU gegeben habe sowie eine JU-Einladung an den "populistischen Vorsitzenden der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt" - und nun erfolge auch noch "die Heimsuchung Coburgs durch Herrn Maaßen", und das nur "für Aufmerksamkeit um jeden Preis". Bastian Braunersreuther findet: "Das alles ist verwerflich und trägt seinen Teil zur Spaltung der Gesellschaft bei."
Kritik kam auch von den Grünen. "Es zeigt recht deutlich, welche Werte die Junge Union vertritt, wenn sie Herrn Maaßen als Redner einlädt, der einer demokratischen Partei wie der SPD linksradikale Tendenzen vorwirft", schreibt Grünen-Vorstandssprecher Kevin Klüglein in einer Stellungnahme. Und: "Wir Coburger Grüne stellen uns uneingeschränkt gegen ein Weltbild, das auf alternativen Fakten und der Verharmlosung rechter Straftaten basiert."
Nach Tageblatt-Informationen wird es am Freitagabend vor und während der JU-Veranstaltung mit Maaßen sogar zu einer Protestaktion in Coburg kommen. Vielleicht hatten die Veranstalter genau das auch schon befürchtet, als sie beschlossen, den Ort der Veranstaltung geheim zu halten.
Mehr zur Protestaktion gegen den Maaßen-Besuch lesen Sie hier
Das ist doch der, der den Prüffall beraten hat, was er tun muss, um nicht zum Prüffall zu werden, anstatt die Verfassung vor dem Prüffall zu schützen.
Die Aktion der JU Coburg ist ein Schuss, der nach hinten losgegangen ist. Als nächste Redner schlage ich vor, dass Alexander Gauland (AfD) oder Gregor Gysi (Linke) oder Edmund Stoiber (CSU) eingeladen werden. In allen drei Fällen ist wohl keine große Zustimmung der Bevölkerung zu erwarten. Dümmer kann man sich nicht anstellen.