Wie Coburg Schüler zu Musikern werden

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Schüler der Klassen 4b und 4c der Coburger Jean-Paul-Schule proben für ihren Auftritt am Samstag im Landestheater.Foto: Jochen Berger
Schüler der Klassen 4b und 4c der Coburger Jean-Paul-Schule proben für ihren Auftritt am Samstag im Landestheater.Foto: Jochen Berger
Sören Schrader Foto: Jochen Berger
Sören Schrader Foto: Jochen Berger
 
Foto: Jochen Berger
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Beim "Till Eulenspiegel"-Projekt werden sogar Sägen als Musikinstrumente eingesetzt. Foto: Jochen Berger
Beim "Till Eulenspiegel"-Projekt werden sogar Sägen als Musikinstrumente eingesetzt. Foto: Jochen Berger
 
Isa begutachtet mit Carmen Schmidt das Ergebnis des Foto-Shootings Foto: Jochen Berger
Isa begutachtet mit Carmen Schmidt das Ergebnis des Foto-Shootings Foto: Jochen Berger
 
Foto: Jochen Berger
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Foto: Jochen Berger
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Lena, Alina und Melanie (von links) informieren sich in einem Buch über das Mittelalter. Foto: Jochen Berger
Lena, Alina und Melanie (von links) informieren sich in einem Buch über das Mittelalter. Foto: Jochen Berger
 
Foto: Jochen Berger
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Foto: Jochen Berger
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Foto: Jochen Berger
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Was passiert, wenn sich Viertklässler der Coburger Jean-Paul-Schule musizierend an ein Meisterwerk von Richard Strauss wagen? "Till Eulenspiegels lustige Streiche" erklingen am Samstag beim Familienkonzert im Landestheater.

Alles dreht sich um Till Eulenspiegel. Ausnahmezustand für die Klassen 4 b und 4 c der Jean-Paul-Schule in Coburg. Zwei Wochen lang diktiert nicht der Lehrplan den Alltag. In den Klassenzimmern sieht es stattdessen wahlweise wie auf einer improvisierten Probebühne oder in einem Theaterfundus aus. Bunte Kostüme und ungewöhnliche Musikinstrumente beherrschen die Szene.

Carmen Schmidt und Sören Schrader wagen als Projektleiter mit den 36 Schülern ein ehrgeiziges Unterfangen. Sie verwandeln die symphonische Dichtung "Till Eulenspiegels lustige Streiche" von Richard Strauss in ein Musikstück, in dem die Mädchen und Jungen eine gewichtige Rolle spielen.

"Das ist der Till, der macht was er will, aber am liebsten macht er Unfug und treibt Schabernack", singen die Schüler, während Sören Schrader mit klaren Akzenten die Einsätze gibt.
Auf Tröten und Waschbrettern, mit Trommel und Sägen machen die Schüler Musik, verwandeln die raffiniert instrumentierte Originalpartitur von Richard Strauss in eine klingende Szene. Buntes Markttreiben füllt den Raum. Auf Waschbrettern wird geschrubbt, am Schleifstein wird eine Sichel geschärft, mit Sägen werden dicke Balken bearbeitet.

Proben-Tagebuch

Noch ist viel Fantasie gefragt, um sich hier tatsächlich die Szenerie eines mittelalterlichen Marktes zu Zeiten von Till Eulenspiegel vorzustellen. Doch im Klassenzimmer nebenan warten bereits die Kostüme aus dem Fundus des Landestheaters, die aus Kindern des 21. Jahrhunderts Mädchen und Jungen des Mittelalters machen sollen.
Kostümanprobe bei Carmen Schmidt. Isa ist einer von einem halben Dutzend Tills, die am Samstag beim Familienkonzert auf der Bühne des Landestheaters zu erleben sein werden. Rote Mütze und rotes Wams passen Isa tadellos, dazu schließlich noch eine Strumpfhose in leuchtender Farbe - fertig ist der Unruhestifter Till, dem Strauss mit seiner Tondichtung ein klingendes Denkmal gesetzt hat.

Das Klassenzimmer nebenan dient vorübergehend als Werkstatt. Klassenlehrerin Lisa Lorenz hat Kreide und Schulbücher mit Nadel und Faden vertauscht, bessert da und dort Kleinigkeiten an den grauen Till-Schuhen aus, die die Schüler aus Filz gefertigt haben.

Zwei Wochen Proben statt Unterricht? Nicht ganz. Völlig ohne Lernen bleibt die Zeit nicht. Die Schüler wiederholen zuhause Stoff aus der dritten Klasse, legen ihre Hausarbeiten früh vor und stürzen sich dann in die Proben. Dazu führen sie noch ein "Till Eulenspiegel"-Tagebuch, in dem Tag für Tag fein säuberlich notiert und mit Buntstift-Zeichnungen dokumentiert wird, was Proben erarbeitet wird.


So kommt "Till Eulenspiegel" nach Coburg


Konzert-Tipp
"Compose Strauss: Till Eulenspiegel", Samstag, 4. Oktober, 18 Uhr, Landestheater Coburg

Die Mitwirkenden
Coburger Schüler der Jean-Paul-Schule präsentieren gemeinsam mit dem Philharmonischen Orchester Landestheater Coburg ihre Version von Strauss' "Till Eulenspiegel". Musikalische Leitung: Roland Kluttig; Projektleitung Carmen Schmidt, Sören Schrader.

Das Werk
Die symphonische Dichtung "Till Eulenspiegels lustige Streiche" von Richard Strauss wurde 1895 in Köln uraufgeführt. Das in Rondo-Form gehaltene Werk gilt als Meisterstück der Instrumentationskunst.

Carmen Schmidt
studierte Pädagogik in Leipzig und Berlin. Im Jahr 2002 gründete sie in Berlin die Freie Grundschule Pfefferwerk mit eigenem pädagogischen Konzept: Gelernt wird hier in kleinen, klassenübergreifenden Gruppen mit einer Schülerzahl von jeweils etwa 15 Kindern pro Lerngruppe. Gemeinsam mit Sören Schrader ist sie für die musikpädagogische Konzeption des Projekts "COmpose" in Coburg zuständig.

Sören Schrader,
geboren und aufgewachsen in der Händelstadt Halle, absolvierte ein Lehramtsstudium der Fachkombination Musik-Englisch, später folgte eine Weiterbildung zum Rhythmuslehrer. Schrader lebt in Berlin, wo er als Autor, Musiker und Pädagoge freiberuflich tätig ist.