Wie in Seßlach aus dem Blutspenden ein Ereignis wurde

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Zum ersten Mal spendete Bürgermeister Martin Mittag (hinten) beim "Gesundheits- und Familientag" am vergangenen Freitag in der Mittelschule Seßlach Blut. Sein "Bettnachbar" Otmar Dellert war mit 76 Spenden dagegen ein "alter Hase". Abgezapft wurde beiden der kostbare Saft von Dr. Patricia Klein (Nürnberg). Foto: Bettina Knauth
Zum ersten Mal spendete Bürgermeister Martin Mittag (hinten) beim "Gesundheits- und Familientag" am vergangenen Freitag in der Mittelschule Seßlach Blut. Sein "Bettnachbar" Otmar Dellert war mit 76 Spenden dagegen ein "alter Hase". Abgezapft  wurde beiden der kostbare Saft von Dr. Patricia Klein (Nürnberg). Foto: Bettina Knauth
Aufgebaut war auch eine Shakerbar. Foto: Bettina Knauth
Aufgebaut war auch eine Shakerbar. Foto: Bettina Knauth
 
Typisierung Foto: Bettina Knauth
Typisierung Foto: Bettina Knauth
 
Schon lange wollte sich Nathalie Dikomey (vorn) typisieren lassen, doch erschien ihr das kompliziert zu sein. In Seßlach stellte die Angestellte des Landratsamts jetzt fest: Drei Stäbchen, so einfach ist das. (mit Christine Golchert) Foto: Bettina Knauth
Schon lange wollte sich Nathalie Dikomey (vorn) typisieren lassen, doch erschien ihr das kompliziert zu sein. In Seßlach stellte die Angestellte des Landratsamts jetzt fest: Drei Stäbchen, so einfach ist das. (mit Christine Golchert) Foto: Bettina Knauth
 
Bürgermeister Martin Mittag stärkt sich nach der Blutspende. Foto: Bettina Knauth
Bürgermeister Martin Mittag stärkt sich nach der Blutspende. Foto: Bettina Knauth
 
Nein, hinschauen mochte er nicht, aber seine Angst vor der Nadel überwand Bürgermeister Martin Mittag im Dienste der guten Sache als Erstspender beim "Gesundheits- und Familientag" am vergangenen Freitag in der Seßlacher Mittelschule. Foto: Bettina Knauth
Nein, hinschauen mochte er nicht, aber seine Angst vor der Nadel überwand Bürgermeister Martin Mittag im Dienste der guten Sache als Erstspender beim "Gesundheits- und Familientag" am vergangenen Freitag in der Seßlacher Mittelschule. Foto: Bettina Knauth
 
Ein Galileo-Gerät Foto: Betttina Knauth
Ein Galileo-Gerät Foto: Betttina Knauth
 
Selber etwas für andere geben, diese Möglichkeit hätten Blutspender, meinte Wolfgang Hoydem (vorne links) zum Auftakt des "Gesundheits- und Familientags" am Freitag in Seßlach. Als Feuerwehr weiß der Leiter der Grund- und Mittelschule Seßlach, wie schnell Blutkonserven, etwa bei einem Unfall, benötigt werden. Foto: Bettina Knauth
Selber etwas für andere geben, diese Möglichkeit hätten Blutspender, meinte Wolfgang Hoydem (vorne links) zum Auftakt des "Gesundheits- und Familientags" am Freitag in Seßlach. Als Feuerwehr weiß der Leiter der Grund- und Mittelschule  Seßlach, wie schnell Blutkonserven, etwa bei einem Unfall, benötigt werden. Foto: Bettina Knauth
 
Blutuntersuchung Foto: Bettina Knauth
Blutuntersuchung Foto: Bettina Knauth
 
Bürgermeister Martin Mittag meldet sich zum Blutspenden an. Foto: Bettina Knauth
Bürgermeister Martin Mittag meldet sich zum Blutspenden an. Foto: Bettina Knauth
 
Am Stand der AOK Foto: Bettina Knauth
Am Stand der AOK Foto: Bettina Knauth
 
Als Erstspender musste sich Bürgermeister Martin Mittag zunächst den Fragen von Bundeswehrarzt Dr. Heinrich Krautwurst (Bayreuth) stellen. Foto: Bettina Knauth
Als Erstspender musste sich Bürgermeister Martin Mittag zunächst den Fragen von Bundeswehrarzt Dr. Heinrich Krautwurst (Bayreuth) stellen. Foto: Bettina Knauth
 
Es gab auch eine Ausstellung beim Gesundheits- und Familientag. Foto: Bettina Knauth
Es gab auch eine Ausstellung beim Gesundheits- und Familientag. Foto: Bettina Knauth
 
Zur Anmeldung gehört auch das Ausfüllen eines Formulars. Foto: Bettina Knauth
Zur Anmeldung gehört auch das Ausfüllen eines Formulars. Foto: Bettina Knauth
 
Schlangestehen fürs Blutspenden Foto: Bettina Knauth
Schlangestehen fürs Blutspenden Foto: Bettina Knauth
 
Schon lange wollte sich Nathalie Dikomey typisieren lassen, doch erschien ihr das kompliziert zu sein. In Seßlach stellte die Angestellte des Landratsamts jetzt fest: Drei Stäbchen, so einfach ist das. Foto: Bettina Knauth
Schon lange wollte sich Nathalie Dikomey typisieren lassen, doch erschien ihr das kompliziert zu sein. In Seßlach stellte die Angestellte des Landratsamts jetzt fest: Drei Stäbchen, so einfach ist das. Foto: Bettina Knauth
 

Beim Gesundheits- und Familientag in Seßlach spendeten mehr Seßlacher als üblicherweise Blut - ein Erfolg für die Initiatoren der Aktion.

