Die Coburger Hebammen informieren an einem Aktionsstand in der Fußgängerzone über die Problematik der Versicherungsprämien.
Bei einem Stundenlohn von 8,50 Euro über 400 Euro monatlich an eine Berufshaftpflichtversicherung zu zahlen, ist unzumutbar. Solange Verdient und Versicherungsprämie nicht im Gleichgewicht sind, geben die Hebammen keine Ruhe. Das ist absehbar, weil ihr Berufsbild und ihre Zukunft auf dem Spiel stehen. "Es muss sich etwas tun, sonst gibt es irgendwann keine freiberuflichen Hebammen mehr", sagt die Coburger Hebamme Dagmar Murmann-Patzek, die sowohl Hausgeburten durchführt als auch als Beleghebamme am Krankenhaus Hildburghausen tätig ist.
Zusammen mit ihren Kolleginnen wird sie am morgigen Samstag von 10 bis 15 Uhr an einem Aktionsstand in der Spitalgasse auf die kritische Situation der Hebammen aufmerksam machen.
Von 13.30 bis 14 Uhr diskutiert auch die Kulmbacher Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner mit.
Zum Hintergrund: Freiberufliche Hebammen sind laut Berufsordnung verpflichtet, sich in ausreichendem Umfang Haftpflicht zu versichern. In den letzten Jahren zehn Jahren hat sich das Angebot auf dem Versicherungsmarkt durch das unkalkulierbare Risiko, das die Geburtshilfe mit sich bringt, stark minimiert. Übrig bleiben für 2015 noch zwei Versicherer im Versicherungskonsortium der Gruppenhaftpflichtversicherung des Deutschen Hebammenverbandes. Die Konditionen sind jedoch ungewiss.
Die Prämien sind im Jahr 1999 von 357,90 Mark auf 5090,40 Euro im Jahr 2014 gestiegen. Der Grund dafür sind nicht steigende Fälle von Haftpflichtansprüchen, sondern die Höhe der Schadenssummen.
Das hat zwei Gründe.
Zum einen ist die medizinische Versorgung der Kinder, die bei der Geburt zu Schaden gekommen sind, besser, so dass die Lebenserwartung gestiegen ist. Zum anderen machen die Sozialversicherungsträger alle Kosten bei der Haftpflichtversicherung geltend, wenn ein Verschulden durch die Hebamme erwiesen ist.
Dagmar Murmann-Patzek: "Es gibt nur eine wirklich tragfähige langfristige Lösung des Problems. Es muss ein staatlich finanzierter Fond eingerichtet werden, der ab einer bestimmten Haftungsobergrenze die weiteren Kosten übernimmt." Diese Haftungsobergrenze müsse niedriger sein, als die Deckungssumme, die zur Zeit nötig ist. Damit wäre die Prämie für die Hebammen wieder zu finanzieren.
"Wir lieben unseren Beruf. Aber die Angst ist ein schlechter Begleiter in der Geburtshilfe. Und die nimmt leider immer mehr zu." Nicht nur die Hebammen allein tragen Verantwortung, sagt Dagmar Murmann-Patzek.