Wie geht's weiter mit der Coburger Bratwurst?

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Lebensmittelkontrolleure haben beanstandet, dass Coburger Bratwürste durch die Zubereitung auf Kiefernzapfen erhöhte Werte eines krebserregenden Stoffes aufweisen. Am Freitag nehmen Stadt, Brater und Metzger Stellung zum weiteren Vorgehen.

Ein Mitglied des Stadtrats soll am Donnerstag nach der Sitzung ganz demonstrativ zu einer der beiden Bratwurstbuden auf dem Marktplatz gegangen sein und genüsslich ein Exemplar der Coburger Spezialität verspeist haben. Die Botschaft sollte natürlich lauten: Solidarität mit unserer Bratwurst! Schließlich gehört die zu Coburg wie die Veste - und selbstverständlich muss sie ganz traditionell auf Kiefernzapfen zubereitet werden. Doch genau das könnte ihr jetzt zum Verhängnis werden. Am Donnerstag wurden die Stadträte im nicht-öffentlichen Sitzungsteil über den Vorgang informiert. Kurz vor 21 Uhr ging dann die Stadt mit einer Meldung an die Öffentlichkeit und lud für heute zu einer Pressekonferenz ein.

An der Pressekonferenz werden teilnehmen Coburgs Oberbürgermeister Norbert Tessmer, Landrat Michael Busch, Neustadts Oberbürgermeister Frank Rebhan (alle SPD), Innungsobermeister Ralf Luther, der Kuratoriumsvorsitzende der Genussregion Oberfranken, Bernd Sauer, sowie der Leiter des Ordnungsamts der Stadt Coburg, Kai Holland.

Weitere Proben entnommen

Abzuwarten bleibt, welche Analyse zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt schon möglich ist. Nachdem das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit bei drei Proben von Coburger Bratwürsten"zum Teil erhebliche Grenzwertüberschreitungen" festgestellt hat, wurden auf Anweisung der Staatsanwaltschaft Coburg weitere Proben entnommen. Deren Prüfungsergebnisse liegen aber erst im Laufe der nächsten Woche vor.
Was droht im schlimmsten Fall? In der gestrigen Stellungnahme der Stadt heißt es dazu: "Sollten sich auch in den jüngsten Proben Grenzwertüberschreitungen nachweisen lassen, wären die Verkaufsstellen verpflichtet, zu prüfen, welche alternativen Bratmethoden sich eignen, um künftige Gesundheitsgefährdungen auszuschließen. " Das heißt im Klartext: Coburger Bratwürste könnten künftig nicht mehr auf Kiefernzapfen gebraten werden dürfen. Das betrifft aber freilich nur öffentliche beziehunsgweise gewerbliche Bratereien wie allen voran auf dem Coburger Marktplatz. Mit Blick auf alle Hobbygriller wird seitens der Stadt explizit klargestellt: "Von der dargestellten Problematik gänzlich unberührt ist das private Zubereiten von Coburger Bratwürsten - hier gilt nach wie vor völlige Entscheidungsfreiheit bei der Grillmethode."

Alufolie als Hilfsmittel?

Auf die leichte Schulter nehmen sollten aber auch alle Hobbygriller den ganzen Vorgang nicht. Denn der krebserregende Stoff Benzo[a]pyren, um den es geht, hat nicht nur eine gefährlich aussehende Schreibweise, sondern ist es auch tatsächlich. Er kommt zum Beispiel in Steinkohlenteer vor, entsteht aber etwa auch bei der unvollständigen Verbrennung von organischen Stoffen. Wenn er in Lebensmitteln beziehungsweise Grillprodukten nachgewiesen wird, liegt dies meist an der Zubereitung über harzenden Kiefernzapfen. Der Lebensmitteltoxikologe Dr. Alfonso Lampen aus Hannover empfiehlt daher, beim Grillen und Braten stets eine Alufolie oder Alu-Schale auf den Rost zu legen.

Anders bei Ralf Luther, dem aus Neustadt stammenden Obermeister der Coburger Fleischer-Innung: Seine Neustadter Bratwürste bereitet er in der Puppenstadt auf naturbelassenem Buchenholz zu.