"Wo geht es hier zum Ende der Schlange?" Regelmäßige Seßlacher Blutspender rieben sich am vergangenen Freitag angesichts des ungewohnten Andrangs verdutzt die Augen. Die Werbetrommel, die Jürgen Forscht unter dem Motto "Herzblut für Seßlach" für den Aderlass gerührt hatte, zeigte Wirkung. 123 Spender registrierten die freiwilligen Helfer - und damit 50 Prozent mehr als üblich.

Das Stadtoberhaupt ging mit gutem Beispiel voran. "Ich möchte ein gutes Zeichen für die richtige Sache geben", sagte Bürgermeister Martin Mittag (CSU). Als Erstspender musste er zunächst die ganze Prozedur von der Anmeldung über Ausfüllen des umfangreichen Fragebogens, Arztgespräch und Schnelltest auf Blutgruppe und Hämoglobin-Wert über sich ergehen lassen. Und das, obwohl ihn bei dem Gedanken an das Pieksen ein mulmiges Gefühl beschlich. "Bisher habe ich mich immer erfolgreich vor der Nadel gedrückt", so Mittag. "Verblutet ist noch keiner", munterte ihn Peter Hofmann auf. Hinschauen mochte der Rathauschef auf keinen Fall, als er endlich an der Reihe war. Dr. Patricia Klein rüffelte den Ersttäter jedoch aus einem anderen Grund: Was er heute bereits getrunken und gegessen habe, wollte sie wissen. Das Wenige an Speis' und Trank, das Mittag zu Protokoll gab, stellte sie nicht zufrieden. "Das ist wie beim Auto: Wenn man nicht genug reinschüttet, kommt auch nichts raus", tadelte die Medizinerin aus Nürnberg und überreichte dem Bürgermeister gleich das passende Merkblatt.


Interessantes Zusatzprogramm

Er wollte das Thema Blutspende neu beleben, sagte Forscht zum Auftakt. Damit die Blutprobe auch Spaß macht, hatte der Heilgersdorfer mit Hilfe von Partnern aus der bloßen Lebenssaft-Abgabe einen "Gesundheits- und Familientag" gemacht. Interessierte konnten etwa das Galileo-Trainingsgerät der Diakoniestation Weitramsdorf-Seßlach testen, mit einer "Rauschbrille" auf der Nase versuchen am AOK-Stand auf Dosen zu werfen, einen alkoholfreien Cocktail der "Shakerbar" probieren oder einen Vortrag über "Stressbewältigung im Alltag" anhören. "Eine tolle Aktion", lobte Mittag die Initiative von Jürgen Forscht. Lang gesund zu bleiben, ohne Einschränkungen seinem Hobby nachgehen zu können, das sei auch für Jüngere ein Thema, meinte der Rathauschef.

Den Beweis traten sogleich Musiker der Stadtkapelle Seßlach an, die sich typisieren lassen wollten, und gleich auch noch einen halben Liter Blut daließen. Michael Beetz ist auf dem besten Weg, es seinem Vater Richard nachzutun, der mehr als 125 Mal Blut spendete. "Sollte es mich selber einmal treffen, wäre ich froh, wenn mir jemand helfen würde", kommentierte Stefan Autsch, der sich als einer von 27 Stammzellenspender registrieren ließ. Wie Beetz hat auch Gerhard Schorn einen Angehörigen, der schon einmal Blutkonserven gebraucht hat. "Dieses Blut gebe ich gern zurück", sagte der Heilgersdorfer, und das bereits an die hundert Mal. Auf eine ähnliche Zahl bringt es Bürgermeister a. D. Hendrik Dressel (Gemünda), der geduldig wartete, bis er an der Reihe war.

Nasenbluten bot den Anlass für die Erstspende von Konrad Heimstätt, nun spendet er regelmäßig, "aus Überzeugung". Mit 30 Mal brachte es Renate Scholz erst auf die Hälfte von Heimstätts Bilanz. "Als Arzthelferin weiß ich, wie wichtig Blutkonserven sind", kommentierte sie. Andere hatten, wie Silvia Erfurt, gleich ihre Kinder dabei, "damit diese erst gar keine Angst vor der Nadel entwickeln". "Nachher kann man sich etwas gönnen", schmunzelte unterdessen in der Schulkantine Alexander Leffer, wo er sogleich versuchte, den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Auch Mittag stärkte sich, mit einem der vom Hofcafé Mohnbiene angebotenen Gerichte.

Am Ende wurde die Hoffnung von Günter Meyer bei weitem übertroffen. Die Marke von 100 Spendern zu knacken, das hatte der Blutspenden-Beauftragte des Landkreises Coburg sich gewünscht. Es hätten noch mehr als 123 Spender sein können, denn viele konnten oder wollten sich nicht geduldig in die Schlange einreihen. Die nächste Chance haben sie am 8. Juni, erneut von 17 bis 20.30 Uhr in der Mensa der Grund- und Mittelschule Seßlach. "Es wäre schön, wenn wir uns beim nächsten Mal wiedersehen würden", gab Forscht allen mit auf den Weg, die beim Gesundheitstag vorbeischauten.